

SPIEGEL ONLINE: Frau Ford, bei Rastplätzen denke ich an schmutzige Klos und hässliche Sitzbänke. Was mögen Sie so daran?
Ford: Sie waren und sind ein Ort, der Menschen zusammenbringt. Ich finde es schön, dass wir dort anhalten, Luft holen, miteinander reden. Statt sich am Steuer ein Sandwich reinzudrücken, isst die Familie hier in Ruhe und genießt gemeinsam die Landschaft drumherum.
SPIEGEL ONLINE: Sie sind fünf Jahre lang durch die USA gefahren und haben verlassene Raststätten fotografiert. Klingt jetzt nicht so spannend...
Ford: Im Gegenteil. Es war ein Abenteuer, all diese Plätze zu suchen und zu finden. Als Fotografin komme ich viel herum. Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, nehme ich oft die Nebenstraßen. Irgendwann ist mir aufgefallen, wie einzigartig und liebevoll designt die Hütten auf den Rastplätzen oft sind. So kam ich auf die Idee zu dem Projekt. Sie zu fotografieren war ein großer Spaß - ich liebe Road Trips.
SPIEGEL ONLINE: Warum ist dieses Projekt so wichtig für Sie?
Ford: Bevor ich losgelegt habe, hab ich mich ein bisschen über die Rastplätze und deren Geschichte schlau gemacht. Als ich gelesen habe, dass immer mehr geschlossen und sogar abgerissen werden, hatte ich das Gefühl, dass ich sie so schnell wie möglich fotografieren muss. Um sie zu dokumentieren. Um zu zeigen, dass sie mal da waren.
SPIEGEL ONLINE: Warum werden sie denn abgerissen?
Ford: In unserer schnelllebigen Zeit, in der jeder eilig ans Ziel kommen will, werden sie einfach nicht mehr genügend genutzt. Zudem haben sie heute ein schlechtes Image. Sie hatten bei dem Stichwort ja auch erst mal nur dreckige Toiletten vor Augen. Dabei sind viele wunderschön - besonders mit der Landschaft drumherum.
SPIEGEL ONLINE: Müssen sie denn unbedingt bleiben, es gibt doch heute richtige Restaurants an den Autobahnen? Und eigentlich sind es doch nur kleine Hütten, oder?
Ford: Manche sind viel mehr als das: kleine Kunstwerke. Viele wurden in den USA von den besten Architekten und Designern des jeweiligen Bundesstaates entworfen und sollten die kulturelle und historische Bedeutung der Region repräsentieren. Somit sind sie ein Teil der amerikanischen Geschichte.
SPIEGEL ONLINE: Welche Raststätte hat Ihnen am besten gefallen und warum?
Ford: Die beim White Sands National Monument in New Mexico. Das Naturschutzgebiet ist eine riesige weiße Wüste aus Gips. An diesem skurrilen Ort habe ich mich gefühlt wie auf einem anderen Stern. Im Nirgendwo steht dort ein kleines Häuschen. Die Picknicktische sind aus den Sechzigern, sehen ohnehin sehr stylisch aus. An dem Tag, an dem ich das Foto machte, hatte ein Sturm alles durcheinandergewirbelt, der Sand lag überall. Es war unmöglich, ein schlechtes Foto zu schießen.
Ryann Ford, ist Fotografin und lebt in Austin, Texas. Nach ihrem Abschluss am Brooks Institute of Photography fuhr sie jahrelang als Reisefotografin um die Welt - und entdeckte dabei ihre Liebe zu verlassenen Rastplätzen, die sie seit fünf Jahren für die Serie "The Last Stop" fotografiert. Ihre Arbeiten sind unter anderem in der "New York Times" erschienen.Website der Fotografin Ryann Ford
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