Foto: Anteo Marinoni/ dpa

Fragen zur Sperrzone Ich bin in Italien. Wie komme ich jetzt nach Hause?

Italiens Regierung hat das ganze Land zur Sperrzone erklärt. Was bedeutet das für Reisende, die gebucht haben oder im Land unterwegs sind?

Wie ist die Lage im Land?

Um die Ausbreitung des Virus Sars-CoV-2 in den Griff zu bekommen, ist ganz Italien seit Dienstag Sperrzone. Rund 60 Millionen Menschen sind von den Maßnahmen betroffen. Die Reisefreiheit im ganzen Land ist eingeschränkt - auch wenn Fernzüge weiter fahren und Flugzeuge nach wie vor abheben.

Das Auswärtige Amt (AA) rät nun von nicht erforderlichen Reisen nach Italien ab. "In ganz Italien sollen nicht notwendige Fortbewegungen vermieden werden, mit Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und Kontrollen ist landesweit zu rechnen", heißt es in den Reisehinweisen des AA für Italien.  

Ich bin in Italien. Komme ich mit dem Auto nach Hause?

Die Rückkehr an einen Wohnort sowohl innerhalb als auch außerhalb Italiens, also auch die Ausreise in Richtung Deutschland seien weiterhin möglich, so das AA. Mit Kontrollen und Nachfragen von Sicherheits- und Ordnungskräften muss gerechnet werden. Außerdem müsse eine Selbsterklärung  über die Notwendigkeit der Fahrt ausgefüllt und mitgeführt werden.

Österreich hat am Dienstag einen weitgehenden Einreisestopp aus Italien beschlossen. Davon sollen aber vor allem Italiener betroffen sein. Die Durchreise mit dem Auto von Touristen etwa aus Deutschland solle möglich bleiben, sofern diese keinen Halt in Österreich machten. Dazu könne unter anderem vor der Einreise die Tankanzeige kontrolliert werden, hieß es.

Fahren die Züge noch?

Am Mittwoch ist der Personen-Zugverkehr von und nach Italien über die österreichische Grenze eingestellt worden. "Wir folgen den Anweisungen der Behörden", sagte ein Sprecher der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Als vorläufig letzter Zug habe am Vormittag ein Eurocity aus Italien in Richtung Innsbruck und München die Grenze passiert.

Die Deutsche Bahn teilt auf seiner Seite "Aktuelle Verkehrsmeldungen"  mit, dass es zu Einschränkungen im Fernverkehr von/nach Italien über Österreich kommt:

  • Die Nightjet-Verbindungen der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) nach Venedig und Mailand beginnen und enden vorzeitig in Villach (Österreich).

  • Die EC-Züge zwischen München und Verona enden und beginnen in Innsbruck.

  • Die ECE-Verbindung von Frankfurt nach Mailand verkehrt derzeit ohne Einschränkungen. Mit zusätzlichen Einschränkungen im Verkehr nach Italien ist laut Bahn jedoch jederzeit zu rechnen.

Wer innerhalb Italiens mit der Bahn in einen anderen Ort will, muss - etwa wie am Bahnhof Termini in Rom - an einem Kontrollpunkt eine Selbsterklärung zu den Gründen ausfüllen.

Und wie ist es per Flugzeug?

Mit der Ausrufung der Sperrzone setzen immer mehr Airlines Flüge nach Italien aus. Viele Passagiere werden deshalb umgebucht, Flugzeiten oder gar der Flugtag ändern sich.

  • Die Billigfluggesellschaften Norwegian Air Shuttle und Wizz Air aus Ungarn teilten mit, alle Verbindungen nach Italien bis April einzustellen.

  • Die britische Budget-Airline Easyjet streicht alle Flüge nach und von Italien bis zum 3. April. Es werde aber eine Reihe von Notfallflügen geben für Passagiere, die aus wichtigen Gründen von oder nach Italien reisen müssten, teilte das Unternehmen mit.

  • British Airways sagte für Dienstag alle Italien-Flüge ab.

