

Spaßsport in der Stadt Sie wollen alle nur spielen
Der König wankt. Ein Stock hat ihn gerade am Kopf getroffen. Er kippelt nach links, nach rechts - und fällt um ins Gras. Daraufhin brechen drei Männer in Freudengeheul aus. Sie klatschen sich ab und hüpfen in die Luft. Gemessen an ihrer Siegesfreude haben sie soeben eine Weltmeisterschaft gewonnen. Dabei haben sie bloß eine Runde "Kubb" im Hamburger Stadtpark für sich entschieden.
Der Hamburger Stadtpark ist ein großes urbanes Naherholungsgebiet - wie viele Grünflächen in deutschen Städten. An Sommer-Wochenenden verwandelt er sich in eine Open-Air-Turnhalle. Auf dem Gras werden Bälle gekickt, geschlagen, geworfen. Erwachsene jonglieren mit Tellern, lassen Diabolos rotieren und versuchen, beim Stehpaddeln auf dem See Haltung zu bewahren. Sogar das Verknotespiel "Twister" erlebt hier seinen zweiten Frühling.
Und auf dem Bouleplatz stehen ältere Herren mit weißen Kurzarmhemden und bringen ein wenig südfranzösisches Flair in den kühlen Norden. Neben dem großen Kinderplanschbecken ziehen sich die Slacklines wie ein buntes Spinnennetz über das Gras. Auf den wackeligen Bändern versuchen alle, sich nicht aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen. Manche tanzen auf den Bändern wie Zirkusakrobaten, andere lernen mühevoll die ersten Schritte. Jeder ein kleiner Kick fürs Selbstbewusstsein.
Ein paar Hundert Meter nördlich rasseln die Ketten. Mit einem leisen 'Klack’ landet die Frisbeescheibe im Korb. Auf dem Discgolf-Kurs in der Hamburger City Nord sind etwa 50 Menschen unterwegs, an fast jedem Korb wird konzentriert um den Sieg gekämpft. Discgolf hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Fans dazu gewonnen, laut wird es bei diesem Sport trotzdem nie. Die Könner unter den Discgolfern tragen mehr als 20 Scheiben in Umhängetaschen mit sich herum. Als Einsteiger kommt man aber auch mit drei Scheiben dem Ziel schon erfreulich nah.
Zurück im Stadtpark. Die Sandfläche hinter der Pommesbude ist so etwas wie das Olympiastadion des Parks. Hier rangeln gleich mehrere Sportarten um die besten Plätze im Sand. Aber egal ob Crossminton, Beachtennis oder Spikeball - am Ende erobern fast immer die Beachvolleyballer den größten Teil des Terrains. Wenn man ihnen eine Weile zuschaut, kribbelt es einem selbst unter den Füßen. Ein bisschen hin- und herpritschen würde reichen. Zur Not genügte auch schon Kicken, wie früher in der Schule.
Denn wenn der Sommer eines kann, dann, das Spielkind in uns zu wecken. Daher erklären wir hier fünf der Sommer-Sportarten, damit auch Sie einsteigen können:
Kubb: Stürzt den König!

Schlacht mit Holzklötzchen: Wichtiger als körperliche Fitness ist eine ruhige Hand
Foto: imago images/ imago images/ Westend61Worum geht's? Die Schlacht zu gewinnen und den König zu stürzen
Welche Regeln gibt es? Zwei Mannschaften stehen sich gegenüber, jede hat fünf Holzklötze vor sich aufgebaut. Die Mannschaften schleudern abwechselnd Holzstäbe auf die Klötze der Gegner und versuchen so, diese umzuwerfen. Es gewinnt die Mannschaft, die das zuerst schafft - und dann den König in der Mitte trifft.
Worin liegt der Reiz? Der Spielaufbau ändert sich ständig: Umgeworfene Klötzchen dienen als eigene Raumdeckung. Und wenn die gegnerische Mannschaft beim Werfen versagt, darf man die Abwurflinie nach vorn verlegen.
Wo kann man das spielen? Überall, wo sich ein etwa fünf mal acht Meter großes Spielfeld abstecken lässt. Gras und Sand eignen sich besonders gut als Untergrund. In öffentlichen Grünanlagen sollte man beim Klötzchenwerfen darauf achten, dass keine Passanten aus Versehen durchs Spielfeld laufen.
Wer kann mitspielen? Die ganze Familie. Beim Kubb können zwei bis zwölf Spieler gegeneinander antreten. Das Spiel ist ähnlich wie Boule nur mäßig anstrengend. Wichtiger als körperliche Fitness ist eine ruhige Hand beim Werfen. Durch den Mannschaftscharakter kommt schnell gute Stimmung auf.
Was bringt's? Spaß
Wer hat's erfunden? Die Skandinavier. Kubb wird auch "Wikingerschach" genannt. Der Name Kubb kommt von dem schwedischen Wort "vedkubbar" ("Hackholz"). Auf der schwedischen Insel Gotland finden jedes Jahr Kubb-Weltmeisterschaften statt.
Was kostet es? um 20 Euro
Slackline: Importiert aus dem Yosemite-Park

