
Städtetipp Tokio Ring der guten Aussicht
Wie startet man in Tokio am besten in den Tag:
Mit einem Frühstück in einem typisch japanischen Hotel, einem Ryokan, das aus Reis, Misosuppe, gebratenem Fisch und eingelegtem Gemüse besteht. Wem vor einer Nacht auf harten Reisstrohmatten graut, bucht sich ein Zimmer im Park Hotel Tokyo im Stadtteil Shiodome und verspeist im dortigen Restaurant Hanasanshou ein Sterne-Frühstück.
Wer unbedingt Backwaren nach deutschem Rezept kaufen möchte, findet diese täglich ab 10 Uhr bei Kimuraya in der Einkaufsstraße Ginza.
Ein Viertel, das man nicht verpassen sollte:
Harajuku. Die Straße Takeshita-Dori ähnelt einem Laufsteg, auf dem sich die jungen Leute gegenseitig mit ausgeflippten Outfits übertreffen. In den Mode-Boutiquen warten die neuesten Kollektionen auf Käufer, in den Galerien der Design Festa geht es mit Kunst-Shopping weiter.
Wenn die Reizüberflutung nicht mehr auszuhalten ist, kann man im Restaurant Sakuratei eine Verschnaufpause einlegen. Nach einem japanischen Pfannkuchen mit Weißkohl und Tintenfisch - einem Okonomi-yaki -, den man selbst am Tisch zubereitet, geht's dann in den Yoyogi-Park. Auf keinen Fall die Elvis-Doubles verpassen, die mit schmalziger Locke das Tanzbein schwingen.
Was eine Dosis Koffein kostet:
Der günstigste Kaffee kommt in Japan heiß oder eisgekühlt aus der Dose eines der unzähligen Getränkeautomaten und kostet dann nur 130 Yen (1,25 Euro). Bei der japanischen Kette Doutor zahlt man 200 Yen (1,90 Euro) pro Tasse, und dann gibt es noch 262 Starbucks, wo die Preistafel erst bei 300 Yen (2,85 Euro) beginnt.
Schöne Aussichten:
Das Seaside Top befindet sich im 40. Stock des World Trade Center Building direkt am Bahnhof Hamamatsucho. Nicht ganz so überlaufen wie Roppongi Hills und Tokyo Tower ist der Wolkenkratzer unter Fotografen ein Geheimtipp, von dort bieten sich sehr schöne Aussichten auf die Tokio-Bucht und Richtung Stadtzentrum. Der Eintritt ist mit 620 Yen (5,90 Euro) vergleichsweise günstig.
Der Zutritt auf die Aussichtsplattform im Rathaus von Tokio in Shinjuku ist sogar kostenlos, sie ermöglicht an klaren Wintertagen einen herrlichen Blick auf den Berg Fuji. Montag bis Freitag werden von 10 bis 15 Uhr im Südobservatorium auch Führungen auf Englisch angeboten.
Einmal mit diesem Verkehrsmittel fahren:
Die beste Bahnlinie, um Tokio zu erkunden, ist der Ring der Yamanote-Linie. Da die Strecke weitgehend auf erhöhtem Niveau durch die Stadt verläuft, kann man beim Vorbeifahren das geschäftige Treiben in den Straßen beobachten. Für die circa 35 Kilometer lange Strecke benötigt man eine knappe Stunde, während man 29 Bahnhöfe passiert. Die Züge fahren während der morgendlichen und abendlichen Rushhour im Zwei-Minutentakt und tagsüber alle drei bis vier Minuten.
Mittagspause hier verbringen:
Der Hama-Rikyu-Park ist eine ruhige Oase mitten im Großstadtdschungel und liegt in der Nähe des Bahnhofs Shimbashi. In einem See folgt der Wasserpegel den Gezeiten, da er über einen Kanal mit der Tokio-Bucht verbunden ist. In dem Teehaus in der Mitte des Sees können Sie leckeres Zuckergebäck oder ein Stück süße Bohnenpaste testen - ein herrlicher Kontrast zum bitteren Geschmack des Grüntees. Eintritt 300 Yen (2,85 Euro).
