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Straßenkunst in London: Klampfen in der Tube, Dudelsackspielen auf der Straße

Foto: © Suzanne Plunkett / Reuters/ REUTERS

Paragrafendschungel Londoner Bürgermeister fordert mehr Straßenmusik

London ohne Straßenmusiker? Eine traurige Vorstellung. Doch auch der letzte Stadtteil hat strenge Regeln gegen die Künstler erlassen. Bürgermeister Boris Johnson befürchtet einen Verlust des Spontitums.

London - Verstärker, Blasinstrumente und Schlagzeuge sind verboten, und um neun Uhr abends muss Ruhe herrschen. Als letzter Londoner Bezirk hat im Winter auch der alternative Stadtteil Camden Town strenge Regeln für Straßenmusiker erlassen.

Seither müssen die Künstler auch in der bei Touristen so beliebten Gegend bezahlen, damit sie überhaupt auftreten dürfen. Die meisten Anwohner freuen sich über die eingekehrte Ruhe, doch einige befürchten, der Stadtteil habe mit der neuen Regelung einen Teil seiner Identität preisgegeben.

Nun hat sich auch der konservative Londoner Bürgermeister auf die Seite der Straßenmusiker geschlagen. "Ich fürchte, einige Teile der Hauptstadt könnten zu verbotenen Zonen für Straßenkünstler werden", sagte Boris Johnson, als er den diesjährigen Wettbewerb für Straßenmusiker eröffnete. Der Gewinner bekommt die begehrte Erlaubnis, in der Londoner U-Bahn spielen zu dürfen.

"Statt unsere Musiker mit unnötiger Bürokratie zu gängeln, sollten wir die Spontaneität schätzen, die sie in die Stadtzentren und Einkaufsstraßen bringen", forderte der Bürgermeister.

"Die beste Stadt, wenn man Musik machen will"

In jedem Londoner Bezirk gelten andere Regeln für Künstler, die auf Plätzen und Straßen auftreten wollen. Pantomimen und Zauberer, die nicht viel Lärm machen, kämen viel leichter an eine Lizenz, beklagen Straßenmusiker.

Eine der wichtigsten Bühnen für Straßenkünstler in London ist die Gegend um die Markthallen im Bezirk Covent Garden. Und tatsächlich, die Musiker sind hier in der Minderheit. Einer schrammelt sich mit seiner Gitarre durch Bob Marleys "Everything's Gonna Be Alright", während eine blonde Frau im roten Kleid schon darauf wartet, ihn abzulösen.

Genau 30 Minuten Zeit wird jedem Künstler auf diesem begehrten Platz bewilligt. Spontan ist keiner dieser Auftritte. Genauso wie die 280 zugelassenen Musiker der Londoner U-Bahn müssen auch die Straßenkünstler vor den Markthallen sich mit einem Vorspiel um die Lizenz bewerben.

"Straßenkünstler kommen immer noch gerne nach London. Aber es ist ziemlich schwer für sie, mit den sehr unterschiedlichen Regelungen zurechtzukommen", sagt Munira Mirza, in der Stadtverwaltung zuständig für Kultur. "Wir haben 32 Bezirke, und jeder hat ein unterschiedliches System. Wir versuchen nun, das für Straßenkünstler zu vereinfachen."

"Die Regelungen in London sind verwirrend", sagt Fabio Cascio. Vor fünf Jahren kam er mit seinem Elektrobass im Gepäck aus Turin in die britische Hauptstadt. Gerade spielt er mit seinem Trio Madame Madness auf dem Trafalgar Square.

Trotz aller Hürden tritt er gern in London auf: "London ist die beste Stadt, wenn man Musik machen will, denn hier kann man davon leben."

abl/AFP
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