Mordsache Röhm
Erst war es ein Gerücht, dann folgten ein paar konkrete Nachrichten, am Ende war es unumstößliche Gewißheit: Walter Stennes, Chef der ostdeutschen SA, konspirierte gegen Adolf Hitler, um seine SA von der Partei abzusprengen und die Reformen des neuen SA-Stabschefs Ernst Röhm zu Fall zu bringen.
Die Nachrichten stammten von dem Berliner SS-Führer Kurt Daluege, der geheimen Zugang zu dem Stennes-Kreis besaß. Er hatte einen Spitzel unter den Verschwörern, der ihn über jeden Winkelzug der Röhm-Gegner unterrichtete.
Am 31. März 1931 klangen die Meldungen von Daluege so dramatisch, daß sich Hitler entschloß, Stennes sofort abzusetzen und einen neuen Führer für die ostdeutsche SA zu ernennen. Die lange erwartete SA-Krise war da.
"Ich bekomme soeben", meldete Daluege am frühen Morgen des 1. April an Röhm, "die fernmündliche Mitteilung, daß in der Nacht von zwölf Uhr bis drei Uhr eine streng vertrauliche Sitzung der Führer des Gausturmes Berlin stattgefunden hat. Es wurde kein Zweifel daran gelassen, daß dem Befehl Hitlers nicht Folge geleistet wird. Die anwesenden Führer erklärten sich für Stennes und gegen Hitler!"
Stennes schlug los, die SA-Revolte verbreitete sich rasch über Nord- und Ostdeutschland. Meuternde SA-Männer besetzten die Büros der Berliner Gauleitung und die Redaktionsräume der Parteizeitung "Der Angriff", in Brandenburg, Schlesien, Mecklenburg und Pommern formierten sich Demonstrationszüge der SA und randalierten gegen Funktionäre und Einrichtungen der Partei.
Ein Nazi-Führer setzte den anderen ab: Stennes enthob Goebbels seines Gauleiterpostens, Goebbels entband die SA-Männer von der Treuepflicht gegenüber Stennes. Die SA Ostdeutschlands "übernahm" die Partei, die Partei wiederum stieß die SA-Rebellen aus.
Doch der Elan des Stennes-Putsches erlahmte, sobald sich die Kassen der ostdeutschen SA geleert hatten. Zudem waren die SA-Verbände West- und Süddeutschlands von Anfang an im Lager Hitlers geblieben.
Der ehemalige SA-Kommandeur Hermann Göring übernahm die "Säuberung" der ostdeutschen SA, Röhm aber sah endlich den Weg frei für seine Reformen. Sie hatten nur einen Sinn: die Braunhemdenarmee zu disziplinieren und zugleich deren revolutionäre Energie der Partei zu erhalten.
Röhm beseitigte die antibürokratische Kommandostruktur seines Vorgängers Pfeffer von Salomon und setzte an ihre Stelle einen zentralistischen Befehlsapparat, der garantieren sollte, daß die SA einheitlich, von einem Punkt aus, geführt wurde. Dazu holte sich Röhm ehemalige Berufsoffiziere, die nichts anderes kannten als das Befehls- und Gehorsam-System der Armee.
Mit ihnen begann die Remilitarisierung der SA: Röhm führte neue Dienstränge ein, er gab den SA-Standarten Regimentsnummern der alten Armee. Zugleich sicherte sich Röhm die Möglichkeit, SA-Führer seines Vertrauens zu anderen Einheiten zu versetzen.
Damit konnte der Stabschef bis zu den untersten SA-Einheiten durchgreifen,
und darauf kam es Röhm an: Kompetenzen und greifbares Personal zu haben, die es ihm erleichterten, die Privilegien mächtiger Unterführer abzubauen, gegen die Pfeffer nicht angekommen war.
Dann besetzte Röhm die freigewordenen Führerpositionen mit seinen Vertrauensmännern. Darunter waren auch Freunde aus seinem Homosexuellen-Kreis, so der Ex-Kellner Karl Ernst, der Stabsleiter der SA-Untergruppe Berlin-Brandenburg wurde, und der Leutnant a. D. Edmund Heines, der die SA-Gruppe Schlesien übernahm.
Die Röhm-Konfidenten erleichterten es dem Stabschef, auch einzelnen Stürmen direkt Befehle zu erteilen. So bekam Röhm die SA immer mehr in den Griff: Die Gegner und Kritiker Hitlers und seiner Parteiführung schienen ausgeschaltet, zumindest auf einflußlose Posten abgeschoben.
Nicht ohne Bewunderung sah Hitler, wie der Freund den alten Konflikt zwischen SA und Partei entschärfte und ihn vom Druck unangepaßter SA-Führer freihielt. In wenigen Monaten war Röhm zu einer der zentralen Figuren der NS-Bewegung, ja neben Gregor Straßer zum wichtigsten Mitarbeiter Hitlers geworden.
Bei solcher Anerkennung für den Stabschef mochte Hitler nichts von den Protesten erregter Parteigenossen hören, die das Treiben des homosexuellen Röhm aufbrachte und die seine Entlassung verlangten. Jeder Eingeweihte wußte, daß es in den Stäben von Röhm, Heines und Ernst zahllose Homosexuelle gab; der Standartenführer Hans Kallenbach, zum SA-Stab Schlesien versetzt, konnte das "unbeschreibliche Bild wüstester Homosexualität" der dortigen SA-Führer Heines, Schmidt, Ramshorn und Engels nicht mehr ertragen. Röhm selber unterhielt in München eine Clique von Zuhältern, die ihm Schüler und Lehrlinge in seine Privatwohnung schleppen mußten.
Hitler verschanzte sich jedoch immer wieder hinter der Ausrede, die Homosexualität Röhms sei nicht erwiesen; wenn man ihm stichhaltige Beweise bringe, werde er die Konsequenzen ziehen. In Wirklichkeit war Röhms Homosexualität seit einem Prozeß vor dem Amtsgericht Berlin-Mitte im Jahr 1925 gerichtsnotorisch. Wer es unbedingt genauer wissen wollte, brauchte nur Röhms homosexuelle Bekennerbriefe nachzulesen, die der ehemalige NS-Reichstagsabgeordnete Helmut Klotz veröffentlicht hatte. Klotz stichelte: "Der Fisch stinkt vom Kopf her. Bis tief in die Reihen der NSDAP reicht die Verderbnis."
Das wollten sich die Führer der Partei nicht länger in der Öffentlichkeit nachsagen lassen. Gauleiter Röver drohte, wenn Röhm jemals seinen Gau betrete, werde er ihn verhaften lassen. Am rabiatesten reagierten der Parteirichter Walter Buch und sein Schwiegersohn Martin Bormann: Sie beschlossen, Röhm ermorden zu lassen.
Buch kontaktierte seinen ehemaligen Adjutanten Emil Danzeisen, der genügend Leute kannte, die wußten, wie man Menschen umbringt. Ein heruntergekommener Architekt war bereit, die Killerarbeit zu übernehmen; im März 1932 machte er sich mit ein paar Kumpanen daran, einen Mordanschlag auf Röhm vorzubereiten.
