FILM „Liebesbrief ans Theater“
SPIEGEL: Mr. Madden, am Sonntag dieser Woche werden in Hollywood die Oscars vergeben. Auf welche spekulieren Sie?
Madden: Auf alle, das ist doch klar. Nein, im Ernst: Am meisten würde mich freuen, wenn "Shakespeare in Love" den Oscar als bester Film gewinnt. Damit wären alle belohnt, die am Dreh beteiligt waren. Erfahrungsgemäß wird dieser Oscar aber nicht an Lustspiele vergeben - leider.
SPIEGEL: Vielleicht doch, schließlich ist Shake-speare derzeit der Held von Hollywood; einige seiner Dramen werden verfilmt. Warum dieser Barden-Boom?
Madden: Weil Shakespeare ein Dramatiker ist, der unglaublich filmisch gedacht und geschrieben hat. Er hat Sprache so eingesetzt, wie wir heute die Kamera einsetzen - und darum erscheint er uns vertrauter als etwa ein Theaterautor wie Henrik Ibsen.
SPIEGEL: Obwohl Ibsen erst vor 93 Jahren starb, ist der alte Shakespeare der modernere Dichter?
Madden: Ja, in Shakespeares Stücken gibt es abrupte Schnitte von Schlachtfeldern in Schlafzimmer. Das bieten Ibsens Salondramen einfach nicht.
SPIEGEL: Vor Ihrer Filmarbeit waren Sie lange an der Bühne. Ist "Shakespeare in Love" Ihr Abschiedsbrief ans Theater?
Madden: Nein, mein Liebesbrief. Ich war immer in die Magie des Theaters verliebt und wollte dies mit den Mitteln des Films an die Zuschauer weitergeben. Deshalb sollte die Kamera dauernd in Bewegung sein, geradezu atemlos, damit der Zuschauer mitgerissen wird und gar nicht mehr weiß, wo er sich befindet.
SPIEGEL: Wie haben Sie eigentlich von Ihren Oscar-Nominierungen erfahren?
Madden: Ich war in London. Aber meine Produzenten hingen natürlich am Telefon mit jemandem in Amerika, der den Hörer ans Fernsehen hielt, während die Nominierungen verkündet wurden. Erst kam eine Nominierung und dann noch eine und noch eine - und irgendwann waren es 13. Da schwebte ich etliche Zentimeter über dem Fußboden. Jetzt habe ich manchmal das Gefühl, daß das Ganze ein großer Irrtum sein muß.