
Irak: Wie eine Salzwüste im Zweistromland geflutet wird
Irak Im Sumpf der Hoffnung
Einen wie Azzam Alwash dürfte es hier, in diesem von Krieg und Terror verwüsteten Land, nicht geben. Im Holzkahn stakt er durchs Kriegsgebiet und macht sich Gedanken um einen verschollenen Otter, um vergiftetes Wasser und gefährdete Vögel. Wer denkt im Süden des an die Umwelt? Wer riskiert sein Leben, um einen Sumpf zu retten?
"Ist das nicht wundervoll?", fragt Alwash, der Naturfreund, während sein Kahn, begleitet von bewaffneten Aufpassern, durch einen von Schilf umsäumten Wasserlauf gleitet. Der Abendhimmel über dem Sumpf leuchtet rot, Vogelschwärme ziehen vorüber. Die Luft hat sich auf nur noch 35 Grad abgekühlt. Basra, die zerstörte Metropole, liegt, 60 Kilometer entfernt, wie auf einem anderen Planeten.
Wasserbüffel schwimmen prustend am Boot vorbei. Und Alwash, ein breitschultriger Mann mit buschigem grauem Haar und Schnurrbart, sitzt aufrecht auf der Ruderbank und strahlt. "Schaut euch das an", sagt er, "vor ein paar Monaten war hier noch Wüste!"
Azzam Alwash, 52, ist Staatsbürger des Irak und der USA, Wasserbauingenieur und Direktor von Nature Iraq, der ersten und einzigen Naturschutzorganisation des Landes. Er hat sie 2004 gemeinsam mit seiner Frau Suzanne, einer amerikanischen Geologin, gegründet, mit finanzieller Unterstützung aus den USA, Kanada, Japan und Italien. Sein Ziel ist es, einen großteils ausgetrockneten Sumpf im Süden des Irak zu retten. Dafür hat Alwash seine Stelle in Kalifornien aufgegeben. Dafür setzt er seine Sicherheit und seine Gesundheit aufs Spiel.
Er verbringt nun viel Zeit in Flugzeugen zwischen den Kontinenten: Vor vier Tagen ist er von Fullerton in Kalifornien, wo seine Familie lebt, nach Amman gereist, um den ehemaligen irakischen Ministerpräsidenten Ijad Alawi zu treffen; von dort ging es weiter, erst zu einer Konferenz in Basra und dann in den Sumpf. Danach muss Alwash nach Bagdad, ins Umweltministerium, und nach Sulaimanija im Nordirak, wo sich, aus Sicherheitsgründen, der Hauptsitz von Nature Iraq befindet. Anschließend erwarten ihn Geldgeber und Berater in Padua und Venedig. Andere Männer hätten eine Geliebte, sagt Alwash, er habe den Sumpf.
Wiege der Zivilisation
Natürlich ist es nicht irgendein Sumpf. Alwash kämpft für eine paradiesische Flussmarsch, in der Bibelforscher gar den Garten Eden erkannt haben wollen. Manche bezeichnen sie als Wiege der Zivilisation: Im fünften Jahrtausend vor Christus besiedelten die Mesopotamier das fruchtbare Land; einige Jahrhunderte später entstand hier die sumerische Hochkultur. Die Keilschrift soll in dieser Gegend erschaffen worden sein, die Literatur, die Mathematik, die Metallkunde, die Keramik und das Segelboot.
Noch vor 20 Jahren gedieh an dieser Stelle eine wundersame Wasserwelt inmitten der Wüste. Größer als die Everglades erstreckte sie sich am südlichen Ende des Zweistromlandes, wo sich Euphrat und Tigris hundertfach verzweigen, ehe sie sich vereinigen und nahe Basra in den Persischen Golf münden. Ökologen galt dieser Sumpf als einzigartige Oase des Lebens - bis Saddam Hussein, der sunnitische Diktator, ihn nach einem Aufstand der Schiiten Anfang der neunziger Jahre trockenlegen ließ.
