Fußball Konternde Füchse
Die englische Industriestadt Leicester liegt in den East Midlands, auf halber Strecke zwischen London und Manchester: von den Metropolbewohnern gern belächelte Provinz. Im Sommer wären die Füchse, wie die Mannschaft von Leicester City genannt wird, fast aus der Premier League abgestiegen. Ihre Rettung war eine Sensation. Nach dem ersten Drittel dieser Saison ist die Verblüffung noch größer: Zum ersten Mal seit 16 Jahren lag zu diesem Zeitpunkt nicht Manchester City, Manchester United, Chelsea, Arsenal oder Liverpool an der Tabellenspitze – sondern Leicester City. Besitzer des Klubs ist ein Thailänder mit dem unaussprechlichen Namen Vichai Srivaddhanaprabha. Der neue Trainer heißt Claudio Ranieri, der Italiener hat zwar schon den AS Rom und Juventus Turin gecoacht, wurde zuletzt aber als Nationaltrainer von Griechenland entlassen. Die Abwehr dirigiert der fast vergessene frühere deutsche Nationalspieler Robert Huth. Die Füchse haben die schlechteste Passquote der Liga, und nur zwei Mannschaften haben weniger Ballbesitz als sie. Sie gewinnen, weil sie körperbetont spielen, den Ball oft erobern und blitzartig kontern. Und weil sie im Angriff Jamie Vardy haben: 13 Tore hat der Stürmer bislang erzielt, er traf in zehn Ligaspielen nacheinander, seine Quote ist besser als die von Robert Lewandowski in der Bundesliga. Vardy, 28, spielte vor drei Jahren noch fünftklassig und hatte einen Nebenjob als Prothesenhersteller. Mit 16 Jahren war er nach einer Schlägerei zu sechs Monaten Hausarrest zwischen 18 und 6 Uhr verurteilt worden, musste eine Fußfessel tragen. Bei Auswärtsspielen verließ er daher manchmal nach einer Stunde den Platz, um rechtzeitig daheim zu sein. Nun ist er Nationalspieler und verdient in Leicester 45 000 Pfund, pro Woche.