Gibt's nur hier:
Taxis mit automatischen Türen. Der Kunde ist in Japan wirklich König, ihm wird beim Ein- und Aussteigen ins Taxi meistens die Tür aufgehalten. Das macht der Fahrer mittels einer Mechanik von innen. Daher sollte man sich nicht erschrecken, falls einem beim Erstkontakt die Tür entgegenknallt.
Wichtige Worte:
In der U-Bahn, auf einer Rolltreppe oder in einer Sushi-Bar - in Tokio steht man sich eigentlich überall und ständig im Weg. Haucht Sie jemand mit dem Zauberwort Sumimasen an, sollten Sie Platz machen. Sumimasen bedeutet "Entschuldigung, darf ich stören?" und kann für jeden Zweck und immer verwendet werden, auch wenn man Verkäufer oder Kellner ansprechen oder Fremde nach dem Weg fragen möchte. Sumimasen?
Bestätigtes Klischee:
Die Japaner sind die höflichsten Menschen der Welt? Stimmt. Selbst Besoffene ziehen sich die Schuhe aus, wenn sie es sich sturztrunken auf einem U-Bahn-Sitz gemütlich machen. Wo auch immer man Wohnräume betritt: Schuhe aus!
Umsonst und doch unbezahlbar:
Eine Spaziergang durch das riesige Areal des Ostgartens des Kaiserpalastes (geöffnet nur dienstags bis donnerstags und am Wochenende von 9 bis 16.30 Uhr). Neben dem hübsch angelegten Ni-No-Maru-Garten sollten Sie unbedingt auch das Fundament der 400 Jahre alten Edo-Burg oder den Aussichtspunkt erklimmen. Der Blick über den Garten auf die dahinterliegenden Wolkenkratzer des Bankenviertels ist einfach atemberaubend.
Ein ausgefallenes Mitbringsel:
Am liebsten möchte man ja was von dem leckeren Sushi mitbringen, was die Flugreise jedoch kaum überstehen würde. Unbegrenzt haltbar sind dagegen die Sushi-Plastikmodelle, welche unzählige Geschäfte in der Kappabashi-Dori in der Nähe des Tempelbezirks Asakusa anbieten. Besonders echt wirken die Sushi mit Shrimps und Tunfisch.
Für die Nacht:
Richtig abrocken zu Musik aus den Siebzigern kann man im Bauhaus. Die Live-Band besteht aus Barangestellten, die abwechselnd in der Küche stehen, die Gäste mit Getränken bedienen und in unterschiedlichen Besetzungen auf der Bühne auftreten. Gelegentlich spielen auch Gäste, und so mancher berühmte Schlagzeuger hatte hier schon einen spontanen Sonderauftritt, wovon die Fotos von Lars Ulrich und Carmine Appice an der Wand zeugen.
Danach zieht man durch die umliegenden Discos im Vergnügungsviertel Roppongi, stärkt sich mit einer Ramen-Suppe im Nudelsuppen-Restaurant Ichiran und feiert dann bis 5 Uhr morgens mit der internationalen Community in der Bar A971.
Und wo gibt es eigentlich das günstigste und frischeste Sushi?
In den Restaurants rund um den Tsukiji-Fischmarkt in der Nähe der Shoppingmeile Ginza. Nirgends lässt sich preiswerter und besser Sushi genießen, auf Wunsch auch schon morgens um 6 Uhr zum Frühstück. Mein Lieblingsrestaurant ist das kleine Matakoiya. Günstiger und frischer finden Sie keine Schale mit rohen Tunfischstücken auf Reis, die man Tekka-don nennt.
Wie ist die Situation nach der Katastrophe in Fukushima?
Das Leben in Tokio ist nach der Katastrophe im März wieder zur Normalität zurückgekehrt. Vom Erdbeben selbst war Tokio nur wenig betroffen, und die Katastrophenreaktoren von Fukushima liegen immerhin 240 Kilometer entfernt. Öffentliche Verkehrsmittel, Hotels, Restaurants und Geschäfte arbeiten wie vorher. Lediglich einige Museen und Aussichtsplattformen haben ihre Öffnungszeiten leicht verkürzt. Am ehesten fällt die reduzierte Beleuchtung im Straßenbild auf, so wird jetzt Strom gespart.
Die Fragen stellte Julia Stanek