

Erstes Virgin-Kreuzfahrtschiff So stellt sich Richard Branson "rebellischen Luxus" vor
Richard Branson lässt Flugzeuge für sich fliegen, betreibt Hotels, bis vor Kurzem auch ein Bahnunternehmen - und er mag Abenteuer und Eigen-PR. Jetzt startet der britische Milliardär und Chef der Virgin-Gruppe mit seinem ersten Kreuzfahrtschiff in eine neue Branche: Vor wenigen Tagen stellte er die "Scarlet Lady" im südenglischen Dover vor. Am 1. April bricht das 277 Meter lange Luxusschiff zu seiner Jungfernfahrt von der US-Westküste auf. Bis 2023 sollen noch drei weitere der "Lady Ships" folgen, ein Wortspiel mit dem Begriff "your ladyship", Ihre Ladyschaft.
Und das in einer Zeit, in der Kreuzfahrtschiffe eher mit Quarantäne und Viren als mit Spaß und Luxus in Verbindung gebracht werden: Auf der "Diamond Princess", die aufgrund eines Ausbruchs der Lungenerkrankung Covid-19 mehr als zwei Wochen bei Tokio festlag, befanden sich auch etwa 70 Briten. Branson hat jedoch keine Bedenken - laut der britischen Zeitung "Guardian" sagte er in Dover, die Kreuzfahrt sei eine Wachstumsbranche, etwa 32 Millionen Menschen würden 2020 in See stechen, fast doppelt so viele wie 2009.

"Scarlet Lady" von Virgin Voyages: Lady in Rot
"Sailors" nennt die Reederei Virgin Voyages ihre Passagiere: Seefahrer oder Matrosen. Und davon passen mehr als 2770 auf das in der italienischen Werft Fincantieri in Genua gebaute Premierenschiff, hinzu kommen 1160 Crewmitglieder. Mit einer Größe von 110.000 BRZ werden die Virgin-Schiffe zwischen der "Aida Prima" von Aida Cruises (124.500 BRZ, 3300 Passagiere) und den Neubauschiffen von TUI Cruises (rund 99.500 BRZ, 2500 Passagiere) liegen.
Ein Schiff nur für Erwachsene
"Seit ich in meinen Zwanzigern war, habe ich davon geträumt, meine eigene Kreuzfahrtreederei zu starten", sagte Richard Branson. Und jetzt will der 69-Jährige irgendwie alles anders machen: Kinder dürfen nicht auf den Adult-only-Kreuzer. Jüngere Menschen sind aber durchaus willkommen: Drag-Queen-Auftritte und ein Tattoo-Studio sollen sie ansprechen. Statt Büfetts gibt es mehr als 20 Restaurants und Imbisse an Bord, Speisen sind im Preis inbegriffen. Ebenso wie Fitnesskurse, WLAN, Getränke wie Kaffee und Mineralwasser und Trinkgeld.
Wie eine Riesenjacht soll die "Scarlet Lady" von außen wirken, den silbern glänzenden Bug ziert eine kleine Meerjungfrau in Rot. 86 Prozent der 1330 Kabinen und 78 Suiten haben einen Balkon, 93 Prozent Meerblick. In zwei der sogenannten Rockstar-Suiten gibt es extra Musikräume, mit Verstärkern und einer Wand voller E-Gitarren. "Rebellischen Luxus" nennen die Marketingleute der Reederei den Boutique-Style.
In Zeiten, in denen die Kreuzfahrt beliebter und zugleich umstrittener denn je ist, kommt Branson am Thema Umweltschutz natürlich nicht vorbei: Er kündigte an, die direkten CO2-Emissionen der "Scarlet Lady" vom ersten Tag an zu kompensieren. Zudem verfügt sie als eines der ersten Kreuzfahrtschiffe laut der Reederei über ein System der schwedischen Firma Climeon . Es kann Abwärme der Schiffsmotoren in Elektrizität umwandeln und somit Treibstoff sparen. Als Abgastechnologie sind ein Scrubber zur Schwefeldioxid- und ein Katalysator zur Stickoxidreduzierung an Bord. Außerdem werde überflüssiges Plastik wie Trinkhalme, Wasserflaschen, Tüten und Einmalbecher vermieden.
Virgin Voyages setzt in der ersten Saison auf kürzere Fahrten. So führen Vier- und Fünf-Tage-Touren nach Kuba, Mexiko und in die Dominikanische Republik. Eine Fünf-Tage-Fahrt nach Costa Maya kostet laut der Website zwischen 1600 Dollar für eine Innenkabine und 24.400 Dollar für eine der großen Suiten.