Seiltanz: Gutes Training für Kletterer, Skifahrer und Fußballer
Foto: David Ebener/ dpaWorum geht's? Möglichst lange auf dem Seil zu tanzen
Welche Regeln gibt es? Regeln gibt es keine - außer der, dass man sich immer wieder hinten in der Schlange anstellt, wenn man einen Abgang gemacht hat. Denn Schlangen bilden sich sehr schnell, wenn man eine Slackline im öffentlichen Raum spannt: Das elastische Seil hat eine große "Ich will auch mal probieren"-Faszination.
Worin liegt der Reiz? In der Elastizität des Seils. Die Slackline wird so tief über den Boden gespannt, dass es kaum ein Verletzungsrisiko gibt. Macht sogar denen Spaß, die früher im Sportunterricht den Schwebebalken gehasst haben.
Wo kann man das spielen? Im eigenen Garten oder in öffentlichen Parks. Man braucht nur zwei stabile Bäume (und einen Baumschutz!) oder Pfosten, zwischen denen man die Slackline spannen kann.
Wer kann mitspielen? Immer nur einer. Aber während der Wartezeit kann man das Balancieren ja schon mal mit einem am Boden liegenden Seil üben.
Was bringt's? Beweglichkeit, Gleichgewicht und Koordination. Slackline ist ein gutes Training für Kletterer, Skifahrer, Fußballer - und alle, die schon immer von einer Karriere als Seiltänzer geträumt haben.
Wer hat's erfunden? Die Kletterer im Yosemite-Nationalpark in den USA. Mit Balance-Übungen auf gespannten Seilen vertrieben sie sich schon in den Sechzigerjahren die Langeweile an Regentagen. Irgendwann kam einer von ihnen auf die Idee, einen elastischen Lkw-Gurt zwischen die Bäume zu spannen.
Was kostet es? Zwischen 30 und 90 Euro, je nach Länge, Breite und Qualität des Bandes
Discgolf: Endlich ein ordentliches Spiel mit Frisbee

Frisbee in Neu: Achtung - schon so manche Fensterscheibe ist dadurch zu Bruch gegangen
Foto: Carmen Jaspersen/ picture alliance / dpaWorum geht's? Das Runde muss ins Runde.
Welche Regeln gibt es? Vom Prinzip her gelten die gleichen Regeln wie beim Golf - nur dass man den Ball durch eine Frisbeescheibe ersetzt. Mit möglichst wenigen Versuchen muss man die Scheibe in die aufgehängten Körbe befördern. Die Discgolf-Bahnen sind zwischen 30 und 150 Meter lang.
Worin liegt der Reiz? Endlich hat mal jemand ein ordentliches Spiel mit der Frisbee-Scheibe erfunden! Das ewige Hin-und-Herwerfen war wirklich ein bisschen öde.
Wo kann man das spielen? Zum Discgolf braucht man einen Kurs mit fest installierten Körben als Ziele. Davon gibt es Deutschland etwa 220 (einige davon unter discgolf.de). Wer davon zu weit entfernt wohnt, kann sich selbst einen kleinen Kurs im Park oder im Garten aufbauen: Dazu genügt es, ein Glöckchen an einem Ast zu befestigen. Wenn die Frisbee das Glöckchen trifft, ist das Ziel erreicht. Aber Achtung: Es ist schon so manche Fensterscheibe durch eine Frisbee zu Bruch gegangen.
Wer kann mitspielen? Die ganze Familie. Einen 18-Korb-Kurs komplett zu bespielen, dauert etwa zwei Stunden.
Was bringt's? Einen Heidenspaß und eine schöne Alternative zum langweiligen Sonntagsspaziergang. Zum Discgolf lässt sich selbst der lauffaule Nachwuchs motivieren.
Wer hat's erfunden? Die Amis. Anfang der Siebzigerjahre eröffnete der erste Discgolf-Kurs in Oak Grove in Kalifornien.
Was kostet es? Eine einzelne Frisbee-Scheibe kostet ungefähr zehn Euro, ein Set mit drei Scheiben gibt es ab 25 Euro. Wer regelmäßig spielt, sollte sich mehrere Scheiben mit unterschiedlichen Flugeigenschaften zulegen (zum Beispiel Distrance Driver, Midrange, Putter). Das Bespielen der Discgolf-Kurse ist fast immer kostenlos.
Crossminton: Ball ohne Federn