Offiziell hieß es, der Boden solle für die Landwirtschaft genutzt werden. Das Militär rückte an, hob Kanäle aus und schüttete Deiche auf, die das Wasser direkt in den Golf leiteten. Der Despot, stolz auf das Zerstörungswerk, gab den Kanälen Namen wie "Saddam-Fluss" und "Kanal der Treue zum Führer".
Tatsächlich aber ging es Saddam nicht um die Bauern. Er wollte die Madan treffen. Seit Jahrtausenden war für dieses Volk und seine Kühe und Wasserbüffel der Sumpf die Heimat gewesen. Sie wohnten in schwimmenden Hütten aus geflochtenem Schilf und verbrachten einen großen Teil ihrer Zeit in Kähnen aus Holz, die sie mit Stöcken durch von Büffeln ausgetretene Wege im Schilf lenkten, um Schilfrohr zu ernten, Vögel zu jagen oder Fische zu fangen.
Dann aber unterstützte das Fischervolk den Aufstand der Schiiten gegen den Diktator. Der rachsüchtige Saddam machte ihnen deshalb ihren "Garten Eden" zur Hölle: Tausende ließ er ermorden, ihr Vieh wurde getötet, verbliebene Wasserquellen vergiftet, Schilfhütten niedergebrannt. Viele flohen über die Grenze nach Iran, wo sie in Flüchtlingslagern unterkamen; andere gingen in den Norden und versuchten, als Tagelöhner zu überleben. Bis zu einer halben Million Menschen waren am Ende vertrieben.
Eine der größten Umweltkatastrophen der Welt
Innerhalb weniger Jahre war der Sumpf auf weniger als zehn Prozent seiner ursprünglichen Fläche geschrumpft. Wo sich einst Wildschweine, Hyänen, Füchse, Otter, Wasserschlangen und sogar Löwen in Schilfwäldern getummelt hatten, breitete sich nun unfruchtbare Salzwüste aus, vergiftet und voller Landminen. Die Vereinten Nationen beklagten die Zerstörung des Sumpfes 2001 in einem Bericht als "eine der größten Umweltkatastrophen der Welt".
Am 18. Juni 2003, knapp drei Monate nach der amerikanischen Invasion, flog Azzam Alwash von Los Angeles aus in seine alte Heimat. Er wusste, was ihn erwartete. "Dennoch war es ein Schock", erzählt er. "Ich erinnerte mich an Wasser und Grün, so weit das Auge reichte, aber ich sah nichts als Wüste, Staub und zerstörte Siedlungen."
Zu diesem Zeitpunkt hatte Alwash den Irak exakt 24 Jahre und 341 Tage lang nicht betreten. Er war zum Studium in die USA gegangen und war Amerikaner geworden, ganz und gar. Er hatte eine amerikanische Frau, zwei kleine Töchter, mit denen er kein Arabisch sprach, ein Haus in Long Beach und einen gutbezahlten Job als Wasserbauingenieur. "Es war", sagt er heute, "der perfekte amerikanische Traum."
Nur den Sumpf konnte er nicht vergessen, das Paradies seiner Kindheit. Sein Vater, der bis Anfang der achtziger Jahre im Wasserministerium arbeitete, hatte ihn früher oft mitgenommen, wenn er beruflich unterwegs war oder im Schilf auf Gänsejagd ging. Manchmal kamen auch die Mutter und die beiden Schwestern mit zu ausgedehnten Ausflügen im Kanu. Alwash hatte sich geschworen, seiner Frau und seinen Töchtern den "Garten Eden" zu zeigen. "Das ist gar nichts", sagte er oft, wenn sie in Kalifornien wanderten oder Kajak fuhren, "wartet nur, bis ihr den Sumpf seht!"
Deshalb kam Alwash zurück und sammelte Geld für seinen Plan, einstige Sumpfgebiete kontrolliert zu überfluten. "Eden Again Project" nannten er und seine Mitstreiter ihr ehrgeiziges Vorhaben.
