Pont des Arts in Paris: Schluss mit Schloss
Foto: JOHN SCHULTS/ REUTERS"Eine Verschandelung unseres Kulturguts" und "ein Sicherheitsrisiko für die Besucher": Das Pariser Rathaus hatte zuletzt nicht viel Gutes übrig für die sogenannten Liebesschlösser auf der Pont des Arts. Nun befreit die Stadt die berühmte Fußgängerbrücke am Louvre von Hunderttausenden Vorhängeschlössern, die Pärchen aus aller Welt hier in den vergangenen Jahren angebracht hatten.
Im vergangenen Sommer war ein Teil des Geländers unter der Last der Schlösser zusammengebrochen. Die Stadtverwaltung kündigte drastische Maßnahmen an, die sie nun umsetzt. Eine Woche soll es dauern, alle Schlösser auf der Pont des Arts abzumontieren, heißt es in einer offiziellen Mitteilung der Stadtverwaltung.
"Wir werden beinahe eine Million Stück entfernen, rund 45 Tonnen", sagt Bruno Julliard, stellvertretender Bürgermeister von Paris, laut der französischen Tageszeitung "Le Monde". Er kann es offenbar kaum abwarten, "diese Hässlichkeit" loszuwerden. Die Schlösser machten die Ästhetik der Brücke zunichte, sie beschädigten die Struktur des Bauwerks und könnten Unfälle herbeiführen - etwa, wenn die Gitter zusammenkrachten und auf vorbeifahrende Boote fielen.
Die amtierenden Pariser Politiker sind nicht die einzigen, die gegen die metallenen Liebesbeweise gekämpft hatten. Auch zwei US-Amerikanerinnen wollten die Brücken von Paris von Vorhängeschlössern befreien. Dafür hatten sie eigens eine Petition gestartet.
"Die Schönheit von Paris"
Nach den Abrissarbeiten will die Stadtverwaltung mittels einer Kampagne an Touristen appellieren, von Vorhängeschlössern an den Seine-Brücken abzusehen und ihre Liebe auf andere Weise auszudrücken. Um Paare künftig zumindest am Pont des Arts von weiteren Schwüren mit Schloss abzuhalten, sollen die Ränder der Brücke nun anders gestaltet werden: Die Gitterstäbe weichen Glasscheiben. Hinter ihnen sollen demnächst Künstler ihre Arbeiten präsentieren können.
Ein englischer Architekt hatte noch eine andere Idee: Er schlägt unterbrochene Gitterstäbe in der Brückenbalustrade vor, so dass neue Schlösser schnell und einfach abgenommen werden könnten - ganz ohne Brecheisen oder Metallsäge.
Kleine Plakate informieren Touristen derzeit darüber, dass die Brücke mit der schönen Aussicht in den kommenden Tagen gesperrt sein werde. Die ersten Besucher beschweren sich über den Verlust dieser liebgewonnenen Attraktion. "Niemand hat uns gesagt, dass das hier verboten ist", sagte der 33-jährige Argentinier Guillermo laut der Zeitung "L'Indépendant", der mit seiner Freundin ebenfalls ein Schloss anbringen wollte.
Auch auf Twitter beklagen sich die Nutzer über den Vorstoß der Pariser Stadtverwaltung. "Ich finde das sehr traurig", schreibt jemand. "Das hat doch auch die Schönheit von Paris ausgemacht." Sarah French, eine US-amerikanische Nachrichtenmoderatorin, echauffiert sich auch in einem Tweet: "Kann nicht glauben, dass die Liebesschlösser in Paris runtergenommen werden." Sie habe genau an diesem Ort ihren Heiratsantrag bekommen.
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Posen für die Ewigkeit: Hunderttausende Paare aus aller Welt haben sich in den vergangenen Jahren auf der Pont des Arts in Paris die Liebe geschworen.
Hochzeitsfoto über der Seine: Man nehme ein Vorhängeschloss, schreibe eine Botschaft oder die Initialen der Liebenden darauf und kette es an die Gitter der Pont des Arts.
Im Anschluss nahm das Paar den Schlüssel und warf ihn in die Seine - als Symbol für die ewige Liebe.
Mit der Ewigkeit ist es nun vorbei. Die Pariser Stadtverwaltung hat damit begonnen, alle Liebesschlösser auf der Pont des Arts zu entfernen.
Der stellvertretende Bürgermeister Bruno Juillard nannte die Liebesschlösser "eine Verschandelung unseres Kulturguts" und "ein Sicherheitsrisiko für die Besucher".
Kuss mit Aussicht: Nach den Abrissarbeiten will die Stadtverwaltung mittels einer Kampagne an Touristen appellieren, von Vorhängeschlössern an den Seine-Brücken abzusehen und ihre Liebe auf andere Weise auszudrücken.
Die Pont des Arts verbindet den Louvre mit dem linken Seine-Ufer.
Rost als Fotomotiv: Der stellvertretende Bürgermeister nennt die Schlösser eine "Hässlichkeit".
Schweres Gerät gegen die Liebe: Die Abrissarbeiten werden eine Woche dauern.
Ein letzter Blick auf die Liebesschlösser: In Zukunft sollen Künstler an dieser Stelle Platz für ihre Werke haben.
Reisende aus aller Welt trauern nun darüber, dass ihr Schloss nun in der Altmetallsammlung landet.
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