13.01.2003
PIXELPARKNeef kontert
Der bizarre Kampf um die Macht bei dem angeschlagenen Berliner Internet-Dienstleister Pixelpark eskaliert: Der kurz vor Weihnachten vom Aufsichtsrat abgesetzte Alleinvorstand und Mitgründer Paulus Neef, 42, forderte am vergangenen Freitag via Fax von seinem Nachfolger Jürgen Richter, 61, die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung "zum frühestmöglichen Zeitpunkt". Ziel sei, durch "entsprechende Personalentscheidungen über die Zusammensetzung des Aufsichtsrates die Voraussetzungen für eine Neubestellung des Vorstandes zu schaffen". Im Klartext: Neef will sowohl den aktuellen Aufsichtsrat kippen als auch seinen Intimfeind Richter, dem er "keine ausreichenden Kenntnisse der elektronischen Medien" attestiert. Offenbar ist Neef sich der dazu notwendigen einfachen Stimmenmehrheit in der Hauptversammlung sicher. Ende Dezember hatte der bisherige Pixelpark-Mehrheitsgesellschafter Bertelsmann jeweils 20,1 Prozent der Anteile an den ehemaligen Universal-Manager Wolf-Dieter Gramatke sowie an den Chef der Potsdamer Mediacs AG, Axel Fischer, verkauft, die Neefs Umfeld zugerechnet werden können. Neef selbst hält noch 17,7 Prozent der Anteile, für die jedoch das Bankhaus Sal. Oppenheim die Stimmrechte ausübt. Mit Jürgen Richter, der von Januar bis November zunächst als Aufsichtsratschef fungierte, hatte sich der einstige New-Economy-Star Neef in der Frage des richtigen Sanierungskurses für das marode Unternehmen, das 2002 erneut einen zweistelligen Millionenverlust machte, restlos überworfen. Als der Aufsichtsrat Neef kurz vor Weihnachten wegen des "dringenden Tatverdachts strafbarer Handlungen" fristlos feuerte, kehrte Richter überraschend als neuer Alleinvorstand zurück. Dass er mit der außerordentlichen Hauptversammlung nun sein eigenes Comeback vorbereiten könnte, bestreitet Neef: "Ich strebe den Vorstandsposten der Pixelpark AG nicht mehr an", so der Firmengründer. "Ich glaube, dass ich aus einer anderen Plattform heraus mehr für die Firma tun kann." Offenbar meint Neef damit den Posten des Aufsichtsratschefs.
DER SPIEGEL 3/2003
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