Doch der merkte auf einmal, daß "Schweinehunde uns erledigen wollen", und floh entnervt nach Berlin - in die Arme des alten Kameraden und Hitler-Entdeckers Karl Mayr, der inzwischen zum SPD-nahen Reichsbanner übergewechselt war und dort die antinazistische Propaganda orchestrierte.
Hitler aber verbat sich die "öffentliche Hetze" gegen den Stabschef, worauf sich Bormann "versucht" fühlte, "an die unglückliche Nibelungentreue des (deutschen) Kaisers gegenüber Österreich zu denken". Bormann wetterte: "Wenn der Führer diesen Mann nach diesem Vorgehen noch hält, so verstehe ich ihn, wie schon zahllose andere, nicht mehr, und das ist auch nicht mehr zu verstehen."
Bormann irrte. Es war durchaus zu verstehen, daß Hitler an seinem SA-Stabschef festhielt, war Röhm doch "der einzige Mann, der im Interesse Hitlers die SA kontrollieren konnte" (so der Historiker Robert Frank).
Röhm hielt die sozialrevolutionären Energien der SA scheinbar gut unter Verschluß, und er hatte gleichwohl organisatorisch alle Vorbereitungen getroffen, um die hochgehenden Wogen des sozialen Protests und Grolls, die Deutschland überschwemmten, auf die Propagandamühlen der SA zu lenken. Das Gerippe der SA-Einheiten stand, jetzt mußten die Rekruten kommen.
Und sie kamen in dichten Scharen. Nie zuvor in der deutschen Geschichte war eine politische Organisation so explosiv angeschwollen wie die SA in diesen letzten Jahren der Weimarer Republik. Röhm hatte bei seinem Amtsantritt im Januar 1931 eine SA mit knapp 77 000 Mann vorgefunden. Schon im April war sie auf 118 982 Mann angewachsen, im November hatte sie die 200 000-Mann-Grenze hinter sich gelassen, im Dezember marschierten 260 438 Mann unter den Fahnen der SA.
Das war keineswegs das Ende, die Expansion des braunen Propagandaheeres
schien keine Grenzen mehr zu kennen: im Sommer des nächsten Jahres 445 279 Mann, ein halbes Jahr danach 700 000 Mann. (Ende 1933 werden es drei Millionen sein.)
Das Gros der neuen SA-Männer stellten die Opfer der Wirtschaftskrise. Röhm hatte ein Netz von SA-Heimen und SA-Küchen anlegen lassen, die auch in dem kleinsten Ort die Neuen verpflegten und beherbergten. Viele gingen gar nicht mehr in ihre Elendsquartiere zurück, sondern blieben in den SA-Heimen, in denen jede Einheit eine Art Bereitschaftsdienst unterhielt, was die Heime zugleich zu Stützpunkten des politischen Straßenterrors machte.
Manchem alten SA-Führer wurde unheimlich bei dem Gedanken, was Röhm aus der Organisation machte. Das war nicht mehr ihre SA, diese "Truppe" verlor immer mehr die Kohärenz, die sie einmal gehabt hatte.
Mancher mochte dem "linken" SA-Oberführer August Schneidhuber zustimmen, der dagegen polemisierte, "die vielen unsicheren Elemente in unseren Reihen aufzunehmen, die jetzt nach unseren politischen Erfolgen ihr nationalsozialistisches Herz entdeckt haben und den Versuch machen, Anschluß an uns zu gewinnen". Schneidhuber: "Wir brauchen sie nicht!"
Andere Kritiker fanden, Röhm verfüge gar nicht über die Unterführer, um eine so riesige Ansammlung von Menschen in den Griff zu bekommen und zu steuern. Alte Nazis dagegen monierten das mangelnde NS-Bewußtsein der Neuen; Röhm nahm ja praktisch jeden, der sich ihm anbot.
Röhm ignorierte solche Kritik, er war Zahlenfetischist und berauschte sich daran, wie die SA täglich wuchs. Zudem lag ihm politischer Fanatismus fern; sein Engagement für den Nationalsozialismus ging über Lippenbekenntnisse kaum hinaus. Er war in den schlichten Kategorien des Militärs aufgewachsen, und das einzige, was der Soldat Röhm wirklich ersehnte, war ein neues deutsches Heer, an dessen Spitze er stehen würde.
Ihm war, als formiere sich hier schon ein ganzes Heer: gelenkt von dem militärisch organisierten Stab des Obersten SA-Führers, gegliedert in vier Obergruppen, die Armeen entsprachen, und 18 Gruppen, die Armeekorps gleichkamen, darunter die Untergruppen (Divisionen), Standarten (Regimenter), Sturmbanne (Bataillone) und Stürme (Kompanien) - alles in allem eine Streitmacht, die zahlenmäßig stärker war als die Reichswehr.
Kein Wunder, daß Röhms SA auch die Offiziere der Reichswehr heranlockte. Die konnten nicht darüber hinwegsehen, daß der Stabschef der SA just über jene Massen von Freiwilligen verfügte, die der Reichswehr fehlten, vor allem im Osten, wo das Reichsheer gegenüber dem aggressionslustigen Polen einen einwohnerwehrartigen Grenzschutz unterhielt, der wenigstens die ärgsten Lücken der kümmerlichen deutschen Landesverteidigung ausfüllen sollte.
Die Reichswehroffiziere wären keine Militärs gewesen, wenn sie nicht trotz ihres Horrors vor den braunen Aufwieglern Kontakt zur SA gesucht hätten. Ehe es sich Röhm so richtig versah, saß er schon mit dem Generalmajor Kurt von Schleicher, dem Kanzlermacher und führenden Kopf der Reichswehr, zusammen und plante mit ihm eine gemeinsame Zukunft, die er sich noch Wochen zuvor nicht hatte vorstellen können.
Von nun an hatte die SA keinen zuverlässigeren Protektor als den General von Schleicher. Selbst als dessen Ziehvater, der Reichsinnen- und Wehrminister Wilhelm Groener, im April 1932 die SA verbot, riskierte Schleicher lieber einen Bruch mit ihm als mit Röhm und brachte das SA-Verbot wieder zu Fall. Schleicher hatte seine Gründe dafür: ohne SA-Freiwillige kein leistungsfähiger Grenzschutz, ohne das Rekrutenpotential der SA keine Aussicht auf Verwirklichung des neuen Rüstungsprogramms der Reichswehr.
Schon plante Schleicher, die ganze SA von Reichswehroffizieren ausbilden zu lassen, da zerstob die beginnende Partnerschaft in einer wüsten Terror- und Blutorgie der SA. Jetzt erwies sich, wie wenig Röhm seine Parteiarmee in der Hand hatte: Der Kampf um neue Reichstagsmandate im Sommer 1932 entfesselte in der SA kriminelle Energien, die sich hemmungslos gegen politische Gegner austobten.
So übel hatten die Braunen noch nie zugeschlagen; in den letzten zehn Tagen des Wahlkampfes wurden allein in Preußen 24 Menschen getötet und 284 schwer verletzt.
Doch als die Wahlresultate des 31. Juli offenbarten, daß die NSDAP, obwohl nun stärkste Partei, die absolute Mehrheit verfehlt hatte, drehte die preußische SA durch. Alkoholisierte SA-Männer machten auf der Straße Jagd auf politische Gegner, SA-Stürme sammelten sich schießend und brüllend zu absurden Siegesmärschen.
