Kiezleben in Berlin Dit is Corona

Das Kiezleben geht weiter, doch viele Orte scheinen in der Coronakrise ihren Sinn verloren zu haben, sagt der Fotograf Sebastian Wells. Dies ist sein besonderes Berlin-Porträt.
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Berlin-Alexanderplatz, Mitte März: Deutschlands Hauptstadt ist im Frühling 2020 so gar nicht die Stadt, wie wir sie kennen. Wegen der Corona-Pandemie sind insgesamt weniger Menschen auf den Straßen, die Kultur ist zum Stillstand gekommen - und, ja, auch die internationalen Besucher fehlen. Der Fotograf Sebastian Wells streift in dieser Zeit mit seiner Kamera durch die Straßen und macht Bilder, die auch in Zukunft noch an diese besondere Zeit erinnern werden. Am 12. März, als dieses Foto entstand, vermeldete Berlin gerade mal knapp über Hundert Coronavirus-Infizierte. Inzwischen sind es Tausende.

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Kein Durchgang: Was Mitte März folgte, ist bekannt. Die Stadt setzte nicht nur Schulschließungen durch, sondern auch erhebliche Einschränkungen des öffentlichen Lebens, damit sich das Virus nicht so schnell verbreitet. Diesen abgesperrten Fahrerbereich fotografierte Sebastian Wells am 22. März in einem Bus der Berliner Verkehrsbetriebe. "Für mich waren die letzten Wochen sehr intensiv", sagte der 23-jährige Berliner dem SPIEGEL. "Fast jeden Tag habe ich auf der Straße fotografiert, meist ohne konkretes Ziel. Das mache ich immer, wenn ich auf Reisen bin, allerdings habe ich das in meiner Heimatstadt noch nie so gemacht."

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In der Markthalle Neun in Kreuzberg begrüßen sich Besucher mit den Füßen - Handschlag und feste Umarmungen sind tabu, seit Kontakte zu anderen mit der Gefahr einer Ansteckung einhergehen.

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Ende März fordert die Polizei Passanten auf einer Bank im Görlitzer Park auf, zu gehen.

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Die Bratwurstverkäufer am Alexanderplatz haben in der Coronakrise wenig zu tun. "Auch wenn die Straßen nicht menschenleer sind, haben sie sich von einer Bühne für soziale Interaktionen in eine sehr funktionale Fläche verwandelt", sagt Wells. Orte, die sonst besonders geschäftig sind, haben sich verändert. "Es scheint, als hätten Bahnhöfe und Shopping-Malls ihren Sinn verloren. Sie wirken wie Denkmäler ihrer selbst."

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Auf Distanz: Ein Mann zeigt den erforderlichen Mindestabstand mit einem Zollstock an. Trotz der sogenannten Kontaktsperre genießen viele Menschen die frische Luft im Viktoriapark. Spaziergänge sind immerhin erlaubt - sofern die Regeln eingehalten werden.

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Open-Air-Zuflucht für Hauptstädter: "Die Stadt ist nicht wirklich leerer als sonst", sagt Fotograf Wells, "aber sie ist natürlich lebloser". Es gebe praktisch keine Touristen und Geschäftsreisenden, aber die Berlinerinnen und Berliner verließen die Stadt ja auch nicht mehr. Das Tempelhofer Feld war am Wochenende vor Ostern ein beliebter Ausflugsort - und wie es aussieht, haben sich die Leute an die Regeln gehalten und Abstand gewahrt.

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Zwei Meter Abstand? Nein. Aber vielleicht gehören diese zwei Frauen, die auf einem Longboard durch die Eberswalder Straße fahren, ja zu einer Kontaktgemeinschaft. Oder sie pfeifen einfach auf die Regeln.

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Solidarität statt Stadion: Gabriela Schramm und Benjamin Hendschke vom Berliner Fußballverein Blau-Weiss 90 bieten älteren Menschen an, für sie einkaufen zu gehen.

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Hilfe für Obdachlose am Boxhagener Platz: Karuna, ein staatlich anerkannter Träger der freien Jugendhilfe, versorgt Bedürftige mit warmem Essen. Auch wenn das Virus und die Krise schwer zu visualisieren sind: Bilder scheinen Sebastian Wells nun "wichtiger denn je".

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Die Schnabelmaske, die dieser Mann am U-Bahnhof Eberswalder Straße trägt, soll an die Masken erinnern, die man in der Zeit der Pest getragen hat.

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Das Berghain, Berlins legendärer Club, ist geschlossen. "Doch in den Wohnkiezen und den Parks wirkt das Leben beinahe normal", sagt Wells.

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Leere am Zoologischen Garten: Es wird sicher noch einige Nächte geben, an denen Fotograf Wells solche Bilder von Berlin wird machen können. Und dann wird da der erste Abend sein, an dem die Stadt zu altbekannter Betriebsamkeit zurückgefunden haben wird. Irgendwann.

jus
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