Bücher Suppenwürfel für Fußballgötter
Neben dem Fall der Mauer hat wohl nur ein einziges Ereignis der deutschen Nachkriegsgeschichte wahrhaft nationalen Überschwang ausgelöst: Der Gewinn der Fußballweltmeisterschaft in Bern am 4. Juli 1954. Im Jubiläumsjahr 1994 gedenken nun zwei neue Bücher der glorreichen Kicker-Vergangenheit. "Finale Grande 1954" von Alfred Frei (Transit-Verlag; 38 Mark) beschreibt die Stationen des berühmten "Weltmeister"-Sonderzuges und ruft so skurrile Details in Erinnerung wie die allerliebst verpackten Suppenwürfel, die Maggi-Arbeiterinnen den "Helden von Bern" darreichten. Eher düster fällt hingegen die Rückschau des Berliner Schriftstellers Friedrich Christian Delius, 51, aus. Seine autobiographische Erzählung "Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde" (Rowohlt Verlag; 25 Mark) konfrontiert den bigott-autoritären Muff, in dem Delius als Sohn eines gestrengen hessischen Pfarrers aufwuchs, mit dem befreienden Erlebnis von Herbert Zimmermanns legendärer Endspiel-Reportage über die so ganz diesseitigen Fußball-Götter.