Blitzschnell lief die Parole um, jetzt sei die Stunde da, sich mit der Faust zu holen, was der dumme Wähler der Partei verwehrt habe. Die Parole griffen Schlesiens SA-Führer auf, die fanatische Anhänger der "direkten Aktion" waren und nun ohne Abstimmung mit der Parteileitung eine Terroroffensive zur Eroberung der politischen Macht starteten.
Am 2. August flog eine SA-Handgranate gegen das Gewerkschaftshaus in
Liegnitz, kurz darauf folgte ein Anschlag gegen den ehemaligen SPD-Landrat in Goldberg, und schon rollte eine Welle blutiger Attentate und Ausschreitungen über Schlesien hinweg, von denen ein Name als Symbol nationalsozialistischen Barbarentums in Erinnerung blieb: Potempa, Ort eines viehischen Verbrechens betrunkener SA-Männer an einem hilflosen Arbeiter.
Der Funke des schlesischen Aufruhrs sprang nach Ostpreußen über, wo SA-Einheiten losschlugen, die der Kontrolle ihrer Führer entglitten waren. Plündernde SA-Männer zogen durch die Straßen Königsbergs, setzten Tankstellen und Zeitungsredaktionen in Brand und überfielen Funktionäre der Linken, wobei ein Stadtrat erschossen und Königsbergs Regierungspräsident schwer verwundet wurde.
Niemand aber hörte auf den Stabschef Röhm, der dem Wahnsinn Einhalt gebieten wollte. Erst als die Reichsregierung eine Notverordnung erließ, die politische Morde mit der Todesstrafe bedrohte, und Sondergerichte einsetzte, brach der SA-Aufstand zusammen.
Bald registrierten Hitler und seine Unterführer den Schaden, den die SA-Horden angerichtet hatten. In Pommern reagierte die Öffentlichkeit so heftig, daß sich die Partei vom SA-Terror distanzierte und deren Rädelsführer aus der NSDAP ausschloß, und auch der ostpreußische Gaupropagandaleiter monierte, die Aktionen der SA hätten die Bevölkerung der Partei entfremdet.
Die Quittung kam schon ein paar Wochen später, als die Partei erneut zu einer Reichstagswahl antreten mußte. Die NSDAP erlitt am 6. November 1932 einen schweren Rückschlag: Zwei Millionen Wähler hatten sich von der Partei abgekehrt, der Nimbus des angeblich unaufhaltsamen Wahlsiegers Hitler war dahin.
Die Wahlschlappe der Partei aber stürzte nun die SA vollends in die Krise. Immer mehr SA-Männer verloren den Glauben an Hitlers kommende Machtergreifung, Tausende verließen die SA. Mancher SA-Mann meinte, jetzt könne man nur noch auf den Kommunismus setzen.
Solche Mißstimmung aber verflog jäh, als die "nationale" Koalition des 30. Januar 1933 Hitlers Partei doch noch an die Macht brachte. Jetzt sahen sich die Marschkolonnen der SA von Hitler aufgerufen, das zu praktizieren, was sie noch am ehesten konnten: dreinzuschlagen, den Gegner einzuschüchtern.
Emsig wirkten sie mit, das Land dem Willen Hitlers zu unterwerfen. Ob beim Masseneinsatz für die letzte Reichstagswahl am 5. März 1933 oder beim Sturm auf die Rathäuser, ob bei der Auflösung des demokratischen Rechtsstaates oder der Beseitigung der letzten Bastionen des parlamentarischen Systems - die Stoßtrupps der SA waren immer einsatzbereit, wenn es galt, die Herrschaft Hitlers noch etwas sicherer zu machen.
Die Terrormaschine der SA war ständig in Bewegung, ihre Brutalität und Hemmungslosigkeit der Schrecken vieler Bürger: Kundgebungen gegnerischer Parteien wurden gesprengt, Politiker der Linken oder ihnen nahestehende Bürger verprügelt, Anschläge gegen Parteibüros und Gewerkschaftshäuser organisiert.
SA-Rowdies trieben ihre Opfer vor sich her und schleppten sie in Schuppen, Bunker, Keller und abgelegene Wälder, um sie dort zu schlagen und zu peinigen. Allein in Berlin unterhielt die dortige SA-Gruppe 50 solcher Folterstätten, die man später "wilde" Konzentrationslager nannte (im Gegensatz zu den offiziellen, vom Staat anerkannten oder unterhaltenen Lagern).
Unvorstellbar die Zustände, die in diesen Prügellagern herrschten. Ein Zeuge notierte: "Die Opfer, die wir vorfanden, waren dem Hungertod nahe. Sie waren tagelang stehend in enge Schränke gesperrt worden, um ihnen Geständnisse zu erpressen. Die ''Vernehmungen'' hatten mit Prügeln begonnen und geendet; dabei hatte ein Dutzend Kerle in Abständen von Stunden mit Eisenstäben, Gummiknüppeln und Peitschen auf die Opfer eingedroschen. Als wir eintraten, lagen diese lebenden Skelette reihenweise mit eiternden Wunden auf dem faulenden Stroh."
Es waren diese Untaten, die in der Bevölkerung auf lange Zeit das Bild der SA bestimmten und später den Mördern des 30. Juni 1934 öffentliche Zustimmung sicherten. Das vergaß der Bürger nie, diese Szenen des Machtrausches: brüllende SA-Männer auf rasenden Lkw, Anrempeleien in Lokalen, Herunterschubsen von den Bürgersteigen, Einbrüche in die Wohnungen einst mächtiger Republikaner und immer wieder das Wegschleppen verängstigter, geschlagener Menschen.
Doch Röhm merkte bald, daß die SA nur noch die Schlachten von gestern schlug; die SA hatte ihre Gegner verloren, die ihr ein Jahrzehnt lang Aggressionsobjekt und Lebenselixier zugleich gewesen waren. Die Gewerkschaften hatten sich aufgelöst, der politische Katholizismus war ausgeschaltet, der demokratische Parteien- und Rechtsstaat zerstört.
So funktionslos war die SA schon geworden, daß ihr die Führer des Regimes neue Kampffelder schufen, um ihre Energien abzulenken - beispielsweise gegen die Juden, neben den Zigeunern die einzige wirklich schutzlose Bevölkerungsgruppe in Hitlers Deutschland.
Der berüchtigte Boykott der SA gegen jüdische Geschäfte und Warenhäuser am 1. April 1933 sollte nicht, wie die Historiker später wähnten, Auftakt der Judenverfolgung sein, sondern den beschäftigungslos gewordenen Elan der SA auf ein "harmloses" Objekt umlenken. Lange duldete aber Hitler auch dies nicht: Wegen der heftigen Reaktion der demokratischen Weltöffentlichkeit, katastrophal auch für den deutschen Export, ließ er den SA-Boykott wieder abbrechen.
Da begriff auch der letzte SA-Mann, daß dies mitnichten die nationalsozialistische Revolution war, die er in langen Jahren des Kampfes erträumt hatte. Das hier war eine nationale Revolution, will sagen: die "Revolution" einer Koalition von Nazis und Konservativen, die Macht und Privilegien im neuen Staat unter sich aufgeteilt hatte.
