
Torres del Paine in Chile Das blaue Wunder

Patagonien gilt als das schönste Ende der Welt, als ein Inbegriff für wilde und ungezähmte Natur - das Shangri-La für Naturreisende. Besonders deutlich wird dies im berühmtesten Park der Landschaft, dem Torres-del-Paine-Nationalpark im Süden Chiles. Bis zu 3000 Meter hohe Berge, riesige Gletscher, Fjorde, Seen und weite Tundra prägen das Bild, dazu Kondore und Guanakos.
Die Anziehungskraft der beeindruckenden Natur hat allerdings auch Folgen: Die Besucherzahlen sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Was in den Achtzigern noch als Insidertipp für wenige Individualtouristen galt (1985: etwa 1500 Touristen), ist mittlerweile Ziel von mehr als 200.000 Menschen im Jahr. Mancherorts zu viele - auch waren unachtsame Touristen in den vergangenen Jahren für katastrophale Waldbrände verantwortlich.
Wie bewältigt man einen solchen Ansturm? Die chilenische Naturschutzbehörde CONAF hat zwei Maßnahmen eingeführt, die den Tourismus regulieren sollen. Eine davon ist der Preis: Der Nationalpark Torres del Paine ist teurer geworden. 2019 kostete ein Mehrtagespass rund 35 Euro pro Person, 2020 soll der Eintritt auf rund 40 Euro angehoben werden. Die Tickets müssen vor dem Parkbesuch online gebucht und bezahlt werden. Die Ranger kontrollieren an den Eingängen, wer sich im Park aufhält.
Tipp: Ausrüstung leihen
Wer kein Wander- und Campingequipment besitzt oder es nicht auf seiner ganzen Reise mitschleppen möchte, kann in Puerto Natales Daunenjacken, Zelte, Schlafsäcke und Campingkocher ausleihen. Eine wind- und wetterfeste Ausrüstung, gute Wanderschuhe und ein stabiles Zelt sind in Patagonien unabdingbar.
Eine andere Maßnahme ist die Limitierung der Besucher: Für die zwei Haupttreks muss man sich mittlerweile länger im Voraus anmelden. Es gibt neben CONAF zwei Reiseveranstalter - Fantastico Sur und Vertice -, die die Zeltplätze auf dem W- oder dem O-Trek koordinieren (die Wanderungen bilden, auf der Landkarte gesehen, jeweils die Form der Buchstaben).
Preisabfragezeitpunkt
18.04.2021 22.34 Uhr
Keine Gewähr
Für jeden dieser Treks muss jeder Zeltplatz vorher einzeln beim jeweiligen Anbieter gebucht werden. Man muss also auf den vorgegebenen Campingplätzen bleiben und sich an den Zeitplan halten. Insbesondere Letzteres ist natürlich nicht ganz einfach in einer Gegend, die besonders für ihr instabiles Wetter bekannt ist.
Wer keine Reservierung hat, kann die mehrtägige Tour nicht so machen wie vorgesehen. Zur Hochsaison kann es schon einmal eng werden. In der Nebensaison können Einzelpersonen mit etwas Glück auch spontan noch ein paar Restplätze ergattern. Wildcampen ist im Park verboten.
Tipp: Außerhalb der Trekkingtouren übernachten
Wer nicht unbedingt den vollständigen W- oder O-Trek machen will, kann auf einem der Campingplätze außerhalb der vorgegebenen Touren übernachten. Diese sind zwar nicht unbedingt günstiger, dafür meist schöner und weniger überfüllt. Der Campingplatz am Lago Pehoé bietet etwa einen der schönsten Ausblicke auf die Bergwelten der Torres. Von dort aus können dann die Hauptattraktionen des Parks in Tagestouren erwandert werden - abends geht es mit dem Mietwagen wieder zurück zum Campingplatz.
Wer keinen der Haupttreks buchen will oder mehr kann, ist nicht umsonst an dieses Ende der Welt gereist: Die Aussicht von den sogenannten Lookouts ist von fast überall im Nationalpark atemberaubend, auch Touren außerhalb der bekannten Wanderungen dorthin lohnen sich.
Ein relativ kurzer Spaziergang führt etwa vom Parkplatz zum Salto Grande, einem riesigen Wasserfall, der die Seen Lago Nordenskjöld und Lago Pehoé verbindet. Wer den Weg noch etwa eine Stunde lang weiterläuft, gelangt zum Mirador Cuernos, von dem aus man eine gute Sicht auf die "Hörner" der Torres und den Lago Nordernskjöld hat.
