Briefe Unvergessliche Erinnerung
"Heute wird gern (wieder) vergessen: Es gab kein gutes Deutschland, das zwölf Jahre lang von den bösen Nazis beherrscht wurde und zu dem man 1945 einfach zurückkehren konnte."
Imke Roebken, Brüssel
Nach dem Bombenangriff "Gomorrha" auf Hamburg überlebten wir - Mutter, Oma, Bruder - den Krieg in einem Schuppen am Ortsrand von Tornesch. Oft nahm mich meine Mutter zum Einkaufen mit, man grüßte sich mit "Heil Hitler". Ich war gut fünf Jahre alt, als ich verwundert bemerkte, dass man sich - nach dem 8. Mai 1945 - mit "Guten Morgen" oder Guten Tag" begrüßte.
Dieter Wosikowski, Tornesch (Schl.-Holst.)
Endlich wieder eine glänzende Titelgeschichte in der besseren Tradition Ihres Hauses.
Dr. Peter-M. Schroeder, Brück (Brandenb.)
Dass die Sieger brutalste Rache nehmen - diese große Angst davor war es wohl, warum sich die Deutschen so vehement gegen die Kriegsniederlage gestemmt haben und noch bis vor die eigene Haustür gekämpft haben.
Tony Höck, Much (NRW)
Seltsam, dass es heute in den Medien keine Augenzeugenberichte gibt, die die Trauer, Angst oder gar das Entsetzen über den Einmarsch der Alliierten zum Ausdruck bringen. Konnte doch wohl jeder ahnen, dass es unverzüglich zu Kriegsverbrecherprozessen mit Todesurteilen nach fremdem Recht, zu Entnazifizierungsverfahren, zu Reparationsleistungen, zu Haus- und Wohnungsbeschlagnahmungen und persönlicher Bereicherung durch alliierte Soldaten kommen würde.
Karl Spickernagel, Berlin
Nach jahrelangen Fliegeralarmen kam am 17. April 1945 mit einem minutenlangen Dauerton Panzeralarm. Laufamholz im Osten von Nürnberg wurde als einer der ersten Stadtteile von den Amerikanern besetzt. Meine Geschwister und ich wagten uns aus Nachbars Bunker auf die Straße, als auch schon ein Panzer auf uns zurollte. Wir waren natürlich in Todesangst, denn daraus stieg ein schwarzer GI. Doch statt uns mit dem Messer den Bauch aufzuschlitzen, wie es uns die Nazi-Propaganda erklärt hatte, zog er Kaugummis hervor und schenkte sie uns. Bei der Schlacht um Nürnberg, dieser sinnlosen Verteidigung, gab es noch zahlreiche Tote, und viele Häuser, die die Fliegerangriffe überstanden hatten, wurden zerstört. An einem strahlenden Frühlingstag 1945, die Kirsch- und Apfelbäume standen in voller Blüte - eine unvergessliche Erinnerung - , war dieser grausame Krieg endlich vorbei. Wenn auch die Not an Lebensmitteln und der Hunger gerade bei uns Heranwachsenden groß war, es war endlich Frieden.
Waldemar Maile, Feucht (Bayern)
Bezogen auf die historischen Wahrheiten im Jahr 1945 hat so mancher Kommunalpolitiker und Lokaljournalist Nachholbedarf. So ignorierten in diesem Jahr Bürgermeister und Stadtrat von Zeitz, einem Nachbarort von Tröglitz in Sachsen-Anhalt, die Befreiung der Stadt vor 70 Jahren durch die US-Armee. Schriftliche Hinweise wurden trotzig von Parteien, Politikern und Journalisten in Zeitz ignoriert. Dafür pflegt man weiterhin den Mythos von den sowjetischen Befreiern. Der linke Antiamerikanismus der DDR ist hier noch deutlich spürbar und befördert zudem rechtsextremes Denken und Handeln, wie das Beispiel Tröglitz zeigt.
Heiko Schilling, Halle
Zur Kapitulation habe ich vor circa 30 Jahren in Karlshorst im Militärmuseum einen Film gesehen. Am meisten hat mich erschüttert, dass die deutsche Delegation im Nebengelass saß und Sekt trank, den die Sowjets servieren ließen - in dieser Schicksalsstunde! Das war mehr als entlarvend. Natürlich wurden sie heimlich gefilmt.
Bernd Hoffmann, Kornwestheim (Bad.-Württ.)