Und das hieß für die SA konkret: kein Ende des "jüdischen" Kapitalismus, kein Umsturz der bürgerlichen Ordnung, kein "nationaler Sozialismus". Dagegen aber bäumten sich viele SA-Führer auf,
so hatten sie sich das neue Deutschland ihres Führers nicht vorgestellt.
Rasch kam in der SA (und in geistesverwandten Teilen der Partei) die Parole auf, die nationale Revolution reiche nicht aus, ihr müsse eine zweite, eine richtige Revolution folgen: die des Nationalsozialismus. Die zweite Revolution - das Schlagwort zündete bei allen, die noch an den "deutschen Sozialismus" glaubten, und löste eine Kettenreaktion wilder SA-Aktionen gegen Börsen, Banken und Warenhäuser aus, die den SA-Demonstranten als Symbole des jüdischen Kapitalismus galten.
Doch Hitler verbot mit Rücksicht auf seine konservativen Partner weitere SA-Aktionen, er proklamierte das "Ende der nationalen Revolution". Wer jetzt noch, tönte der Reichsinnenminister Wilhelm Frick, eine zweite Revolution propagiere, der lehne sich damit "gegen den Führer selbst" auf und müsse "mit den schärfsten Maßnahmen (mindestens Schutzhaft)" rechnen.
Manche SA-Männer mochten das nicht hinnehmen und reagierten ihre Wut durch Überfälle auf Parteifunktionäre und Besetzungen von Rathäusern ab. Die Ausschreitungen der SA wurden so häufig, daß Bayerns Ministerpräsident, der Nationalsozialist Ludwig Siebert, die SA "schwerster Störung der Staatsautorität" beschuldigte.
Auf einmal war die "revolutionäre Garde der NSDAP" (Röhm über die SA) zu einer schweren Belastung von Partei und Regime geworden. Mancher Nationalsozialist erschrak beim Anblick dieser unheimlichen Mammutorganisation, die ständig in Bewegung war: unzufrieden und aufmüpfig, ohne Aufgaben im Staat, "eine unruhige Armee von Revolutionären, schwer zu kontrollieren und gefährlich unzuverlässig" (so der Historiker Joseph Nyomarkay).
Röhm war intelligent genug, zu ahnen, welchen Gefahren die SA entgegenschlitterte. Die SA ließ sich kaum noch effektiv führen: Sie war zu groß und widerspruchsvoll geworden, ihr fehlte ein einheitliches Führerkorps, sie sah sich von allen besseren Posten in Staat und Wirtschaft ausgeschlossen. Dazu die entnervende Massenarbeitslosigkeit, die SA-Männer nicht mehr zur Ruhe kommen ließ. Ein Drittel der SA war arbeitslos; in den Großstädten operierten Einheiten, in denen bis zu 80 Prozent ihrer Mitglieder ohne Anstellung waren.
Zwar hatte das Reichsarbeitsministerium verordnet, daß 50 Prozent aller frei werdenden Stellen in Behörden Mitgliedern der SA zukommen müßten, doch die meist ungelernten SA-Männer wurden nur ungern genommen. Das machte böses Blut in der SA, eine bohrende Lebensangst peinigte den SA-Mann. "Seine Hauptsorge", so Nyomarkay, "war der nächste Tag, seine größte Furcht, überflüssig zu werden."
Eben noch zur Herrenelite einer neuen Zeit emporstilisiert, sah sich die SA plötzlich als Paria der Nation. "Wir werden in die Ecke gestellt wie die alten Frontschweine", hieß es in der SA, und empört schrieb ein Führer, der SA-Mann "wisse bald nicht mehr, ob wir tatsächlich an der Macht sind".
Röhm kannte diese explosive Gemütslage nur zu gut, doch er blieb der Gefangene seines politischen Ehrgeizes. Statt die hochgradig erregten Gemüter der SA abzukühlen, steigerte er die ohnehin schon maßlosen Erwartungen seiner Armee durch emotionsgeladene Aufrufe, die der SA vorgaukelten, ihr stünde noch eine "besondere Aufgabe" bevor.
Ihre Aufgabe: die nationalsozialistische Revolution zu vollenden und das nationalsozialistische Reich zu schaffen. Allein die braune Armee, so rief Röhm aus, habe das Schicksal Deutschlands gewendet, und sie werde auch den Sieg des reinen unverfälschten Nationalismus und Sozialismus gewinnen und erhalten.
Für die Männer um Hitler war das Ketzerei, denn der Führer hatte in aller Öffentlichkeit das Ende der Revolution proklamiert. Zwischen Hitler und der SA tat sich eine Kluft auf, zumal Röhm nicht davon abließ, sich und seiner Organisation eine immer größere Machtstellung im Staat zu sichern.
Manchem schien es, als wachse da neben der NSDAP eine zweite Partei heran, die eigene Zwecke verfolge. Immer deutlicher schob sich zwischen Partei und Regierung die SA vor, um den Staatsapparat unter ihre Kontrolle zu bringen, und es waren mitnichten Ausrutscher, wenn SA-Führer erklärten, die nationalsozialistische Revolution werde sich erst vollendet haben, wenn der "SA-Staat" Wirklichkeit geworden sei.
Weit entfernt davon schien Deutschland gar nicht mehr zu sein. Die meisten Polizeipräsidien wurden von SA-Führern geleitet, die Hälfte aller Stellen der Hilfspolizei war von SA-Männern besetzt, die Mehrzahl der Konzentrationslager von der SA kontrolliert.
Röhm hatte über das Land ein dichtes Netz von Sonderkommissaren und Sonderbeauftragten geworfen, die bei den Länder-, Kreis- und Bezirksregierungen die Interessen der SA wahrten und durch ihre willkürlichen Eingriffe in die Verwaltung den letzten Rest an staatlicher Autorität ramponierten, der die braune Gleichschaltungswelle überlebt hatte.
Röhms Kommissare wurden zu einem Alpdruck der Verwaltung, sie hatten sich eine Kontrollstellung ohnegleichen zwischen Staat und Partei gesichert. Die Macht des SA-Stabschefs, der sich nun auch gerne "oberster Kommissar des Reiches" nannte, schien grenzenlos - Grund für Hitler, ihn formal noch mehr an sich zu ziehen: Am 1. Dezember 1933
ernannte er Röhm zum Reichsminister ohne Geschäftsbereich.
"Am Abschluß des Jahres der nationalsozialistischen Revolution", schrieb Hitler an ihn, "drängt es mich daher, Dir, mein lieber Ernst Röhm, für die unvergänglichen Dienste zu danken, die Du der nationalsozialistischen Bewegung geleistet hast, und Dir zu versichern, wie sehr ich dem Schicksal dankbar bin, solche Männer wie Du als meine Freunde und Kampfgenossen bezeichnen zu dürfen."
Wen will es wundern, daß ein so hochgelobter Mann nun auf die Erfüllung all der Versprechen und halben Zusagen pochte, die ihm Hitler immer wieder gemacht hatte? Röhm hatte nie einen anderen Wunsch, nie einen größeren Ehrgeiz gekannt als den, Kriegsminister Deutschlands und Gründer eines neuen Heeres zu sein.
