Strand von Glyfada bei Athen: »Die vorzeitige Heimreise kann teuer werden«
Strand von Glyfada bei Athen: »Die vorzeitige Heimreise kann teuer werden«
Foto: Antonis Nikolopoulos / ANE Edition / imago images

Reiserücktrittsversicherungen im Test Wie sich Urlaub in Coronazeiten absichern lässt

Wer zahlt die Stornogebühren, wenn Urlaub wegen Corona ausfällt? Stiftung Warentest hat Dutzende Versicherungen untersucht. Wichtig beim Abschluss einer Police: nicht nur an den Reiserücktritt denken.
Von Julia Stanek

Kopfschmerzen, Schnupfen, ein bisschen Husten – das hat Reisende früher nicht zwangsläufig davon abgehalten, zum Flughafen zu fahren und in den Süden zu fliegen. Zur Not erholte man sich zwei Tage im Hotelzimmer vom Infekt, frühstückte ein paar Apfelsinen und Aspirin, und sprang erst am dritten Urlaubstag in den Pool, wenn das Halskratzen nachließ. Immer noch besser als zu Hause zu hocken. Die Reiserücktrittsversicherung haben sich viele Menschen lieber gespart. Was konnte schon passieren?

Dann kam die Pandemie – und plötzlich wird vielen klar, was alles so passieren könnte. Man könnte Kopfschmerzen bekommen. Oder Schnupfen. Oder ein kleines bisschen Husten. Und man könnte beim Fiebermessen am Flughafen mit ein paar Kommastellen auffliegen. Dann könnte der Urlaub ziemlich schnell zu Ende sein.

Wer in diesem Jahr trotz des Coronavirus verreisen wollte – oder schon sehnsüchtig an den Urlaub 2021 denkt –, wird sich mit ziemlich großer Sicherheit die Frage gestellt haben: Bekomme ich mein Geld zurück, wenn Covid-19 meine Pläne durchkreuzt, etwa weil ich selbst zum Verdachtsfall werde oder gar positiv getestet?

Natürlich hat die Versicherungsbranche Antworten auf diese Frage parat und umwirbt Einzelpersonen und Familien mit Produkten für unterschiedliche Szenarien: nämlich für den Fall, dass ich eine einzelne Reise absichern möchte und für den Fall, dass ich gleich mehrere Reisen in einem Jahr plane und diese im Paket versichert haben möchte.

Was taugen die Angebote?

Diese Frage hat sich auch die Stiftung Warentest gestellt – und 132 Tarife von 14 Anbietern unter die Lupe genommen, darunter 50 sogenannte Vollschutztarife. Dabei handelt sich um die Kombination aus Reiserücktritts- und Reiseabbruchschutz, eine Variante, die die Stiftung Warentest ausdrücklich in der Januar-Ausgabe von »Finanztest«  empfiehlt. Gründe gegen den Urlaub können bekanntlich auch eintreten, wenn man bereits am Urlaubsort eingetroffen ist und den Aufenthalt beenden möchte oder muss. »Gerade die vorzeitige Heimreise kann teuer werden.«

Es ging beim Test nicht nur um den Reiserücktritt wegen Covid-19. Und doch ist das Virus das Stichwort, das als Überschrift über den Ergebnissen steht: »Sicher buchen trotz Corona.« Schließlich fragten sich »bei anhaltend hohen Zahlen von Corona-Infektionen jetzt auch die Optimisten, ob und wie sie ihre Reise versichern«.

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Tritt die Versicherung bei Covid-19 ein?

Heraus kam, dass nur 16 von 50 Vollschutztarifen den Pandemiefall voll versichern, darunter sind Angebote des Testsiegers TravelSecure/Würzburger, aber auch von HanseMerkur, ADAC, Zurich und Safety Card/Adler. »Von den anderen schließen 18 Tarife eine Pandemie als Rücktrittsgrund aus«, schreibt »Finanztest«. Bei den übrigen gebe es Einschränkungen: »Sie übernehmen keine Kosten, wenn vor Reiseantritt oder Einreise das Auswärtige Amt vor Reisen in das Gebiet warnen.«

