Seychellen Totale Entspannung im Paradies
Selbst Kirchenvertreter respektieren den schlafmützigen Charakter ihrer Gemeinde. So schlägt die Turmuhr der Kathedrale der unbefleckten Empfängnis in Victoria, der Hauptstadt der Seychellen auf der Insel Mahé, nicht nur einmal zur vollen Stunde, sondern auch noch einmal zwei Minuten später - für diejenigen, die das erste Läuten nicht gehört haben.
Zur Gottesdienst-Zeit drängen sich die Einheimischen bis auf den von betörend duftenden Frangipani-Bäumen gesäumten Vorplatz der Kathedrale. Victoria ist mit etwa 30.000 Einwohnern eine angenehm kleine Inselhauptstadt, in der es nur eine Ampelanlage gibt und eine sympathisch kleine Miniaturausgabe des Londoner Big Ben. Die Stadt liegt im Nordosten von Mahé, der Hauptinsel der Seychellen. Zu der Gruppe im Indischen Ozean gehören noch mehr als 100 weitere Inseln, bewohnte und unbewohnte.
Wer auf die Seychellen fliegt, macht das meist nicht nur einfach so. Wie bei den Malediven oder bei Mauritius, denken viele Gäste gleich an Traumurlaub. Auf den Seychellen kommt hinzu, dass dies das zweitteuerste Reiseziel der Welt ist, nach Polynesien in der Südsee. Deshalb sind die Inseln beliebt, um hier Flitterwochen, Hochzeitstage und andere ungewöhnliche Anlässe gebührend zu feiern. Reisende Paare sind rund um die Swimmingpools der Seychellen an der Tagesordnung, aber auch betuchte Familien kann man immer wieder sehen.
Seliges Lächeln und passende Cocktails
Eine weitere Klientel der Inselgruppe im Indischen Ozean sind Prominente, die sich auf den Privatinseln vor fremden Augen sicher wähnen. Eine dieser Unterkünfte findet man auf der nur zwei Kilometer langen und einen Kilometer breiten Insel North. Dort haben der Architekt Silvio Reich und die Designerin Lesley Carstens einen puristisch-edlen Traum aus elf Gästevillen erbaut.
Die Anlage auf der 25 Kilometer nordwestlich von Mahé gelegenen Insel entspricht dem reduzierten Geschmack vieler reicher Großstädter auf der ganzen Welt, die nichts von Plastik und grellen Farben halten. Die Angestellten sind in Baumwollkleider gewandet, die man selbstverständlich auch im Insel-Shop kaufen kann.
Ein wenig erinnern der Einheitslook und der ganze Stil an eine Sekte, alle tragen ein seliges Lächeln auf dem Gesicht - der Barmann am West Beach, der den Gästen die passenden Cocktails zum Sonnenuntergang in den warmen Sand stellt, ebenso wie die beiden Hoteldirektoren Bruce Simpson und Cate Procter, die ihre Gäste mit weltmännischer Liebenswürdigkeit in Empfang nehmen.
Kostenpunkt 1000 Euro pro Nacht
Die Übernachtung in einer der für zwei bis vier Personen eingerichteten Villen kostet mehr als 1000 Euro pro Nacht. Dennoch herrscht hier keine Protzerei, sondern teuer bezahltes Understatement. Auf North Island tragen die Damen abends weder ihre Juwelen noch ihr Kleines Schwarzes zur Schau, sondern hüllen sich in Bequemes.
Es würde sich gar nicht lohnen, hier Wertvolles auszupacken, denn der Sand, der die ganze Insel bedeckt, steckt auch den Gästen augenblicklich in den Kleidern. Und das umso mehr, als man die Wege zu den einzelnen Stränden mit kleinen Golfautos zurücklegt, die zusätzlich Staub und Sand aufwirbeln.
Wie in allen namhaften Hotelanlagen auf der Welt gibt es auch auf North Island ein Spa. Das Wort Spa bezeichnet üblicherweise ein Wellness-Bad, in dem Massagen und kosmetische Behandlungen auf dem Programm stehen. Auf North Island thront man hoch über der Anlage, während reizende Angestellte einem die Füße mit wohl duftenden Massageölen kneten und sie danach mit aromatischen Lotionen einreiben.
Einen Urlaub auf den Seychellen mit einem Spa-Besuch zu verbinden, bietet sich an. Auch wer in seinem Hotel keine Möglichkeit dazu hat, muss nicht darauf verzichten. Auf Mahé können sich zum Beispiel im "Banyan Tree Hotel" auch Besucher verwöhnen lassen, die nicht zu den Hausgästen zählen. Stimmig sind dabei auch die Details: sei es der wohlschmeckende Empfangs-Tee oder die dezente Einrichtung der Behandlungszimmer, von denen aus man das Meer rauschen und die Vögel zwitschern hört.
Brotfruchtbäume und Zitronengras
Auch das "Lémuria-Resort" auf der zweitgrößten Insel der Seychellen, Praslin, bietet einen kleinen Spa-Bereich. Massagen mit heißen Steinen und Gesichtsbehandlungen sind nur ein kleiner Ausschnitt des Verwöhnangebots. Um einiges mehr Anziehungskraft besitzt hier aber der 18-Loch-Golfplatz, der selbst Nicht-Golfern Anerkennung entlockt.
Doch eigentlich muss man sich weder verschönern lassen noch sportlich betätigen, um auf den Seychellen auf seine hohen Kosten zu kommen. Dass es dort nicht besonders viel zu tun gebe, ist ein gern wiederholtes Vorurteil. Die Hauptinsel Mahé bietet mehr als bloß sagenhafte Strände und Palmenzauber: etwa den Gewürzgarten "Le Jardin du Roi" im Südosten der Insel, in der Bucht Royale. Madame George herrscht über dieses schöne Reich, wo Brotfruchtbäume und Zitronengras wachsen, wo es nach Zimt, Nelken und Muskatnuss duftet und sich auch die eine oder andere Palmspinne im Gebüsch verbirgt.
Man kann aber auch ganz einfach am Strand liegen, die Traumhaftigkeit des Seins genießen, keine Wolken am Himmel zählen und warten, bis es mal wieder etwas zu Essen gibt. Die Seychellen bringen ihre Besucher zur Ruhe. Peu à peu passen sie sich dem gemächlichen Tempo der Gelassenheit an.
Shirin Sojitrawalla, gms