"Ich bin der Scharnhorst der neuen Armee", sagte er häufig, und damit war es ihm ernst: Der Kompanieführer Röhm hatte im Grabenkrieg der Westfront erlebt, daß die alten preußischdeutschen Kommißformeln der Wirklichkeit des modernen Krieges nicht mehr gerecht wurden.
Er empfand dunkel: "Da muß etwas Neues her, versteht Ihr mich? Eine neue Disziplin. Ein neues Organisationsprinzip. Die Generale sind alte Schuster. Denen kommt keine neue Idee." Röhm aber glaubte, eine neue Idee zu haben, zumindest neu für das deutsche Militär: die Idee der Miliz, des Volksheeres.
Bei seiner Arbeit mit den bayrischen Einwohnerwehren in den ersten Nachkriegsjahren war ihm aufgegangen, welche Dynamik in einer vom ganzen Volk getragenen Truppe mit schwachen ständigen Kadern und kurzfristig ausgebildeten Soldaten lag - im Gegensatz zur Berufsarmee, die immer der Gefahr ausgesetzt war, sich von der Gesellschaft abzukapseln und innerlich zu verknöchern.
Röhm schwebte vor, die Reichswehr in ein Milizheer umzurüsten, das sich auf die allgemeine Wehrpflicht stützen sollte. Nun gab es allerdings schon neben der Reichswehr eine Art Miliz, den Grenzschutz im Osten, in dem unter einem Reichswehr-Kaderpersonal Freiwillige aus den paramilitärischen Organisationen dienten, und hier wollte Röhm ansetzen: Der Grenzschutz sollte sich immer mehr ausweiten und zum Kern eines echten Milizheeres werden.
Was Röhms Ideen jedoch erst die Sprengkraft verlieh, war ihre Verbindung mit dem Schicksal der SA. Wie es später der Gauleiter Karl Kaufmann umschrieb: "Röhm hielt stur an dem Gedanken fest: Die deutsche Wehrmacht muß der SA gehören, und ich muß ihr Führer, Oberbefehlshaber oder Reichswehrminister sein."
Nach der Ernennung zum Reichsminister sah Röhm die Stunde gekommen, seine Ansprüche anzumelden. Erst wollte
er größeren Einfluß auf die vormilitärische Ausbildung der Jugend, dann verlangte er die Aufnahme von SA-Führern in die Reichswehr, daraufhin die Kontrolle des gesamten Grenzschutzes - Röhm war scheinbar nicht mehr zu stoppen.
Für Hitler muß es eine böse Überraschung gewesen sein, wie da der SA-Chef in seinen Forderungen nach militärischer Machtteilhabe immer aggressiver wurde. Nur mit Mühe brachte der Diktator die Kraft auf, die waghalsigen Ansprüche Röhms abzuweisen oder zumindest dilatorisch zu behandeln.
Als es einmal zwischen Hitler und Röhm in der Reichskanzlei zu einem heftigen Disput kam, drang durch die Tür des Arbeitszimmers der Verzweiflungsruf des Kanzlers: "Nein, nein, ich kann das nicht. Du verlangst zuviel."
Was Röhm forderte, stellte in der Tat nahezu alles in Frage, was Hitler seit dem 30. Januar 1933 als Errungenschaften seines Regimes verbuchen konnte: die "nationale" Revolution, den Bund mit den konservativen Kräften, die ersten Erfolge in der Wirtschafts- und Außenpolitik. Röhms Forderungen nach einem "revolutionären" Heer drohten das Bündnis Hitlers mit den Führern der Reichswehr zu sprengen.
Das mußte Hitler arg in Verlegenheit bringen, war er doch weitgehend von den Wünschen und Plänen der Reichswehrführung abhängig. Die Generale bestimmten zunehmend die Außen- und Militärpolitik jener "''Entente'' zwischen Gruppen der traditionellen Eliten und der Führung der Hitler-Bewegung", von der der Historiker Klaus-Jürgen Müller sagt, sie sei die eigentliche Basis des Dritten Reiches gewesen.
Wenn die NS-Propaganda damals Partei und Armee als die "zwei Säulen" bezeichnete, auf denen der neue Staat ruhe, so übertrieb sie damit keineswegs. Es war ein historischer Kompromiß gewesen, der die beiden Mächte 1933 zusammengeführt hatte: hier die alten Eliten, laut Müller "allein nicht mehr fähig, ihre überkommene Position zu bewahren und ihre politischen Zielsetzungen nach innen und außen zu verwirklichen", weil ihnen die Basis in der Gesellschaft fehlte, dort die NSDAP, die über eine Massenbasis verfügte, gleichwohl nicht mächtig genug war, aus eigener Kraft an die Macht zu gelangen.
So hatte man sich unter den wohlwollenden Augen des Reichspräsidenten von Hindenburg zur "nationalen Revolution" verbunden, in der die Reichswehr eine Schlüsselrolle spielte. Der Reichswehrminister Werner von Blomberg war dem Kanzler Hitler einfach vorgesetzt worden, auf die Besetzung der höchsten Führungspositionen in der Armee hatte Hitler keinen Einfluß. Die Reichswehr blieb eine Prärogative des 86jährigen Greises im Reichspräsidentenpalais, ihres obersten Befehlshabers.
Noch nie hatten deutsche Generale auf die Außenpolitik ihres Landes so eingewirkt wie jene unter Hitler, war doch damals deutsche Außenpolitik weitgehend identisch mit militärischem Revisionismus.
Die Militärs und Diplomaten waren, nicht erst seit Hitler, angetreten, ihr Land von den schon sprichwörtlichen "Fesseln von Versailles" zu befreien und dem Reich am Verhandlungstisch der Genfer Abrüstungskonferenz die militärische Gleichberechtigung zu erkämpfen. Darunter verstanden sie, Deutschland von den Abrüstungsklauseln des Versailler Friedensvertrages von 1919 loszulösen, die das Land daran hinderten, mit den anderen Mächten, vor allem dem hochgerüsteten Frankreich, militärisch gleichzuziehen.
Auch frühere Reichsregierungen hatten schon den Weg für eine Wiederaufrüstung, gleichsam Symbol ersehnter deutscher Großmachtstellung, freimachen wollen, allerdings in vertraglicher Vereinbarung mit den anderen Staaten Europas. Nur der Reichskanzler von Schleicher hatte schon mal gedroht, Deutschland werde die Abrüstungskonferenz verlassen, wenn die deutschen Forderungen weiterhin mißachtet würden.
Daran knüpfte nun Hitler an: Er forcierte ein Programm der "Wiederwehrhaftmachung" Deutschlands. Das Programm stammte praktisch noch von Schleicher.
Unter seiner Federführung hatte im November 1932 das Kabinett Papen einen Rüstungsplan beschlossen, der die Umstrukturierung und Erweiterung der 100 000-Mann-Reichswehr zu einer 750 000-Mann-Wehrmacht innerhalb von fünf Jahren vorsah; das "Neue Friedensheer" sollte aus einer aktiven Berufsarmee und einer Miliz gebildet werden. Mit der Miliz hoffte man, das Verbot der allgemeinen Wehrpflicht - in Versailles festgeschrieben - umgehen zu können.
