Tokio günstig Sushi und Sardinenboxen
Tokio - Die Sitznachbarin im Flugzeug ist allein auf dem Weg nach Japan. Als sie ihrem Ehemann von ihrem Plan erzählte, Urlaub im Land der aufgehenden Sonne zu machen, schlug der die Hände über dem Kopf zusammen: "Das ist der helle Wahnsinn. Weißt du, was das kostet?" Doch die Frau aus Sachsen blieb standhaft und studierte ausgiebig Reiseführer. "Ich weiß jetzt, wo es billig ist", sagt sie. Ein Urlaub in Japan ist zwar weiterhin kein Sonderangebot. Doch es muss nicht immer teuer, laut und voll sein. Und der gefallene Yen-Kurs wirkt sich sogar zusätzlich positiv auf die Reisekasse von Europäern und Amerikanern aus.
Ein Erkundungstrip durch Tokio kann allerdings schnell zum stressigen Abenteuer werden. Vorsicht ist besonders während der Rushhour angezeigt. Wenn sich die Pendlerströme in der Tokioter U-Bahn stundenlang durch die Stadt bewegen, fühlt sich der Reisende manchmal wie bei einem Überfall: Mit erhobenen Armen muss er sich in den Zug quetschen oder gar von einem "Schieber" in Gestalt eines uniformierten Bahnmitarbeiters in den Zug drücken lassen.
Um dem Trubel überfüllter Züge zu entkommen, lohnt sich ein Besuch in den vielen Parks von Tokio, beispielsweise im Ueno-Park. Dort gibt es nicht nur viel Grün, sondern auch eine eindrucksvolle fünfstöckige, buddhistische Pagode aus dem 17. Jahrhundert und das Tokyo National Museum sowie das Tokyo Metropolitan Art Museum zu besichtigen. Lohnenswert ist auch ein Abstecher zu einem der unzähligen Schreine und Tempel - müde Spaziergänger können sich dort in japanischen Gärten ausruhen.
Schreinfeste ohne Eintritt
Die meisten Schreine und Tempel der Anhänger der Shinto-Religion und der Buddhisten können außerdem kostenlos besichtigt werden, zumindest im Außenbereich, beispielsweise der Kanda-Myojin-Schrein oder der Yasukuni-Schrein. Voller konzentrierter Energie und sportlicher Anspannung sind auch die traditionellen Konzerte der japanischen Trommler, die es bei Schreinfesten ohne Eintritt zu sehen gibt.
Es ist auch möglich, in Japans Mega-Metropole einmal ganz hoch hinaus zu kommen, ohne dabei nach den Yen-Scheinen im Portemonnaie zu kramen. In einem der größten Vergnügungsviertel und Businesszentren von Tokio, in Shinjuku, kann das neue Rathaus von 1991 mit seinen 243 Metern Höhe kostenlos mit dem Aufzug bis in den 45. Stock erklommen werden. Anschließend lässt sich ein paar Etagen tiefer, im 32. Stock, ein Kaffee zu einem akzeptablen Preis schlürfen.
Wer für die Aussicht auf die Wolkenkratzer keinen Yen verschwenden will, kann den Blick auch vom Sumitomo Building, vom Shinjuku Centre Building oder vom Nomura Building und dem "Tokyo Dome Hotel" aus genießen. Wer dagegen ein paar Yen übrig hat und zum ersten Mal nach Tokio kommt, für den lohnt auch eine Fahrt auf den Tokio Tower - der in Anlehnung an den Eiffelturm erbaut wurde und eine phantastische Sicht auf die Bucht von Tokio bietet. Hier oben werden nicht nur alle Wolkenkratzer und Bauprojekte auch in englischer Sprache erklärt, es lassen sich auch die riesigen Dimensionen des Häusermeers erahnen.
Nach einem Rundgang durch Parks und Edel-Kaufhäuser knurrt so manchem Touristen der Magen. Die meisten können sich ein Abendessen in einem gehobenen Restaurants wirklich nicht leisten - das muss aber auch gar nicht sein. Die Möglichkeiten sind vielseitig: Inzwischen gibt es auch in Japan beispielsweise Discountsupermärkte, die günstige Lebensmittel anbieten. Auch ein Ausflug in die so genannten 100-Yen-Shops lohnt sich - dort kostet jeder Artikel 100 Yen (rund 75 Cent).
Mehr Minshukus
Für Vegetarier ist Japan ein Paradies - die Vielfalt der fleischlosen Küche ist dank der vielen Buddhisten im Lande groß. Günstiges und gutes Essen - mit und ohne Fleisch - aus der japanischen Küche gibt es vor allem mittags. Inzwischen haben sich auch Imbissrestaurants und -ketten immer mehr durchgesetzt, dort kann man für weniger als 1000 Yen (rund 7,50 Euro) ziemlich satt werden.
Eine Übernachtung im Land der aufgehenden Sonne will dagegen gut geplant sein. Viele Reiseführer empfehlen eine Buchung vorab. Die legendären "Sardinenschachteln", capsule hotels genannt, liegen meist zentral. Eine Übernachtung kostet hier um die 4000 Yen (rund 30 Euro). Oft sind die capsule hotels männlichen Gästen vorbehalten. Aber im "Green Plaza Shinjuku" zum Beispiel dürfen auch Frauen bleiben. Die Mini-Zimmer sind mit ihrer Fläche von 1,20 Meter mal 2,10 Meter und einer Höhe von etwa 1,10 Meter für groß gewachsene Europäer gewöhnungsbedürftig.
Eine günstige Übernachtungsmöglichkeit mit Preisen zwischen 3000 und 4000 Yen bieten Jugendherbergen - etwa das "Tokyo International Youth Hostel" oder das "Yoyogi Youth Hostel". Die Zahl der - billigen - Minshukus (Pensionen) hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen.
Von Antje Schmid, gms