
Urlaub trotz Corona Ab auf die "Dahamas"


Die Frage, was eine Welt in der Krise für ihren Sommerurlaub bedeutet, scheint für viele Menschen in Deutschland gerade das drängendste Thema zu sein. Das ist gut. So schlecht kann es uns dann ja nicht gehen. Tatsächlich sind wir bis hierher vergleichsweise glimpflich davongekommen. Anstrengend war das Leben im Lockdown trotzdem. Für die meisten von uns war es das vermutlich auch schon vorher. Die Sehnsucht nach Erholung und Ablenkung ist daher mehr als verständlich.
Urlaubsreife, die bereits gebucht haben und sich nun sorgen, ob sie ihre Reise antreten oder aber zumindest ihr Geld zurückerhalten können, haben noch ein ganz anderes Problem. Um jene Menschen soll es in diesem Kommentar nicht gehen. Vielleicht haben Sie ja auch keinen Urlaub mehr, weil der schon draufgegangen ist für die Kinderbetreuung? Dann hat sich das Thema ebenfalls erledigt.
Wir anderen jedoch, die wir bisher gut durchgekommen sind und nun so langsam aber sicher wissen möchten, wo es demnächst hingeht, nach Frankreich zum Surfen etwa, Wandern in Südtirol, all-inclusive in die Türkei, Sonnetanken in Spanien, Backpacken in Thailand, wir anderen sollten uns fragen, ob es denn so sein muss?
Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich verreise gern und auch gern oft. Mir ist auch bewusst, dass viele Menschen vom Tourismus leben. Gut 13 Prozent der italienischen Wirtschaftskraft hängen davon ab. In Spanien sind es fast genauso viel, in Portugal, Kroatien und Griechenland noch mehr (17, 25 und 30 Prozent). 27 Millionen Europäer verdienen ihr Geld direkt oder indirekt mit Touristen. Das sind zusätzlich zu unserem Erholungsbedürfnis 27 Millionen weitere Gründe, den Sommerurlaub in diesem Jahr wie gewohnt anzugehen: Reiseziel aussuchen, Bewertungen über Hotels und Wissenswertes über Land und Leute lesen, Preise vergleichen, noch mal Preise vergleichen, möglichst günstig buchen und mehr oder weniger viel Spaß haben.
In diesem Jahr wohl eher weniger Spaß. Das sollte allen klar sein. Denn wer könnte schon davon träumen, in Süditalien am Strand erst in Plexiglas-Kabinen dem Hitzschlag entgegenzukochen und dann im Meer Abkühlung zu suchen. Natürlich erst, wenn die persönliche Gästenummer an der Reihe ist und keinesfalls länger als die erlaubten zehn Minuten. Die anderen sind ja schließlich auch noch da, und wie wichtig gegenseitige Rücksichtnahme ist, sollte spätestens seit Corona allen klar sein.
Auch in den Hotels dürfte es eher ungemütlich werden, wenn die üppigen Frühstückbüfetts aus Hygieneschutzgründen abgeräumt werden müssen und das Essen vornehmlich im Zimmer eingenommen werden muss. Wenn wir nach jeder angefassten Türklinke von dem Gedanken gequält werden, ob und wenn ja, wann sie zuletzt desinfiziert wurde und ob es jetzt vielleicht trotzdem vorbei ist mit unserer Gesundheit. Ganz zu schweigen von all den Urlaubsflirts, -bekanntschaften und -spielkameraden, denen wir nicht zu nahe kommen dürfen, wenn wir es ernst meinen mit dem Kampf gegen diesen lästigen Krankheitserreger. Und wir sollten es ernst nehmen - denn wenn wir jetzt darauf pochen, dass möglichst bald alles so ist "wie früher", vor allem im Urlaub, ist es vielleicht der letzte Urlaub für sehr lange Zeit.
Alles da für 14 Tage Urlaubsspaß
Ich kann mir einen erholsamen Urlaub so nicht vorstellen. Also 2020 dann nach Balkonien oder auf die "Dahamas", wie sie in Österreich sagen? Warum eigentlich nicht? Zu Hause ist es am schönsten, heißt es ja. Wie schön, hat eine meiner Kolleginnen bereits lange vor Corona aufgeschrieben. Klar, auch hier droht Ansteckung, ist es nicht überall sicher, sicherer aber als Reisen in Länder, die vor Kurzem noch als Hochrisikogebiete galten. Womöglich noch in einem öffentlichen Transportmittel, wo die Infektionsgefahr besonders groß ist.
Und genauso gibt es hier viele Menschen, denen in den vergangenen Monaten sämtliche Einnahmen weggebrochen sind: Biergartenbetreiber, Köche, Ladenbesitzer, und, und, und. Mit diesen Zutaten sowie etwas Wetterglück und Neugierde ließe sich ein hervorragendes 14-Tage-Programm stricken, finde ich. Zumal, wenn dafür eine bestenfalls gut gefüllte Urlaubskasse zur Verfügung steht. Und zwischendurch auch mal das, was Ferien früher mal bedeutet haben: nichts tun. Nur für unsere europäischen Nachbarn müssten wir uns dann noch etwas überlegen, aber auch das sollte keine unzumutbare Problemstellung sein.
"Sommerurlaub, wie wir ihn kennen, wird es nicht geben", sagte Außenminister Heiko Maas. Finden wir uns damit ab.