NEU IN DEUTSCHLAND Halldór Laxness: „Salka Valka“.
Schon ehe der 1902 geborene Autor vor drei Jahren den Literatur-Nobelpreis empfing, wurde der Verdacht bestätigt, daß Island literarisch noch anderes zu bieten haben müsse als den marklosen Traditionalismus des in Leihbüchereien gängigen Autors Gunnar Gunnarsson ("Die Leute auf Borg", "Advent im Hochgebirge"): durch die Eindeutschung der anti-dänischen, anti-kolonialistischen Roman-Historie "Islandglocke" von Halldór Laxness. Jetzt erst ist von Laxness - er heißt Gudjonsson, hat aber den Namen des väterlichen Pachthofes angenommen - auch der in Schweden verfilmte und in die meisten Kultursprachen übersetzte Welterfolgs-Roman von der jungen Isländerin Salvör Valgerdur, genannt Salka Valka, auf deutsch erschienen. Obwohl das Buch inzwischen runde fünfundzwanzig Jahre alt ist, wirkt die Handlung ganz gegenwärtig: Der Streit der Habenichtse und Radikalen mit den Lammfrommen, den Fischerbootbesitzern, dem geistlichen Satelliten der Obrigkeit und dem allmächtigen Kaufmann des Elendsortes unter der Mitternachtssonne um die praktische Durchführung des Sozialismus. Liebe und Ersparnisse opfert die verwaiste Romanheldin einem dünnblütigen Karrieremacher, der sich nach Amerika absetzt, während sie selbst diese Enttäuschung nicht eben schmerzlos, aber doch gefaßt übersteht: "Ich bleibe weiter das ans Ufer getriebene Stückchen Holz, das ich gewesen bin." (Rowohlt Verlag, Hamburg. 495 Seiten. 15,80 Mark.)