GESTORBEN MARGOT HONECKER, 89
Ihre Härte war gefürchtet: Über 25 Jahre lang kämpfte die Ehefrau des DDR-Staats- und Parteichefs als Ministerin für Volksbildung unerbittlich für ein sozialistisches Bildungssystem. Deren Auftrag war es, "sozialistische Persönlichkeiten" zu formen. In Jugendwerkhöfen wurden aufmüpfige Jugendliche mit strengen Erziehungsmethoden umerzogen. Auch für Zwangsadoptionen von Kindern von Republikflüchtlingen war sie verantwortlich. Der Aufstieg der Stenotypistin zur mächtigen Ministerin war für eine Frau in der DDR einmalig. Als junge FDJ-Funktionärin hatte sie auf einer Moskaureise Erich Honecker kennengelernt. Als die beiden ein uneheliches Kind bekamen, drängte die SED-Führung auf Klärung der ungeordneten Lebensverhältnisse. Unter Margot Honeckers Führung wurden die Schulen zu Kaderschmieden umgebaut, auf Direktorenposten kamen fast nur SED-Mitglieder. Vor Elternabenden gab es gesonderte "Genossen-Elternversammlungen" für Parteimitglieder. Wer Margot Honecker einmal auf einem Kongress reden gehört hatte, vergaß ihren scharfen, ja furchterregenden Ton nie, während ihr Mann dagegen wegen seiner unterentwickelten Sprachbegabung durchaus für Heiterkeit sorgte. Noch kurz vor Ende der DDR verlangte sie, das System notfalls mit der Waffe zu verteidigen. Nach seinem Sturz 1989 profitierte das Paar von der Nächstenliebe des christlichen Bürgertums, das es stets bekämpft hatte, und kam in einem Pfarrhaus unter. Später fanden beide in Chile Asyl, wo Erich Honecker 1994 starb. Danach war die Exministerin die letzte Stimme der DDR, uneinsichtig und reuelos. Margot Honecker starb am 6. Mai in Santiago de Chile.