Eine Frage macht die Sache während der Corona-Pandemie zusätzlich kompliziert: Ist jemand ein Corona-Verdachtsfall und muss daher vielleicht in Quarantäne – oder hat er sich wirklich angesteckt und erkrankt, und das auch noch schwer? Nur dann nämlich kommen Reiserücktrittsversicherungen zum Tragen: wenn »Versicherte schwer und unerwartet erkranken«. Insofern sei Corona »für Versicherer und Reiselustige ein Sonderfall«, fasst »Finanztest« zusammen. »Viele Menschen haben ein positives Testergebnis, weisen aber keine oder nur leichte Symptome auf. Sie dürfen dennoch nicht reisen, weil sie sich isolieren müssen.«

Schaut man sich an, wie die oben genannten Anbieter den Corona-Versicherungsfall handhaben, kommt ein ziemlich uneinheitliches Bild zustande. »Ein Teil zahlt die Stornokosten der Reise bereits bei Vorlage eines positiven Testergebnisses. Einige fordern zusätzlich ein ärztliches Attest«, ergab der Test. »Anderen zahlen erst, wenn die versicherte Person oder ein Mitreisender Symptome hat und diese per Attest nachweist, oder erst bei schweren Symptomen.« Tipp: Unbedingt beim Anbieter erfragen, wie es im Detail läuft – und vergleichen!

Die besten Tarife im Überblick

  • Die Tarife von TravelSecure/Würzburger bekamen aber nicht nur wegen der Corona-Absicherung »sehr gute« bis »gute« Noten (1,5 bei Verträgen für eine Reise und 1,6 bei Jahresverträgen). Auch faire Bedingungen und Transparenz spielten eine Rolle. So hätten Kundinnen und Kunden es hier leicht, zu erkennen, »wann sie wegen welcher Krankheiten stornieren können«. Außerdem seien auch Schwangerschaft, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit in der Police enthalten, sofern man davon nach dem Abschluss der Versicherung erfährt. Und wenn es zu einem Reiseabbruch während der ersten Hälfte des Urlaubs komme, zahle die Versicherung den kompletten Reisepreis zurück.

  • Auch die Europ Assistance schnitt gut ab: Bei ihren Jahresschutztarifen bekam auch dieser Anbieter die Note 1,6 – trotz eingeschränkter Pandemieabsicherung. Dafür tritt die Versicherung den Angaben zufolge »auch im Fall von Terroranschlägen ein«.

  • Die HanseMerkur erhielt ebenfalls gute Noten: 1,7 für einzeln abgesicherte Reisen und 1,8 für Jahresverträge. Sie bietet auch speziellen Corona-Zusatzschutz an, etwa die Absicherung von Quarantäne für einen »vergleichsweise teuren« Aufschlag des Normalbeitrags. Versichert sei dann jeweils der persönliche Quarantänefall und die Isolation nach einem positiven Test.

Wer überhaupt eine Police braucht

Wie handle ich bei einer Urlaubsbuchung so, dass ich im Ernstfall möglichst nicht auf den Kosten sitzen bleibe? Die Frage ist in diesen unwägbaren Zeiten sicher naheliegend. Stiftung Warentest urteilt dennoch: »Eine Reiserücktrittsversicherung ist aus unserer Sicht kein Muss.« Schließlich gehe es nicht um »existenziellen Schutz«. Sinnvoll könnte eine Versicherung sein für Familien mit kleinen Kindern sowie Seniorinnen und Senioren – gesundheitlich könnte bei ihnen eher mal »etwas dazwischenkommen«.

Kriterien für eine gute Reiserücktrittsversicherung

Welche Police für die eigenen Bedürfnisse passend ist, lässt sich anhand einiger Prüfkriterien herausfinden, etwa diese:

  • Verzicht auf Selbstbeteiligung: Die 50 von »Finanztest« untersuchten Vollschutztarife sind alles Tarife ohne Selbstbeteiligung. Ein wichtiges Kriterium, weil eine Selbstbeteiligung unter Umständen hoch ausfallen kann – einige Versicherer verlangten 20 Prozent der Stornogebühren des Veranstalters.

  • Zahlt der Versicherer auch bei Vorerkrankungen, die lange nicht behandelt werden mussten?

  • Bei gemeinsam gebuchten Reisen: Müssen die Mitreisenden auch gemeinsam versichert sein?

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Genau hinschauen sollten Verbraucherinnen und Verbraucher also in jedem Fall. Um die Sache auf den Punkt zu bringen, lautet das Fazit zum Test der Tarife dann auch: »Selbst die Besten haben Lücken.«

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