Schläger, Ball - Crossminton: Die Bälle fliegen bis zu 30 Meter weit
Foto: B. Leitner/ McPHOTO/ imago imagesWorum geht's? Sich die Bälle zuzuspielen
Welche Regeln gibt es? Crossminton ist eine Mischung aus Tennis, Badminton und Squash. Das Spielfeld besteht aus zwei abgesteckten Quadraten, die sich nach offiziellen Regeln im Abstand von 12,8 Metern gegenüberliegen. Dazwischen gibt es kein Netz. Nun versucht jeder, den Ball so im Feld des Gegners zu platzieren, dass der ihn nicht mehr erreicht. Gelingt das (oder spielt der Gegner den Ball ins Aus), bekommt man einen Punkt. Es gewinnt, wer zuerst 16 Punkte hat.
Worin liegt der Reiz? Anders als beim Federball, wo hauptsächlich der Wind das Spielgeschehen bestimmt, sind durch die schwereren Bälle die Spieler Herr ihrer Schläge. Anfänger können die beiden Quadrate auch in deutlich geringerem Abstand zueinander abstecken, dadurch kommen längere Ballwechsel zustande.
Wo kann man das spielen? Am Strand, im Park, auf der Straße, im Garten. Die Bälle fliegen bis zu 30 Meter weit. Wenn die Sonne untergeht, muss noch lange nicht Schluss sein: Speedminton lässt sich mit fluoreszierenden Bällen auch im Dunkeln spielen.
Wer kann mitspielen? Zwei oder vier Spieler. Die anderen stehen am Rand und applaudieren.
Was bringt's? Ausdauer, Beweglichkeit, Reaktion und Koordination. Also alle Vorzüge, die auch Badminton hat. Nur, dass man sich beim Crossminton auch noch an der frischen Luft bewegt.
Wer hat's erfunden? Ein Deutscher: Bill Brandes fand das Federball-Spiel draußen zu windanfällig. Nach jahrelanger Tüftelei entwickelte er vor knapp 20 Jahren die etwas kleineren, schwereren Bälle, "Speeder" genannt, und die dazugehörigen Schläger.
Was kostet es? Ein Einsteigerset mit zwei Schlägern und drei Bällen kostet um 50 Euro.
Twister: Schlangenmensch oder Affe?

Beineverknoten: Twister geht auch outdoor
Foto: Galyna Andrushko/ ingimage/ imago imagesWorum geht's? Trotz aller Verrenkungen Haltung zu bewahren
Welche Regeln gibt es? Die zwei Quadratmeter große Plastikfolie mit den roten, gelben, grünen und blauen Punkten wird auf dem Boden ausgebreitet. Der Spielleiter setzt die Drehscheibe in Gang und sagt die Kombination an: "Linker Fuß auf Grün." "Rechte Hand auf Gelb." "Rechter Fuß auf Blau". Die Spieler auf der Folie führen die Anweisungen aus. Je weiter das Spiel fortschreitet, umso mehr verknotet man sich ineinander (wer das Spiel nicht mit der eigenen Hausgemeinschaft spielt, sollte eine Maske aufsetzen). Wer die Folie mit dem Hintern berührt, scheidet aus oder muss ein Pfand abgeben.
Worin liegt der Reiz? Im Wettkampf auf engstem Raum. Selbst wenn die Ansage noch so ausweglos erscheint, spannt man die Bauchmuskeln an und kneift die Pobacken zusammen - nur um nicht als Erster auszuscheiden.
Wo kann man das spielen? Auf der Wiese, am Strand - und notfalls auch im Wohnzimmer. Twister ist eine schöne Alternative, wenn das geplante Picknick im Park wegen Regen ins Wasser fällt.
Wer kann mitspielen? Zwei bis vier Spieler, die sich nicht zu schade sind, sich vor der Familie zum Affen zu machen.
Was bringt's? Koordination, Gleichgewicht und die Erkenntnis, dass tief in uns allen ein Schlangenmensch schlummert.
Wer hat's erfunden? Der amerikanische Spielehersteller Milton Bradley brachte das Spiel 1966 auf den Markt. An den Regeln hat sich bis heute nichts geändert – nur die Aufmachung ist etwas jugendlicher geworden.
Was kostet es? Um 25 Euro