Der Kanzler Hitler hielt allerdings das bisherige Verfahren für "naiv", sich in Genf um eine papierene Bestätigung deutscher Gleichberechtigung zu bemühen und dann mit der verstärkten Wiederaufrüstung zu beginnen. Er fand nur den umgekehrten Weg gangbar: erst aufzurüsten und dann die internationale Anerkennung einzuholen, also einfach die Welt vor vollzogene Tatsachen zu stellen.
Deutschland müsse, so argumentierte Hitler, Schritt für Schritt "hineingehoben werden in das europäische Kräfteverhältnis", aber mit aller Behutsamkeit und in sorgfältiger Tarnung, um das Ausland an einer bewaffneten Intervention zu hindern - Beginn jenes zwielichtigen Kurses militärpolitischer Handstreiche, den die Historiker "Hitlers Politik der Täuschungen" nennen.
Eine derart zynische Politik leuchtete auch dem Reichswehrminister ein, zumal Hitlers Taktik dafür Sicherheit zu bieten schien, daß es nicht zu einem Präventivkrieg der Nachbarstaaten gegen Deutschland kommen werde. So ließ sich Blomberg vom Kanzler gerne drängen, mit der Wiederaufrüstung vorsichtig zu beginnen, zunächst in einem kleinen Rahmen.
In kurzer Zeit spielte sich eine Zusammenarbeit ein, die der Historiker Michael _(Mit General von Fritsch (r.). )
Geyer so umschreibt: "Die Reichswehr definierte militärische ''Mindestziele'', die dann von Hitler außen- und innenpolitisch abgeschirmt wurden."
Diese "kleine" Wiederaufrüstung war vom Kabinett Hitler schon am 8. Februar 1933 beschlossen worden. In den folgenden Wochen wurde der Aktionsraum des Militärs Zug um Zug erweitert, wobei es immer die Reichswehrführung war, die Ausmaß und Tempo der deutschen Rüstungspolitik bestimmte.
Hitler paßte auf, daß die Reichswehr zunächst äußerlich bescheiden blieb. Er wollte immer nur praktizieren, was machbar war; keinen Augenblick vergaß er, welche Gefahren von den Großmächten drohten. So ließ er bewußt die Frage einer Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht offen und förderte gegenüber dem mißtrauischen Ausland die Vorstellung, die künftige Reichswehr werde ein Milizheer sein, also eine Truppe mit kurzer Grundausbildung und regelmäßigen Wiederholungsübungen.
Der Milizgedanke schien ihm auch in seinen NS-internen Schwierigkeiten höchst nützlich; allein ein Milizheer oder ein Heer mit einer starken Milizkomponente bot die Chance, die unzufriedenen Massen der SA in der Landesverteidigung zu beschäftigen und zumindest einen Teil von Röhms Wünschen zu erfüllen.
Daher unterstützte Hitler alle Bemühungen der SA, mit der Reichswehr zusammenzuarbeiten. Er entschied, die jüngsten Jahrgänge der SA von Reichswehr-Personal ausbilden zu lassen und der SA eine Kompetenz auf dem Gebiet der vormilitärischen Ausbildung zu geben. Zugleich sollte sie am Grenzschutz beteiligt werden.
Blomberg und der ehrgeizige Oberst Walther von Reichenau, Chef des Ministeramtes im Reichswehrministerium, waren nicht abgeneigt mitzuspielen. Da die Bildung von Reserven ohnehin ein Schwerpunkt der Reichswehrpolitik war, hatten die beiden Militärs keine Bedenken, sich mit der SA zu arrangieren, zumal Hitler am 17. Mai 1933 SA, SS und die deutschnationale Wehrorganisation "Stahlhelm" in allen Landesschutzsachen dem Reichswehrminister unterstellt hatte.
Zudem waren Blomberg und Reichenau beweglich genug, sich auch ein milizartiges
Heer vorstellen zu können - im Gegensatz zu der orthodoxen Fraktion in der Reichswehr, für die nur ein vollausgebildetes, langdienendes Heer mit Wehrpflichtigen in Frage kam. Reichenau und Blomberg ignorierten solche Widerstände.
Reichenau begann, mit den Führern der SA zu verhandeln, und einigte sich mit ihnen Anfang Juli: Das Reichskuratorium für Jugendertüchtigung, bis dahin zuständig für die vormilitärische Ausbildung, wurde von der SA übernommen und in eine Dienststelle "Ausbildungswesen" umbenannt, die jährlich 250 000 SA-Männer schulen sollte. Das Reichswehrministerium war jedoch für die Planung des Ausbildungsprogramms verantwortlich und stellte auch das Gros des Lehrpersonals.
War schon diese Abmachung recht lückenhaft formuliert, so war die Absprache über eine Mitarbeit der SA im Grenzschutz vollends unpräzise. Einer Erfüllung von Röhms Forderung, eine größere Anzahl von SA-Führern in den Grenzschutz zu übernehmen, wich Reichenau aus, und auf die heikelste Frage, wieweit die SA auch Zugang zu den Waffenlagern des Grenzschutzes erhalten werde, wollte sich der Oberst erst gar nicht einlassen.
Bei so vagen Vereinbarungen konnten Konflikte nicht ausbleiben. Die militärische Ahnungslosigkeit der meisten SA-Männer stand in einem grotesken Mißverhältnis zu dem arroganten Herrenbewußtsein, das in dem Mammutheer des Ernst Röhm als Ausweis eines angeblich neuen Soldatentums galt.
Die Truppenführer hatten denn auch bald keine Lust mehr, ihre besten Ausbilder einer SA auszuleihen, die keinen Hehl daraus machte, daß sie eines Tages die Reichswehr umkrempeln und übernehmen wolle. Über 60 Prozent der jungen Truppenoffiziere waren damals in der vormilitärischen Ausbildung tätig und machten die Reichswehr nahezu funktionsunfähig.
Noch ärger war, was sich im Grenzschutz zwischen Braunen und Feldgrauen anstaute. Örtliche SA-Führer verlangten, ihre Männer in geschlossenen Formationen im Grenzschutz einzugliedern und ihnen selber Kommandoposten zu übertragen. Die Reichswehr lehnte ab. Immer deutlicher wurde das Bestreben der SA, die Kontrolle über den Grenzschutz und den mit ihm verbundenen Landesschutz an sich zu reißen. Vor allem dessen Waffenlager faszinierten die SA - doppelter Ansporn für die Reichswehr, Röhms Männern jeden Zugang zu den schweren Waffen zu versperren.
Die Reibungen zwischen Reichswehr und SA wurden so heftig, daß Reichenau immer häufiger vermitteln mußte. Mitte August holte er hohe SA-Führer und Militärs zu einer Konferenz in Bad Godesberg zusammen, auf der auch Hitler erschien. Er hielt eine Rede, die Röhm hätte aufhorchen lassen müssen, erklärte doch Hitler, die Reichswehr sei der einzige Waffenträger der Nation, der SA dagegen obliege die weltanschauliche Schulung des Volkes.
Das war deutlich genug, doch der SA-Chef hörte nicht den warnenden Unterton in Hitlers Rede. Den Oberst von Reichenau aber beschlich immer mehr das Gefühl, daß alle Anstrengung umsonst sei. Reichswehr-eigene Ausbilder in der SA erhielten von ihm den Wink, alles zu melden, was sich in Röhms Umgebung an Bedenklichem tue.
