Tschechien Mehr als würziges Bier

Südböhmen ist reich an der Pracht vergangener Zeiten. Barocke Schlösser, romantische Landschaften und gut erhaltene Altstädte. Neugierde wird hier belohnt, nicht nur Prag ist eine Reise wert.

Weltberühmt ist die größte Stadt Südböhmens Budweis vor allem wegen ihres Bieres. Doch nicht nur wegen des würzigen Gerstensaftes kommen die Touristen in die gleichnamige Stadt. Die Innenstadt mit ihren Renaissance- und Barockhäusern wirkt auch heute noch prächtig. Arkaden laden in den engen Gassen zum Bummeln ein. Auf dem quadratischen Marktplatz blickt der barocke, von muskulösen Atlanten getragene Samson auf die Besucher herab. Fast mediterran ist hier an sonnigen Tagen die Atmosphäre.

Der noch immer andauernde Markenstreit zwischen der tschechischen Braustätte und dem amerikanischen Getränke-Unternehmen Anheuser-Busch treibt inzwischen eigenartige Blüten. Um die Budweiser auf den Biergeschmack aus Übersee zu bringen, eröffnete die US-Firma ein amerikanisches Kulturzentrum inmitten der Altstadt. Die Rechnung ging nicht auf. "Die Tschechen sind empfindlich, wenn es um ihr Bier geht", sagt Martin Polak, der als Reiseleiter arbeitet.

Ein wahres Kleinod ist die alte Handelsstadt Cesky Krumlov, dessen Altstadt seit 1992 zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Dreimal schlängelt sich die Moldau um das Stadtzentrum, um nach einem Kilometer an fast die selbe Stelle zurückzukehren. Und so sind immer wieder unterhalb des gut erhaltenen Schlosses mit seinen verschiedenen Baustilen Kajak-Fahrer auf dem Fluss zu beobachten. Ein Muss ist der Besuch des spätbarocken Schlosstheaters, dessen hölzerne Schiebekulissen im Original erhalten sind. Die komplett erhaltene Theatermaschinerie aus dem 18. Jahrhundert mit Oberbühne, Schnürboden und Unterboden, Requisiten, Effektmaschinen ist beeindruckend anzusehen.

Unterhalb des Schlossareals liegt Latran, vermutlich der älteste Teil der Stadt. Windschiefe Häuser stehen eng beieinander, reiche Außenfassaden zeugen von früherem Wohlstand, und verwinkelte Gassen vermitteln bei sonnigem Licht eine versponnene Leichtigkeit. Cesky Krumlov ist nach Prag der besterhaltene historische Stadtkomplex Tschechiens.

In der nahen Umgebung Cesky Krumlovs liegt über einer Moldauschleife Schloss Frauenberg, oder auf Tschechisch: Hluboka nad Vltavou. Die beliebte Hochzeitskulisse, deren Ursprung bis ins Jahr 1285 zurückgeht, erhielt ihre heutige Gestalt Mitte des 19. Jahrhunderts. Fürstin Eleonora von Schwarzenberg war auf einer Reise durch England so sehr von Schloss Windsor begeistert, dass Hluboka nach dessen Vorbild umgebaut wurde. Die 140 Räume dokumentieren aber feudale Wohnkultur mehrerer Generationen.

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