CSU Stoiber contra Glück
Ein Machtwort von Ministerpräsident Edmund Stoiber im Gerangel um die Neubesetzung des Intendantenpostens beim Bayrischen Rundfunk (BR) hat zu einem Zerwürfnis in der CSU-Spitze geführt. Stoiber sprach sich in der vergangenen Woche bei der CSU-Landtagsfraktion für den bisherigen Fernsehdirektor Gerhard Fuchs, 53, als neuen BR-Chef aus: "Der soll es werden", so Stoiber kategorisch. Zuvor hatte der Bayern-Premier bereits die CSU-Rundfunkräte auf Fuchs eingeschworen. Mit seinem Kraftakt düpierte Stoiber seinen Fraktionschef und engsten Mitstreiter Alois Glück. Der hatte sich zuvor gegen Fuchs und für den Chefredakteur des "Rheinischen Merkur", Michael Rutz, 49, stark gemacht. Als Kompromisskandidat war zuletzt auch der Verwaltungsdirektor und stellvertretende Intendant der Deutschen Welle, Reinhard Hartstein, 49, ins Gespräch gebracht worden. Offenkundig sah Stoiber sich zu dem Affront gegenüber seinem Adlatus Glück genötigt, weil öffentlich über ein Scheitern seines Kandidaten Fuchs spekuliert wurde - und der Ministerpräsident mit Blick auf seine bundespolitischen Ambitionen jedes Anzeichen von Führungsschwäche vermeiden wollte. Zudem verhilft Stoiber mit der Entscheidung für Fuchs einem seiner Lieblingsjournalisten, dem BR-Chefredakteur Sigmund Gottlieb, 49, zum Karrieresprung: Der fleißige "Tagesthemen"-Kommentator soll Fuchs' Nachfolger als Fernsehdirektor werden.