Tipp: Versorgung außerhalb des Parks kaufen
Die Zeltplätze im Park verfügen zwar meist über kleine Shops, aber die Nahrungsmittel dort sind überteuert. Das trifft auch für die wenigen Restaurants im Park zu. Wer eine Mehrtageswanderung plant, sollte vorher in Puerto Natales im Supermarkt einkaufen. Trinkwasser zum Abfüllen gibt es überall, es ist jedoch meist gechlort. Dafür trifft man beim Wandern ständig auf frische Quellen. Dasselbe gilt übrigens auch fürs Tanken: Wer mit dem Mietwagen unterwegs ist, sollte noch mal voll tanken, bevor er in den Park fährt.
Wer zum beliebten Mirador Base de las Torres will, um die bekannteste Ansicht der drei Felsgipfel zu sehen, sollte besser sehr früh aufstehen: Wenn um acht Uhr die Touristenbusse anrücken, drängen sich viele Menschen auf dem Weg, der an manchen Stellen zu schmal zum Überholen ist. Manche versuchen sogar, sich mit Flipflops den steilen und steinigen letzten Abschnitt hinauf zu kämpfen. Diejenigen, die den Anstieg unterschätzt haben, verschnaufen am Wegesrand.
Am Aussichtspunkt selbst wartet keine Naturromantik, sondern eine Warteschlange an der smaragdgrünen Lagune. Begehrtestes Souvenir ist hier: ein Selfie auf einem Stein im Wasser, im Hintergrund die Torres del Paine, in der Sprache des Theuelche-Volks für "Türme des blauen Himmels".
Zum Glück lassen sich solche überfüllten Orte im Nationalpark vermeiden - sie beschränken sich räumlich auf wenige Hotspots und zeitlich auf die Periode zwischen Mitte Dezember und Mitte Februar. Mit ein wenig Flexibilität lassen sich also auch weiterhin traumhafte Tage bei den Torres del Paine verbringen.
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Torres-del-Paine-Nationalpark in Patagonien: Der klassische Blick auf drei Granitberge vom Mirador, einem der Ausblickpunkte des Parks. Die Türme werden häufig mit den Drei Zinnen verglichen. Allerdings sind die Kletterwände hier mehr als doppelt so hoch.
Guanakos, die südlichen Artverwandten der Lamas, bevölkern in großen Rudeln den Nationalpark. Angst vor Menschen haben sie hier kaum noch.
Der Klimawandel lässt die Gletscher in Patagonien in atemberaubendem Tempo abschmelzen, Sommer für Sommer ist ein neuer Temperaturrekord zu vermelden. Dennoch bleibt das Wetter in Patagonien unberechenbar und häufig schlecht. So sind die Gipfel oft in Wolken gehüllt. Insbesondere die Spitzen des über 3000 Meter hohen Paine Grande schauen nur selten heraus. Hier ist die Punta Bariloche zu sehen, ein Nebengipfel des Paine Grande.
Der König der patagonischen Anden der Kondor. Die majestätischen Vögel erreichen eine Spannweite bis zu vier Metern und gehören damit zu den größten der Welt. Häufig sieht man sie ohne einen Flügelschlag über große Distanzen hinweg gleiten.
Abendlicher Bergblick: Die Nationalparkgrenze zu der im Vordergrund rechts zu erkennenden Estancia Lazo verläuft kurz vor der Laguna Verde. Estancias werden die großen Landgüter im Süden Amerikas genannt.
Blick von oberhalb der Laguna Azul in die Torres del Paine: Bis 2016 gab es am See einen wunderbaren kleinen Campingplatz. Leider wurde dieser geschlossen, der See kann nur noch von Tagestouristen per Auto angefahren werden.
"My tent is my Castle": Bei Neuschnee in den Torres del Paine freuen sich Wanderer schon auf die Gemütlichkeit des warmen Schlafsacks. Am Morgen werden sie dann mit einem Blick direkt auf die Laguna Verde belohnt.
Trotz diverser Waldbrände hat dieser Baum überlebt. Er steht am Wegesrand zwischen dem Lago Pehoé und dem Lago Grey. Durch Unachtsamkeit von Touristen sind in den letzten Jahren viele Tausend Hektar Wald abgebrannt, gerade um die beiden zuletzt genannten Seen.
Es ist selten windstill in den Torres del Paine, auch diese Stimmung hielt nur für wenige Minuten. Bestes Anzeichen für kommenden Sturm sind die "Reinas del Viento", die Windprinzessinnen. Andeutungsweise erkennt man diese linsenförmigen Wolken im Hintergrund.
Der bekannteste Wasserfall in den Torres del Paine ist der Salto Grande. Er verbindet die Seen Lago Nordenskjöld und Lago Pehoé. Verändern tut sich dabei auch die Farbe des Wassers: Während der Lago Nordenskjöld noch graugrün ist, leuchtet der Lago Pehoé bereits türkisgrün. Die Ursache: Die im Gletscherwasser enthaltenen Anteile an Schwebstoffen nehmen ab und verändern damit die Farbe des Wassers.
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