GESTORBEN Helmut Horten
Helmut Horten, 78. Als personifiziertes Wirtschaftswunder fand der Kaufhaus-Gründer die Jahre "1948 bis 1955 die beste Zeit" seines Lebens. In Duisburg ließ Horten den ersten größeren Geschäftsneubau der Bundesrepublik errichten, und als der Koreakrieg ausbrach, hieß es im Revier: "Das kann nicht schlimm werden, Horten baut eine neue Etage drauf." Über den tatsächlichen Anfang seiner Karriere redete er später nicht so gern: 1936 übernahm der Sohn eines Senatspräsidenten ein Duisburger Kaufhaus, dessen jüdische Besitzer von den Nazis außer Landes getrieben worden waren. Horten rettete das "gesunde Volksempfinden" in die zweite deutsche Republik. Er schwärmte stets für starke Männer in der Politik, Ordnung, Sauberkeit und weiße Hemden, deren Maßanfertigung er Franz Josef Strauß empfahl. In Hortens Düsseldorfer Villa trafen sich Anfang der sechziger Jahre die FDP-Größen Erich Mende und Willi Weyer mit Strauß und Friedrich Zimmermann, um eine Anbindung der FDP an die Union zu sondieren. Ende der sechziger Jahre ließ sich Horten im schweizerischen Tessin nieder und verkaufte, nach und nach, seine Kaufhaus-Gruppe, die viertgrößte der Republik, für 1,2 Milliarden Mark. Dank einer Gesetzeslücke brauchte er den Erlös nicht zu versteuern. 1983 sorgte der Pensionär noch einmal für öffentlichen Wirbel, als er der fast bankrotten FDP eine Spende über sechs Millionen Mark zukommen ließ. Helmut Horten starb vergangenen Montag in Madonna del Piano im Tessin.