Reichenau spürte, daß ein gefährlicher Konflikt mit der SA bevorstand, denn nun geschah, was alles verändern sollte: Deutschland trat aus dem Völkerbund aus. Eine verhängnisvolle Ära deutscher Außenpolitik war eröffnet, die Zeit der Wochenendcoups und Provokationen begann.
Am 13. Oktober rief Hitler das Reichskabinett zusammen und erläuterte, warum Deutschland Genf verlassen werde. Sein Argument: Im Völkerbund und auf der Abrüstungskonferenz sei die gleichberechtigte Behandlung Deutschlands nicht gewährleistet.
Er wäre jedoch nicht Hitler gewesen, wenn er nicht sofort auch an die propagandistische Ausnutzung seines sicherlich nicht unpopulären Coups gedacht hätte. So erfuhren die Minister von ihm, der Reichstag müsse aufgelöst, ein neuer gewählt und mit der Wahl eine Volksabstimmung über den außenpolitischen Schritt verbunden werden - erstes jener plebiszitären Spektakel, die die Stellung des "Volkskanzlers" Hitler von Mal zu Mal mehr befestigen sollten.
Dennoch fürchtete Hitler, der Völkerbund könne einen Sanktionskrieg gegen das vertragsbrüchige Deutschland beschließen. Was aber, wenn französische und polnische Armeen im Namen des Völkerbundes in Deutschland einrückten? Hitler war nervös, jeden Augenblick rechnete er mit einer Horrornachricht aus Genf.
Die Aussicht auf einen Sanktionskrieg veranlaßte auch Blomberg, die Führung des Heeres zu alarmieren. Am 17. Oktober ging dem Chef des Truppenamtes die Weisung zu, sofort "zur einheitlichen Vorbereitung auf einen zukünftigen Krieg" alle Probleme einer Gesamtkriegsführung zu bearbeiten. Die Weisung sollte für die SA verhängnisvolle Folgen haben, denn sie rückte einen Mann an Blombergs Seite, der entschlossen war, dem Zusammenspiel mit der SA ein Ende zu bereiten: Generalleutnant Ludwig Beck, den Chef des Truppenamtes.
Dem NS-Anhänger Beck, der zur orthodoxen Reichswehr-Fraktion gehörte, schien es selbstverständlich, daß das künftige deutsche Heer wieder ein sorgfältig ausgebildetes Wehrpflichtigenheer sein würde. Nichts war ihm unerträglicher als die Vorstellung, dem undisziplinierten Haufen des "Herrn Röhm" könne ein Anteil an diesem Heer eingeräumt werden, und sei es nur im Rahmen einer Milizkomponente. Dazu sei jetzt weniger denn je Anlaß, fand Beck.
Er hatte nämlich erkannt, daß der Austritt aus dem Völkerbund den orthodoxen Militärs eine einmalige Chance bot. Es bestand - so etwa Becks Argumentation - kein Grund mehr, dem kritischen Ausland die harmlosere, die Milizversion deutscher Wiederaufrüstung anzubieten. Nun konnte der langfristige Aufbau des Neuen Friedensheeres so geplant werden, wie es die Militärs _(Mit General Halder (r.). )
und im Grunde auch Hitler immer gewollt hatten: auf der Basis der allgemeinen Wehrpflicht.
Solcher Argumentation mochte sich auch Blomberg nicht mehr verschließen, zumal Beck immer mehr zu seinem ersten militärischen Berater wurde, zumindest so lange, wie die Kriegsfurcht bei Hitler und dem Reichswehrminister anhielt. Reichenau sah sich plötzlich ausmanövriert. Nicht er, sondern der Gegenspieler Beck fand zusehends Blombergs Zustimmung.
Beck aber blieb nicht mehr viel Zeit, denn auch Röhm hatte gemerkt, wie sehr sich Deutschlands Austritt aus dem Völkerbund für seine Pläne ausschlachten ließ: Er sah sich und seinen Führer frei von allen diplomatischen Rücksichten gegenüber den Großmächten und forderte nun, die SA vollends mit der Reichswehr zu verbinden.
Als gar im Dezember die Errichtung eines SA-Ministeriums unter Röhm nur noch eine Frage von Tagen zu sein schien, da gerieten die orthodoxen Militärs in Panik. Sie wollten um jeden Preis der SA zuvorkommen und beschlossen einen Kurswechsel, der die bisherigen Grundsätze des geplanten Heeresaufbaus veränderte - zu Lasten von Röhms Ambitionen.
Hektisch folgten die Memoranden und Orders, die sämtlich die Handschrift Becks verrieten: Am 14. Dezember präsentierte er eine Denkschrift seiner Organisationsabteilung, die den Aufbau eines Friedenheeres von 21 Divisionen in Stärke von 300 000 Mann vorsah, gestützt auf eine einjährige Dienstpflicht. Am 15. Dezember erging vom Truppenamt eine Weisung, die ältere Instruktionen über Auf- und Umbau des Heeres abänderte, und am 18. Dezember folgte eine weitere Verfügung, um "den Aufbau unserers Heeres zu beschleunigen".
Drei Tage später rief Blomberg alle Wehrkreisbefehlshaber nach Berlin, um sie über den neuen Kurs aufzuklären. Größte Sorge des Ministers: "Bestrebungen der SA, eine eigene Wehrmacht zu gründen." Deshalb sei es wichtig, so Blomberg, daß von nun an "außer der vormilitärischen Ausbildung alles bei der Reichswehr liegt".
Keiner verstand so gut wie Reichenau, was der Durchbruch von Becks Ideen, denen nun auch er sich mit aller Konsequenz anschloß, für Röhms ehrgeizige Pläne bedeutete. Der Stabschef der SA war ausmanövriert.
Die zur SA abkommandierten Reichswehroffiziere wurden zum 1. März 1934 zurückgezogen, die "künftige Wehrpflichtigenarmee sollte allein vom Militär geleitet und ausgebildet werden" (so der Historiker Geyer). Den Grenzschutz, auf den Röhm so große Hoffnungen gesetzt hatte, gab es in Becks Plänen allenfalls für eine kurze Übergangszeit, und von einer Milizkomponente der Reichswehr war überhaupt nicht mehr die Rede.
Reichenau konnte sich ausmalen, wie Röhm auf ein solches Nein der Reichswehr reagieren würde. Er schlug daher Röhm vor, die SA möge sich selber, unabhängig von der Reichswehr, zu einer Miliztruppe umgestalten, und auch Blomberg entwarf Kompromißformeln, die den unvermeidlichen Zusammenprall zwischen Reichswehr und SA abfedern sollten.
In einer Denkschrift offerierte er dem Stabschef im Januar 1934 die gemeinsame Leitung des Grenzschutzes Ost, eines Grenzschutzes, den es schon bald nicht mehr geben würde, was Blomberg wußte, Röhm aber vermutlich nicht. Es war nichts als eine Leerformel, denn außerhalb der vor- und nachmilitärischen Ausbildung dachte die Reichswehrführung nicht daran, der SA auch nur ein Stück ihres Arbeitsgebietes zu überlassen.