Der Sumpf beeinflusst das Klima
Curtis Richardson, Ökologe an der Duke University in Durham, North Carolina, ist einer von denen, die von Anfang an dazugehörten; von 2003 bis 2007 unternahm er Forschungsreisen in die Region. "Ich habe mein ganzes Berufsleben lang Feuchtgebiete erforscht", so der Ökologe, "aber dieser Sumpf ist der Heilige Gral. Der Garten Eden."
Bald aber musste Richardson einsehen, wie naiv seine Begeisterung war. Schlaflose Nächte verbrachte er auf dem Fußboden seines Hotelzimmers in Basra, während draußen geschossen wurde. Bei der Feldarbeit wurde er von Schwerbewaffneten eskortiert. "Man fühlt sich schon ein wenig seltsam, wenn man selbst ein pH-Messgerät in der Hand hält und alle anderen ein Maschinengewehr." Einmal ging Richardson nahe der iranischen Grenze ins Wasser, um Proben zu nehmen, als sein Übersetzer am Ufer plötzlich wild schrie und herumfuchtelte. "Da war ich in ein Minenfeld geraten." In diesem Moment beschloss Richardson, mit den Feldstudien aufzuhören.
"Azzam kämpft einen mutigen Kampf, aber er braucht Hilfe", sagt der Forscher. Die USA haben ihre finanzielle Unterstützung eingestellt; Geld und wissenschaftliche Beratung kommen nun hauptsächlich aus Italien. Maximal 30 bis 40 Prozent des einstigen Sumpfes könnten langfristig wieder in ein funktionierendes Ökosystem umgewandelt werden, schätzt Richardson - aber das wäre schon sehr viel, nicht nur für die Natur, sondern auch für die Zukunft des Landes.
Denn der Sumpf hält das Wasser zurück und könnte so die Versorgung im Süden sicherstellen. Außerdem beeinflusst er das Klima: Nach seiner Zerstörung sei es heißer geworden, erklärt Richardson. Bei Temperaturen über 50 Grad aber verdorrten die Ackerpflanzen. Und auch die Erträge der Fischer und Shrimpszüchter brachen ein, weil der Sumpf nicht mehr, wie zuvor, Schmutz und Schadstoffe aus den Flüssen filterte.
Schutzzone von tausend Quadratkilometern
Inzwischen aber ist rund ein Drittel der ursprünglichen Flussmarsch wieder mit Wasser bedeckt. Teams aus internationalen Experten, Mitarbeitern von Nature Iraq und Vertretern von drei irakischen Ministerien durchbrechen Dämme, leiten Wasser aus den Kanälen in ausgetrocknete Gebiete zurück, säen einheimische Pflanzen und untersuchen die Artenzusammensetzung und die Entwicklung der Pflanzen- und Tierpopulationen.
Bevor sie ein neues Gebiet überfluten, messen die Wissenschaftler die Salz- und Schwefelkonzentration im Boden; an manchen Stellen ist sie so hoch, dass weder Schilf noch einheimische Fischarten überleben könnten. Damit sich die Böden erholen können, brauchen sie einen konstanten Durchfluss von Süßwasser, der das Salz ausspült.
Alwash und seine Mitstreiter entwickeln einen Plan für den ersten Nationalpark des Landes: eine Schutzzone von tausend Quadratkilometern, deren Wasserversorgung mit einer Vielzahl von Schleusen reguliert werden soll. "Wir sind dabei, Richtlinien für Schutzgebiete zu entwerfen", sagt Giorgio Galli vom italienischen Ingenieurbüro Studio Galli Ingegneria Spa in Padua. "So etwas gibt es im Irak bisher nicht." Wenn das Projekt zustande kommt, hoffen die Wissenschaftler, könnte der Nationalpark von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt werden.
Doch all dies geschieht mitten in einem Krisengebiet. Dutzende Mitarbeiter des Projekts sind in den vergangenen sieben Jahren bei Terroranschlägen gestorben. Andere haben sich zurückgezogen, weil sie um ihr Leben fürchteten. Die Experten des Umweltprogramms der Vereinten Nationen können nur aus der Ferne beraten; aus Sicherheitsgründen dürfen sie den Irak nicht mehr betreten, seit im August 2003 bei einem Angriff auf das Uno-Hauptquartier in Bagdad 22 Menschen ums Leben kamen.
