Malta Versteckte Schönheiten
Schon früh wussten die Menschen Malta zu schätzen. So hinterließ die Megalithkultur beeindruckende Tempel. Die aus groben Felsblöcken errichteten Anlagen gehören zu den ältesten Bauwerken Europas. Kaum 90 Kilometer von Sizilien und rund 300 von der afrikanischen Küste entfernt, war Malta schon immer eine Art kulturelles Bindeglied zwischen den Kulturen. Die Ankunft der von Rhodos kommenden ehemaligen Kreuzritter in der Mitte des 16. Jahrhunderts legte die Geschichte und Geschicke der maltesischen Inseln für die nächsten 250 Jahre fest.
Nach einem zweijährigen Gastspiel unter Napoleons Truppen übernahmen schließlich 1800 bis zu ihrem Rückzug 1964 die Engländer die Macht. So erklärt sich leicht, dass die Malteser neben ihrer eigenen, stark im Arabischen verwurzelten Sprache "Malti" auch Italienisch und vor allem Englisch sprechen. Und dass im Archipel Linksverkehr herrscht.
Geschichte und Geschichten müssen nicht weit auseinander liegen, wie sich vor allem in La Valetta beweist. Von den Upper Baracca Gardens unweit der neuen Börse bietet sich ein Blick auf Hafen und Festung der Kreuzritter. Oberhalb der Hafeneinfahrt liegt ein unscheinbares Gebäude. Hier werden internationale Filmproduktionen angegangen.
Teile des Fantasy-Films "Abyss" entstanden auf Malta, aber auch Gladiator Russell Crowe drehte hier. Sein Schauspielerkollege Oliver Reed verstarb während der Dreharbeiten im "The Pub". Die typisch englische Kneipe unweit des Großmeisterpalasts ist seitdem auch als "Oliver Reed Pub" bekannt und berühmt.
Ob Madonna ebenfalls einen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte, muss sich erst zeigen. Von einem dutzend Leibwächtern umgeben, trat sie Ende September die dreiwöchigen Dreharbeiten mit ihrem Mann Guy Ritchie auf Malta an. Filmgeschichte zum Anfassen gibt es für kleine Kinofans an der Nordwestküste: Hier steht das malerische Filmdorf von Popeye alias Robin Williams.
Passend zum Kinoschlager "Gladiator" präsentiert sich ein um 1920 errichtetes Museum in der später arabischen Stadt Rabat über den Fundamenten einer römischen Villa. Rabat war früher mit Mdina vereint. Die "stille Stadt" Mdina wurde von den Rittern bald nach ihrer Ankunft auf Malta aber wieder aufgegeben. Sie war zu weit vom Hafen entfernt. So liegt nun der Palast der Großmeister - der obersten Ritter - in La Valetta auf einem Hügel, von wo man alle umliegenden Ankerbuchten beobachten konnte.
Heute Parlament und Amtssitz des gewählten Präsidenten, zeigt sich der Palast von außen schmucklos, innen jedoch gespickt mit Antiquitäten und alten Gemälden. Der letzte Großmeister war ein Deutscher. Ganze zwei Jahre führte Ferdinand von Hompesch die Insel, dann beendeten 1798 Napoleons Truppen die Regentschaft des Ritterordens, der sich hinter den Festungsmauern nicht Eroberungen, sondern dem Wohle des Menschen verschrieben hatte. Aus der Hochzeit der Ritter stammt das Haus "Casa Rocca Piccola" eines maltesischen Edelmanns. Es liegt unweit des Eingangs zum Palast und kann besichtigt werden.
Ganz in der Nähe zeigt sich die St.-Johns-Co-Kathedrale von außen ebenfalls schlicht. Innen jedoch haben sich die Ritter ein imposantes Denkmal gesetzt. Neben ihren Grabplatten finden sich solche von Bischöfen und sogar von zwei Päpsten. In acht Querschiffen wird das Andenken an die Herkunft der Großmeister hochgehalten. Einen Kunstschatz zeigt das Museum der Kirche.
Caravaggio malte hier das Monumentalbild die Enthauptung des Johannes, daneben hängt sein "Heiliger Hieronymus". Typisch maltesische Malerei findet sich dagegen in Häfen wie etwa Marsaxlogg: nämlich auf den bunten Fischerbooten mit ihren Augen.
Die Ruhe in den rund 380 Kirchen Maltas steht in krassem Gegensatz zum Treiben auf Valettas, Sliemas, oder den Straßen der St. Julian's Bay. Hier wird man bis in die späten Abendstunden gewahr, dass Malta eine Urlauberinsel ist. Auch wenn weite Teile der Insel aus Steilküsten bestehen und einsame Badebuchten ebenfalls zu den versteckten Schönheiten zählen.