Place de la Concorde und die Champs-Élysées (Entwurf): Mehr Grün, weniger Autos
Place de la Concorde und die Champs-Élysées (Entwurf): Mehr Grün, weniger Autos
Foto: PCA-STREAM / AFP

Grüne Neugestaltung des Boulevards Champs-Élysées Adieu, Asphalt

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo treibt den Umbau der Prachtstraße der Stadt voran: Jetzt präsentierte sie Pläne, wie die Champs-Élysées grüner und fußgängerfreundlicher werden sollen – und stößt auf Widerstände.

Kantig beschnittene Bäume, überteuertes Fast Food, Kopfsteinpflaster und viele Autos – so präsentieren sich derzeit die Champs-Élysées. Die Pariser Prachtstraße hat in den vergangenen Jahren viel von ihrem Charme verloren. Dass sich daran dringend etwas ändern muss, haben die Stadt und die Anwohner schon längst realisiert: Die Champs-Élysées sollen grüner und fußgängerfreundlicher werden, mit Wasserspendern und neuem Design für die Straßencafés.

»Als Bürgermeisterin wünsche ich mir, dass wir wieder Gefallen an den Champs-Élysées finden«, sagte Anne Hidalgo, die nach ihrer gescheiterten Präsidentschaftskandidatur zur Stadtpolitik zurückgekehrt ist. Sie erinnert sich nach eigenen Angaben noch lebhaft daran, wie sie, die in einer Vorstadt von Lyon aufgewachsen ist, erstmals ihr Auto durch den chaotischen Kreisverkehr um den Triumphbogen steuerte. Schon im Januar 2021 kündigte sie die Vorstellung eines Umgestaltungsprojektes an, im Gespräch war das schon zuvor. Konkreter wurde sie erst jetzt.

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Avenue des Champs-Élysées: Die alte Prachtstraße soll grüner werden

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Die Champs-Élysées sind ein Sehnsuchtsort für viele Touristen, besungen von Joe Dassin mit dem Ohrwurm-Refrain »Aux Champs-Élysées...«. Und sie sind regelmäßig Bühne für nationale Ereignisse: Zum Nationalfeiertag am 14. Juli findet dort die Militärparade statt, ein neu gewählter Präsident fährt nach seiner Amtsübernahme traditionell die Champs-Élysées entlang, die Tour de France endet auf dem Boulevard, die Fußballnationalmannschaft feiert ihre großen Siege.

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So beliebt die Champs-Élysées bei Besuchern sind, so verpönt sind sie bei Parisern selbst. Nur etwa fünf Prozent der Menschen, die sich dort aufhalten, sind Einheimische. »Ich habe schnell gemerkt, dass Pariser die Champs-Élysées nicht mögen«, sagt die Bürgermeisterin. Ende 2018 war die Prachtstraße auch Schauplatz der Gelbwesten-Proteste. Bei den samstäglichen Demonstrationen kam es häufig zu Gewalt, zahlreiche Geschäfte und selbst der Triumphbogen wurden beschädigt.

Mini-Gärten um 500 Bäume

Hidalgos hat am Mittwoch ihren Plan vorgestellt, mit dem der zwei Kilometer lange Boulevard samt den beiden angrenzenden Plätzen zum »Schaufenster einer verkehrsberuhigten Stadt« werden soll. Der Place Concorde, der jeden Sommer zur glühenden Steinwüste wird, soll dabei massiv begrünt werden. Fußgänger sollen von den Tuilerien zu den Champs-Élysées kommen, ohne stinkende Blechlawinen durchqueren zu müssen. Auch rund um den Triumphbogen am anderen Ende des Boulevards wird den Fußgängern mehr Platz als bisher eingeräumt.

Zu den derzeit etwa 400 Bäumen auf den Champs-Élysées sollen gut hundert weitere hinzukommen. Am Fuß jeden Baumes sollen Mini-Gärten entstehen. Der kleine Park im unteren Teil der Prachtstraße soll um neue Grünflächen ergänzt werden und einen direkten Zugang zum Seine-Ufer bekommen. »Wir müssen die Stadt neu denken und an die Folgen des Klimawandels anpassen«, sagt Hidalgo, die seit Jahren dafür kämpft, Autos aus der Stadt zu verbannen. »Ökologische Transformation der Stadt« nennt sie das. Am liebsten würde sie auch die Fahrspuren auf den Champs-Élysées und um den Triumphbogen herum reduzieren. Doch dabei stößt sie auf heftigen Widerstand.

»Darüber diskutieren wir noch«, sagt Marc-Antoine Jamet abwehrend, der Vorsitzende des Komitees Champs-Élysées , in dem die Geschäftsleute des Viertels vertreten sind. Sie fürchten, dass zu viele Kunden der Luxusläden ausbleiben, wenn diese nicht mehr motorisiert vorfahren dürfen. Auch die Frage, wie viel Platz Radfahrer künftig bekommen, ist noch ungeklärt. Der Radweg am Rand der Champs-Élysées gehört mit seinen Schlaglöchern und den ungeniert dort parkenden Luxusautos zu den unbeliebtesten der Stadt.

Dass in Paris 2024 die Olympischen Spiele stattfinden sollen, werde die Umgestaltung der Champs-Élysées erheblich beschleunigen, sagt die Bürgermeisterin. Vielleicht wird es bis dahin möglich, ein Selfie vor dem Triumphbogen zu machen, ohne sich durch den mehrspurigen Autoverkehr in Lebensgefahr zu begeben.

abl/dpa/AFP
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