Azzam Alwash ist das Explodieren von Bomben gewohnt
In letzter Zeit scheint sich die Lage etwas beruhigt zu haben. Basra ist nicht so sicher wie Sulaimanija, aber weniger gefährlich als Bagdad; Sicherheit ist relativ. Lohnt sich das Risiko? Kann Naturschutz funktionieren in einem Land wie diesem?
Azzam Alwash ist das Explodieren von Bomben gewohnt: "Solange man mindestens 100 Meter entfernt ist, gehört das eben zum Alltag." Er versucht eine Erklärung: "Zum ersten Mal im Leben habe ich das Gefühl, dass meine Arbeit den Menschen wirklich hilft. Dass ich nicht nur arbeite, um Geld für meine Familie und mich zu verdienen. Das ist erfüllend."
Wenn der Naturschützer in diesen Tagen im Sumpf der Hoffnung unterwegs ist, sieht er an manchen Orten Bilder aus seiner Kindheit. In Al-Hammar führen Wasserwege labyrinthartig durch dichtes, meterhohes Schilf und vereinigen sich zu größeren Seen. Tautropfen glitzern auf den Schilfhalmen, die leise raschelnd vor dem Boot zurückweichen. Die Mondsichel verblasst, während die Sonne an Kraft gewinnt. Winzige Fische flitzen vorbei, auf der Flucht vor einer Wasserschlange. Und die Vögel sind zurück: Nachtreiher, Graufischer, Purpurreiher, Zwergtaucher, Uferschnepfen, Marmelenten.
Auf kleinen Inseln stehen Schilfhütten, rundherum schläfrige Wasserbüffel. Männer und Frauen mit sonnengegerbtem Gesicht und langen Gewändern gleiten in Booten durchs Wasser und schneiden Schilf. Hin und wieder blicken sie auf und heben die Hand zum Gruß.
Experiment an der Natur
Mit dem Wasser sind auch die Madan wiedergekommen; etwa 80.000 sollen es derzeit sein. Ihre Geschichten sind Geschichten wie die von Naim Aatai, einem kleinen, gebeugten Mann mit weißem Bart, zerfurchtem Gesicht und tief in den Höhlen liegenden Augen. "Saddams Soldaten drangen in unsere Siedlung ein und beschuldigten uns, Terroristen zu verstecken", berichtet Aatai. "Sie schossen auf uns und töteten meinen Bruder. Dann brannten sie unsere Hütten nieder."
Nach dem Angriff flüchtete Aatai in den Norden; in der Nähe von Bagdad fand er Arbeit auf einer Farm. "Es war kein gutes Leben", sagt er. "Hier ist es besser. Hier ist unsere Heimat."
Gerade kehrt Dhwia Jift mit einem Boot voller Schilf von der ersten Tour dieses Tages zurück. Ein paar Männer laden die Bündel in einen Laster; für eine volle Ladung bekommt Jift umgerechnet vier Dollar. Sie stehe jeden Morgen vor Sonnenaufgang auf, erzählt die schmächtige, schwarzgekleidete Frau, dann backe sie Fladenbrot und füttere die Kinder. Den Rest des Tages verbringt sie damit, Schilf zu ernten.
Die Haut an ihren Händen und Füßen ist rissig und voller Schwielen. Müde und krank sei sie, aber sie wolle nicht klagen. Die Zeit als Tagelöhnerin im Norden sei viel schlimmer gewesen; dort sei sie behandelt worden wie eine Sklavin. "Hier bin ich frei", sagt sie und entblößt lächelnd ihre Zahnlücken, "solange ich Wasser und Schilf habe, muss ich wenigstens nicht betteln."
Doch es ist alles andere als sicher, dass das Wasser bleibt. Die Türkei, wo Euphrat und Tigris entspringen, baut Staudämme und lässt immer weniger Wasser gen Süden fließen. Verträge über eine gemeinsame Nutzung gibt es nicht. Und die Uno-Konvention über die Nutzung internationaler Wasserläufe von 1997 hat neben China und Burundi nur die Türkei nicht unterzeichnet.
