Tasmanien Simply the best

Hobart, die südlichste Hauptstadt Australiens, besitzt mit ihrem geschäftigen Hafen und den georgianischen Häusern einen ganz eigenen Charme. Mit nur 190.000 Einwohnern ist sie die kleinste Kapitale des fünften Kontinents.
Von Hilke Maunder

Hobart - Schon die Lage ist beneidenswert: Am Fuße des Mount Wellington, 20 Kilometer flussaufwärts des buchtenreichen Derwent Rivers, liegt die Hauptstadt einer Insel, die von den Australiern liebevoll als under down under verspottet wird: Tasmanien. Doch auch die Tassies haben für die "bloody mainlanders" vom australischen Festland nicht viel übrig. Hobart hingegen ist für sie "simply the best" - in ihren Augen vereint die Hauptstadt das Beste, was Australien zu bieten hat.

Die kleine Metropole mit dem großen Naturhafen ist geformt und geprägt vom Wasser. Ihre Vorstädte folgen dem Lauf des Derwent Rivers. Die City drängt sich um die Docks der Sullivan's Cove und in den Kaischuppen der einstigen Elisabeth Pier bietet heute das Oakford Hotel aus jedem Zimmer Panoramablicke auf die historische Hafenbucht.

Neben einem wettergebeutelten Kahn frühstückt eine Gruppe in ihren Seekajaks. "Wir sind im Morgengrauen von Sandy Bay hierher gepaddelt. Es gibt nichts Schöneres, als den Sonnenaufgang auf See zu erleben", sagt eine junge Frau. Auf ihrer Persenning liegt eine Frischhaltebox, gefüllt mit Schoko-Muffins und Sandwiches. Auf dem Nachbarboot füllt ein Mann die Kaffeebecher.

Auf ihrem Rückweg passiert die Gruppe als kleine bunte Punkte die großen Versorgungsschiffe der Antarktis-Stationen. 4000 Kilometer See trennen Tasmanien vom nächsten Festland gen Süden. Von der Erforschung der gewaltigen Eismassen des sechsten Kontinents berichtet das Antartic Adventure House.

Die Gruppe dreht ab und paddelt zur Tasman Bridge. Nichts erinnert hier mehr an die 14 Toten der Tragödie von 1975. Ein Frachtschiff hatte damals einen Pylon der Brücke gerammt und die Straße einstürzen lassen. Ende Dezember ist die Brücke nun der schönste Schauplatz, wenn im Hafen von Hobart die Sieger des Telstra Sydney-Hobart Yacht Race erwartet werden. Die 630 Seemeilen lange Strecke gilt als härteste Hochseeregatta der Welt.

Nach der Anstrengung lockt der Genuss. Das siebentägige Festival "A Taste of Tasmania" lässt den Besucher den Geschmack Tasmaniens live erleben. Verkostungen, Vorträgen und Präsentationen von einheimischen und internationalen Starküchen, Winzern und Feinkostherstellern locken jährlich mehr als 200.000 Besucher an Hobarts Hafenrand. An Wasser- und Hafenatmosphäre fehlt es auch beim Australian Wooden Boat Festival nicht. Vom 8. bis 10. Februar 2003 dümpeln Boote aller Formen und Farben dicht an dicht im Sullivan's Cove und Constitution Dock: Trawler und Dampfschiffe, Yachten und Rah-Segler, Ruderboote, Kanus und Dinghies, selbst winzige Modellschiffe fehlen nicht.

Die Restaurierung des Altstadtviertels Battery Point am Westufer des Hafens hat der Stadt ihr historisches Herz zurückgegeben. Im 19. Jahrhundert sorgten Walfänger, Händler, Soldaten und Beamten für geschäftiges Treiben in den Speicherhäusern aus Sandstein. Heute florieren in den alten Wohn- und Warenhäuser, ab 1818 größtenteils von Sträflingen erbaut, Ateliers, Antiquitätenläden, Cafés, Kneipen und Boutiquen.

Jeden Samstag trifft sich die Stadt beim Salamanca Market. Man bummelt an den rund 300 Ständen zwischen Parlament und Hafen vorbei, deren Vielfalt kaum zu überbieten ist: Zitronengras, Lachs und Wein zwischen Sandsteinskulpturen und Schallplatten. Kitsch, Kleidung, Kulinarisches und Kunst, hier findet jeder etwas für seinen Geschmack.

Vom Salamanca Place führen Kelly's Steps hinaus zu den kolonialen Cottages von Battery Point. Das sind kleine Hütten aus Georgianischer Zeit, Kleinode mit Butzenscheiben und blank geputzten Kupferklinken. Wenig weiter liegt Arthur's Circus, ein sehenswerter Kreis alter Arbeiterhäuschen rund um eine zentrale Grünfläche. Jeden Sonnabend um halb zehn veranstaltet der National Trust eine Führung durch Battery Point.

Erste Station ist das Narryna Van Diemen's Land Folk Museum. Das älteste Volkskundemuseum des Landes hält mit Briefen, Bildern und Mobiliar die Erinnerung an die ersten Siedler wach. Das älteste, durchgehend bewohnte Gebäude Australiens steht in der Macquarie Street 40 und gehört heute zum Tasmanischen Museum. Das Theatre Royal ist das älteste Theater, die Anglesea Barracks die älteste Kaserne Australiens.

Solche Superlative sind wichtig für Hobarts Selbstbewusstsein. Auch 1973 hatte die kleine Kapitale als erste die Zeichen der Zeit erkannt. Als das Glücksspiel in Australien legalisiert wurden, eröffnete Hobart am West Point prompt Australiens erstes Kasino.

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