Allsun Hotel auf Fuerteventura: ab November nur geimpft betretbar
Allsun Hotel auf Fuerteventura: ab November nur geimpft betretbar
Foto: Fokke Baarssen / EyeEm / Getty Images

Veranstalter zu Impfauflage Reisen nur nach Piks?

Wer geimpft ist, sollte ohne Auflagen wieder Hotels und Flugzeuge betreten können – richtig so? Ein Veranstalter legt vor. Und die Branche diskutiert, ob das ein sinnvoller Schritt ist.

Wie schön wäre es, wenn ein Impfpass das Reisen wieder ermöglichen könnte: Wer gegen Covid-19 annähernd immun ist, könnte ohne Tests, Quarantänen oder sonstige Reisebeschränkungen an Bord von Flugzeugen, Autos oder Schiffen wieder Grenzen überschreiten.

So einfach ist das aber leider nicht – vor allem, weil noch unklar ist, ob das Virus auch durch Geimpfte übertragen werden kann. Beim Impfstoff von Biontech/Pfizer gibt es zwar ermutigende Signale , wie es bei den anderen Vakzinen aussieht, ist dagegen noch unklar. Es ist aber auch nicht so einfach, weil Menschen benachteiligt würden, die nicht die Möglichkeit bekommen haben, sich impfen zu lassen. Die Tourismusbranche diskutiert  über das richtige Vorgehen zu einer Zeit, in der es in Deutschland nur sehr wenige Geimpfte gibt.

Als erster großer deutscher Reiseveranstalter hatte Alltours am Freitag angekündigt, voraussichtlich ab 31. Oktober Urlaub in der eigenen Hotelkette Allsun auf Mallorca, den Kanaren und Griechenland nur noch mit Corona-Impfung zu ermöglichen. Der genaue Zeitpunkt hänge vom Verlauf der Impfungen ab.

Andere Unternehmen wie TUI, DER Touristik und FTI wollen dem Beispiel nicht folgen:

  • »Bei TUI gibt es solche Pläne derzeit nicht. Wir richten uns nach den Vorgaben von Regierungen«, sagte der Sprecher von TUI Deutschland, Aage Dünhaupt, am Montag.

  • Es sei eine gute Nachricht, dass Corona-Impfungen begonnen hätten, erklärte Georg Schmickler, Chef der Hotel-Sparte bei DER Touristik. »Die Frage nach Vorteilen für bereits geimpfte Personen halten wir jedoch für verfrüht und haben keine Planung in dieser Richtung.«

  • Die Münchner FTI Group beabsichtige weder als Veranstalter noch als Hotelbetreiber derartige Auflagen, sagte FTI-Manager Ralph Schiller.

  • Auch die Lufthansa wird eine Impfung nicht vorschreiben, hatte ein Sprecher im Januar bestätigt.

  • Reedereien – darunter Aida Cruises, TUI Cruises oder MSC – planen zurzeit keine Impfauflage.

Britische Saga: Nur mit Impfung an Bord

Am Freitag hatte Alltours-Inhaber Willi Verhuven erklärt: »Wir wollen allen Gästen höchstmögliche Sicherheit bieten, damit sie ihren Urlaub entspannt genießen können.« Bei steigenden Impfquoten und sinkenden Inzidenzen in den Urlaubsgebieten stehe einem Urlaub in den 35 Allsun-Hotels nichts im Wege. Womöglich sei schon zu Ostern sicherer Urlaub in vielen Ländern wieder möglich.

Bis im Laufe des Jahres genügend Menschen geimpft sind, verlangen die Allsun-Hotels negative PCR- oder Antigentests, die nicht älter als 48 Stunden sind. Nach Medienberichten erntete Alltours für die geplante Impfauflage in den sozialen Netzwerken über das Wochenende viel Kritik.

Einzelne Anbieter in anderen Ländern planen ebenfalls, Kunden nur mit Impfung an Bord zu lassen: darunter die britische Kreuzfahrtmarke Saga, die US-Reederei Crystal Cruises und die australische Fluggesellschaft Qantas:

  • Auf den Saga-Schiffen  wie »Spirit of Discovery«, die ab 4. Mai wieder in See stechen wollen, müssen die Gäste mindestens 14 Tage vorher die zweite Impfung erhalten haben. Ebenso die Kunden der Reederei Crystal Cruises, die plant, so den Betrieb der Flussflotte im Mai und der Ozeanschiffe ab Juni aufzunehmen.

  • »Wir werden die Leute bitten, sich impfen zu lassen, bevor sie das Flugzeug besteigen können«, sagte Qantas-Chef Alan Joyce im November. Die Airline will dies aber erst später  im Jahr unter bestimmten Voraussetzungen umsetzen.

DRV: Tests statt Quarantäne

Freie Einreise für Geimpfte

Im internationalen Reiseverkehr deutet sich eine interessante Entwicklung an: Wer bereits gegen das Coronavirus geimpft ist oder eine Infektion nachweislich durchgestanden hat, darf wieder ohne Auflagen wie Testpflicht oder Quarantäne die Grenze überqueren. Während in der Europäischen Union (EU) noch über einen Impfpass für Reisende diskutiert wird, haben ein paar Länder und Reiseziele bereits Fakten geschaffen. Eine Übersicht (Quelle: dpa, Stand 26.2.):

FTI-Manager Schiller erklärte, es sei ohnehin keine Lösung, abzuwarten, bis alle Menschen ein Impfangebot hätten, um dann exklusive Angebote für Geimpfte zu machen. »Es müssen aus unserer Sicht stattdessen gemeinsam mit der Politik entsprechende, breit angelegte Teststrukturen geschaffen werden, die schon jetzt sicheres Reisen unter Einhaltung aller Schutzmaßnahmen für alle Menschen mit oder ohne Impfung ermöglichen«, ergänzte er.

Der Deutsche Reiseverband (DRV) legte unterdessen ein Achtpunktepapier für einen Neustart der Reisewirtschaft vor. Der DRV setzt auf Testen statt Quarantänepflicht und fordert nach Regionen differenzierende Risikobewertungen der Zielländer durch das Auswärtige Amt.

Auf behördliche Impfauflagen will sich die Branche vorbereiten können durch einen digitalen Impfpass. »Der Impfnachweis sollte in standardisierter und digitaler Form vorhanden sein, um die internationale Anerkennung und Integration in die Reisekette zu erleichtern«, erklärte der DRV.

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Während private Unternehmen mit Impfauflagen vorpreschen oder erst mal gesetzliche Vorgaben abwarten wollen, öffnen nach und nach immer mehr Länder ihre Grenzen ohne Quarantäne- und Testauflagen für Geimpfte. Darunter etwa Island, Estland und Madeira.

abl/Reuters
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