  • Air France sagt alle Flüge nach Italien ab dem 14. März bis einschließlich 3. April ab. Bis zum 14. März wird ein Flug pro Tag zu jedem ihrer italienischen Reiseziele beibehalten. Reisende, die das wünschen, können so ihre Reise vorziehen.

  • Ryanair streicht bis zum 8. April sämtliche Italien-Flüge. Ab Mittwoch sollen alle inneritalienischen Flüge der Airline ausgesetzt werden, internationale Flüge von und nach Italien ab Freitag. Flugreisende, die in ihr Heimatland zurückkehren wollten, können bis Freitag kostenlos auf einen früheren Flug der Airline umbuchen.

  • Von der Lufthansa-Gruppe setzte Austrian Airlines den Flugverkehr zwischen Wien und Norditalien bis zum 28. März aus. Das österreichische Gesundheitsministerium hatte ein Landeverbot für Flüge aus Italien erteilt. Damit entfallen bis zu drei Flüge täglich nach Venedig und Bologna sowie bis zu sechs Verbindungen von Wien nach Mailand. Flüge nach Rom und Mailand wurden aufrechterhalten.

  • Die Hauptmarke Lufthansa  und die Billigflugtochter Eurowings bieten noch einige Italien-Flüge an.

Viele Fluglinien bieten zurzeit Kulanzregelungen für kostenfreie Umbuchungen weltweit an, zum Teil gelten sowohl für bestehende als auch für zukünftige Buchungen und zum Teil nur für neue Buchungen.

Ich habe einen Italienurlaub gebucht. Bekomme ich mein Geld zurück?

Da das AA von nicht erforderlichen Reisen nach Italien abrät, können Pauschalurlauber kostenlos vom Vertrag zurücktreten. Das erklärt der Reiserechtler Paul Degott aus Hannover, denn: "Urlaubsaktivitäten sind nicht mehr möglich." Es liege ein unvermeidbarer, außergewöhnlicher Umstand vor und damit höhere Gewalt. Veranstalter dürften Reisen nun von sich aus absagen. Sie müssen ihren Kunden das angezahlte Geld binnen 14 Tagen zurückzahlen.

Viele buchen ihren Italienurlaub individuell - auch diese Reisenden haben gute Karten: Nach Ansicht des Reiserechtsexperten Ernst Führich können einzelne Hotelbuchungen kostenlos storniert werden, wenn die Unterkunft nicht mehr erreichbar ist. Das gelte auch im italienischen Recht. Wer auf einem deutschsprachigen Hotelportal im Internet gebucht hat, für den gelte ohnehin deutsches Recht. Dann wenden sich Urlauber an den Vermittler - also das Portal - und pochen auf eine gebührenfreie Stornierung des Aufenthalts. Im Streitfall kann am Wohnsitzgericht des Verbrauchers geklagt werden.

Auch einzelne Flüge ließen sich kostenfrei stornieren, sagt Führich - auch hier zählt das Vorliegen eines unvermeidbaren, außergewöhnlichen Umstands. Schadensersatz oder Ausgleichszahlungen nach der EU-Fluggastrechteverordnung sind seiner Meinung nach aber ausgeschlossen.

Was ist meinem gebuchten Osterurlaub in Italien?

Die Einstellung des öffentlichen Lebens in Italien soll vorerst bis 3. April gelten. Wer einen Urlaub in der Zeit danach gebucht hat - zum Beispiel über Ostern - sollte erst einmal abwarten. Falls die Buchungsbedingungen eine kostenfreie Stornierung bis kurz vor Anreise vorsehen, lässt sich der Aufenthalt auch absagen und später erneut buchen. "Man muss jetzt keine Sorge haben, dass kein Zimmer mehr verfügbar sein wird", sagt Degott.

Im Vorteil sind Urlauber, wenn sie Unterkünfte mit kostenloser Storno-Option etwa bis einen Tag vor Abreise gebucht haben. Das bieten viele Hotelportale, der Preis ist dann etwas teurer. "In diesem Fall würde ich stornieren und schauen, wie sich die Preise entwickeln", empfiehlt der Reiserechtler. Neu buchen sollte man nur mit einer großzügigen Stornierungsmöglichkeit.

abl/dpa
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