Röhm aber war entschlossen, alles für sich zu verlangen. Er wollte den ganzen Grenzschutz haben und bestürmte Hitler immer wieder, das Heer in ein Milizheer zu verwandeln und es seinem Kommando anzuvertrauen.
Doch Hitler mochte nichts mehr von der Miliz hören, für ihn war das Thema erledigt. Der Aufbau eines Milizheeres, dies sein Argument, sei viel zu kosten- und zeitaufwendig. Über den Grenzschutz könne man noch mal reden.
Röhm ließ sich zumindest nicht entmutigen, seine Forderungen in einer Denkschrift zu fixieren, die er am 1. Februar Blomberg zuschickte. Was in dem Papier stand, läßt sich nicht mehr rekonstruieren, da es nicht erhalten geblieben ist. Belegen läßt sich nur noch der polemische Gebrauch, den Blomberg und Reichenau von der Denkschrift Röhms machten: Sie deuteten die Schrift schlicht als eine Kriegserklärung gegen die Reichswehr.
Die Gelegenheit zu solcher Interpretation war günstig, denn Blomberg hatte
zum 2. Februar die Wehrkreisbefehlshaber erneut nach Berlin beordert. Er überfiel die Generale sofort mit der schlechten Nachricht.
"Heute eingegangene Gegendenkschrift Röhms", schrieb der anwesende Generalleutnant Curt Liebmann mit, "fordert nicht mehr und nicht weniger als folgendes: Das Gesamtgebiet der Landesverteidigung ist die Domäne der SA. Die Wehrmacht hat die Aufgabe, Mannschaften und Führer auszubilden und sie als fertiges Material der SA zu überweisen. Die militärischen Führer treten als ''Berater'' den SA-Führern an die Seite!"
Entsprechend empört reagierten die versammelten Generale. Der neue Chef der Heeresleitung, General Werner Freiherr von Fritsch, schwor feierlich, daß "er sich mit aller Kraft und seiner ganzen Person den Ansprüchen der SA widersetzen werde".
Später kam kritischen Historikern der Verdacht, Blomberg habe Röhms Denkschrift bewußt falsch interpretiert. Röhm sei es vermutlich, so Karl Martin Graß, nicht um das "Gesamtgebiet der Landesverteidigung" gegangen, sondern um jenes des Landesschutzes/Grenzschutzes, und das würde überhaupt nur Sinn machen, will man nicht annehmen, Röhm habe völlig durchgedreht: Auf den Grenzschutz war sein Blick in erster Linie gerichtet, hier erhoffte er sich noch die besten Chancen für seine SA.
Doch die Szene in der Bendlerstraße hatte ihren Zweck schon erfüllt. Die Militärs waren aufgebracht und ließen Hitler ihren Unmut spüren - in feiner Dosierung, versteht sich. Auch diese Taktik Blombergs und Reichenaus hielt Liebmann in seinen Notizen fest: "Neue Schritte zur Herbeiführung einer klaren Entscheidung (Hitlers) werden sofort unternommen."
Was waren das für "neue Schritte"? Gesten der Anpassung an das Regime, wie etwa "Richtlinien für die Wehrpropaganda", die besagten, im Vordergrund der Wehrpropaganda habe die Durchdringung der Reichswehr mit nationalsozialistischem Gedankengut zu stehen. Übelste Anpassungsgeste: die Übernahme des berüchtigten "Arierparagraphen" in die Wehrmacht, dem 70 Offiziere und Soldaten jüdischer Abstammung zum Opfer fielen. Eines taktischen Vorteils im Kampf gegen die SA zuliebe warf die Reichswehrführung geheiligte Prinzipien der Kameradschaft, Treue und Ehre über Bord und öffnete die Armee dem Rassenwahn.
Wie skrupellos sie aber auch taktierten - Blomberg und Reichenau waren sich nie gewiß, ob der Kanzler auf ihrer Seite stand. Röhm ließ denn auch nichts unversucht, Hitler doch noch für seine Ideen zu gewinnen.
Ihm blieb praktisch keine Wahl: Die Reichswehr machte Miene, die SA aus der Landesverteidigung auszuschließen; da mußte Röhm sich einfach an die Hoffnung klammern, Hitler werde noch ein Machtwort sprechen, das allein verhindern könne, daß die SA mit ihren unzufriedenen, unbefriedigten Millionen zu einem gefährlichen Unruheherd werde.
Allmählich merkten aber auch die Generale, daß Hitler nicht die militärischen Pläne Röms unterstützte. Jetzt wurden die Militärs etwas kecker: Das Truppenamt lud die Oberste SA-Führung zu Gesprächen ein, um Richtlinien für die künftige Zusammenarbeit zwischen Reichswehr und SA festzulegen.
Daraus entstand, was in die Geschichtsbücher fälschlich als das "Abkommen vom 28. Februar 1934" eingegangen ist. Der "Vorschlag für Zusammenarbeit mit SA" (so der Titel des Papiers) war kein Abkommen, sondern eine schriftliche Fixierung gegenseitiger Kompetenzen durch das Reichswehrministerium, der Röhms Vertreter zustimmten.
Nur notdürftig verschleierten die Texter Becks, daß hier die totale Vorherrschaft der Reichswehr festgeschrieben wurde. Gleich zu Beginn hieß es: "1. Reichsverteidigungsminister trägt allein Verantwortung für Vorbereitung der Reichsverteidigung. 2. Aufgabe der Wehrmacht: Militärische Vorbereitung der Reichsverteidigung, Mobilmachung, Führung im Kriege." Der SA hingegen wurde nur die vor- und nachmilitärische Ausbildung zugestanden.
Das war ein so schwerer Prestigeverlust für die SA, daß es Hitler für opportun hielt, die beiden Parteien zu einer Versöhnungsfeier zu laden. Am 28. Februar, dem 101. Geburtstag Alfred von Schlieffens, rief er die hohen Führer von Reichswehr, SA und SS in den marmorgetäfelten Vortragssaal des Reichswehrministeriums und beschwor sie in einer laut Blomberg "packenden und erschütternden" Rede, Frieden zu halten.
Unter Hitlers Augen mußten daraufhin Blomberg und Röhm das Papier unterzeichnen. Die Militärs waren begeistert, ein "Gefühl der Befriedigung" registrierte ein General. Bei einem Sektfrühstück im Huldschinsky-Palais, dem Berliner Amtssitz des SA-Stabschefs, reichten sich Röhm und Blomberg feierlich die Hand.
Als die letzten Reichswehroffiziere die Festtafel verlassen hatten, ließ Röhm seiner Wut und Enttäuschung über den "Verrat" des Freundes Hitler freien Lauf. "Was der lächerliche Gefreite erklärte, gilt nicht für uns", wetterte Röhm. "Hitler ist treulos und muß mindestens auf Urlaub." Und noch schärfer: "Wenn nicht mit, so werden wir die Sache ohne Hitler machen."
Wie erstarrt saß ein SA-Obergruppenführer dabei und hörte sich die alkoholfeuchten Tiraden gegen seinen Führer an. Viktor Lutze witterte Hochverrat. Er eilte, ihn mit allen Mitteln zu verhindern.
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Röhm macht mobil gegen Hitlers konservative Partner: "Wir brechen ihnen erbarmungslos das Genick"