Nachgehakt „Die Nerven werden blank liegen“
Thomas Albers, 58, ist Projektleiter für den Abriss des Hochhauses der Deutschen Welle in Köln.
Albers: Im Inneren wird Sprengstoff deponiert, den ein Sprengmeister per Knopfdruck aus der Ferne zündet. Das Gebäude bricht dann innerhalb weniger Sekunden in sich zusammen. Es wird eine riesige Staubwolke geben, immerhin prallen da fast 20 000 Kubikmeter Beton und Stahl auf die Erde.
SPIEGEL: Wie riskant ist das?
Albers: Wir werden die Gebäude in einem Radius von mehreren Hundert Metern evakuieren. Außerdem soll die Sprengung an einem Sonntagvormittag stattfinden, da ist wenig Betrieb. Damit der Staub sich danach nicht auf Dächern und Balkonen ausbreitet, haben wir Wasserwerfer vorgesehen. Trotzdem werden die Nerven blank liegen. Im Vergleich zu anderen Projekten ist das hier eine völlig neue Dimension.
SPIEGEL: Wieso wird das Gebäude gesprengt?
Albers: Das Haus steht seit mehr als zehn Jahren leer, weil es mit Asbest verseucht ist. Darum sind alle Versuche gescheitert, das Gebäude anders zu nutzen. Eine Renovierung wäre zu teuer, also haben wir uns für den Abriss entschieden. Eine Sprengung ist die angenehmste Lösung, weil die Anwohner sonst monatelang mit Lärm und Schmutz belastet würden.
SPIEGEL: Warum entkernen Sie das ganze Gebäude dann erst mal aufwendig?
Albers: Um den Asbest zu entfernen. Die Fassade bleibt bis zum Schluss stehen und wird zusätzlich mit Folie abgedichtet. Außerdem wird das Gebäude unter Unterdruck gesetzt, damit keine Fasern nach draußen gelangen können. Arbeiter verstauen den Asbest in gesicherten Behältern. Die werden über einen Aufzug, den wir außen am Gebäude anbringen, hinunterbefördert und auf eine spezielle Deponie gebracht. Bevor die Arbeiter den Risikobereich verlassen dürfen, müssen sie sich jedes Mal abduschen und durch eine Schleuse gehen.