Mehrere Ölfelder befinden sich im Sumpfgebiet
Viel wäre gewonnen, wenn die Bauern im Irak lernten, sparsam mit dem Wasser umzugehen. Bislang kennen sie das Prinzip der Tröpfchenbewässerung nicht; sie überfluten ihre Felder wie in alten Zeiten, als Wasser im Überfluss vorhanden war.
Und nicht nur dort könnte gespart werden: Abwasser wird im Irak kaum gereinigt, geschweige denn recycelt. Deshalb enthält auch das Wasser, das aus den Kanälen zurück in den Sumpf geleitet wird, reichlich Dünger, Umweltgifte und Krankheitserreger. Das Umweltministerium und Nature Iraq überwachen gemeinsam, wie sich das Ökosystem und die Gesundheit der Menschen und Tiere entwickeln - ein Experiment an der Natur.
Ein deutscher Hydrogeologe sieht noch eine andere Gefahr: Öl. Broder Merkel von der Technischen Universität Bergakademie Freiberg sitzt zwischen muskelbepackten Sicherheitsmännern in der Lobby des neueröffneten Mnawi Basha Hotel in Basra und sagt: "Die Konzerne sind ja schon ganz begierig darauf, im Sumpf nach Öl zu bohren. Wenn das erst richtig losgeht, ohne Auflagen, Forschung und Monitoring, dann können Sie den Sumpf endgültig vergessen."
Der Irak verfügt über die drittgrößten Ölreserven der Welt; in den nächsten fünf Jahren soll die Fördermenge verdreifacht werden. Und mehrere Ölfelder befinden sich im Sumpfgebiet. Geologe Merkel, ein bedächtiger Westfale mit weißer Ponyfrisur und vielen Lachfältchen, ist im Auftrag des Deutschen Akademischen Austauschdienstes nach Basra gekommen, um gemeinsam mit Vertretern irakischer Universitäten zwei neue Studiengänge zu entwickeln: "Nachhaltige Ölproduktion" und "Hydrogeologie und Wassermanagement in Trockenregionen".
Den Ölboom sieht Alwash eher als Chance
Diesmal möchte Merkel ein paar Wasserproben aus den Kanälen von Basra mit nach Hause nehmen. Die Fahrt führt vorbei an lehmbraunen Slums, Müllbergen und Checkpoints. Es stinkt nach Abfall und Benzin in den Straßen von Basra, klapprige Autos quetschen sich an Eselskarren und Bettlern vorbei. Neben Wellblechhütten, in denen Obst und Gemüse verkauft werden, stehen Kampffahrzeuge. Die Trauerfahnen der Schiiten flattern im Wind. Wo auch immer die Forscher anhalten, gesellen sich Polizisten zu ihnen und warten höflich, bis der Gast aus Deutschland seine Röhrchen gefüllt hat.
Alwash kennt den Geologen aus Freiberg; die beiden begrüßen sich nach arabischer Sitte mit Küsschen auf beide Wangen. Doch den Pessimismus seines deutschen Kollegen mag der US-Iraker nicht teilen. Den Ölboom sehe er eher als Chance: "Vielleicht können wir Anreize für die Konzerne schaffen, sich zum Ausgleich an der Schaffung des Naturschutzgebiets zu beteiligen."
Alwash scheut sich nicht zu träumen. Und wenn er abends im Boot durch seinen geliebten Sumpf gleitet, dann scheint ihm sein Traum sogar zum Greifen nah. "Ich sehe schwimmende Schilfhotels und Campingplätze", sagt er. "Ich sehe Kajaks mit gläsernem Boden, Wanderer, Gleitschirmflieger, Ballone." Seine Aufpasser hören ihm zu, die Waffen gesenkt.
"Als Erstes werden die Ornithologen kommen", fährt Alwash fort. "Dann die Leute, die sich für Archäologie interessieren, für Ur und Uruk. Und dann die Ökotouristen." Ökotouristen? Alwash grinst, dann sagt er: "Eine meiner Stärken ist es, dass ich mich nicht von der Realität einschränken lasse."