FILMKRITIK Böse Schwarze
Auch der achte Bond-Film ist ein Riesenspielzeug, bei dem die Angst vor der technischen Übermacht zu ulkenden Destruktionen umgemünzt wird: Motorjachten überhüpfen die Barriere von Wasser und Land, ein zweistöckiger Omnibus wirft sein lästiges Oberteil bei einer Brückendurchfahrt auf die Verfolger, eine Uhr wird zur Kreissäge und zum Supermagneten.
Auch "Leben und sterben lassen" ist, wie alle vorangegangenen 007-Abenteuer, gefilmter Edeltourismus, eine Stuyvesant-Welt, mit Leichen, Raufereien und keusch abgeblendeten Bettszenen garniert: New York mit dem nötigen Hartem-Schauer, New Orleans mit obligater Dixieland-Beerdigung. die Karibik mit Voodoo-Exotik sind diesmal die Stationen keiner logisch fixierten Handlung.
Doch sosehr sich der Regisseur Guy Hamilton (er verfilmte schon "Goldfinger" und "Diamantenfieber") anstrengte, die Produktionskosten von rund 17 Millionen Mark in berstenden Autos und Flugzeugattrappen, in hungrigen Alligatoren und dem Glitzer feudaler Innenausstattungen vergnüglich zu verwracken -- "Leben und sterben lassen" wirkt wie ein müder Nachläufer zu den großen Pop-Parodien der bisherigen Bond-Filme.
Denn Roger Moore -- in Deutschland durch das kalauernde Kauderwelsch der Krimi-Serie "Die Zwei" bekannt -- hat weder Sean Connerys schauspielerische Talente noch dessen spielerischen Sarkasmus im Umgang mit Feinden und Frauen: Harmlos und attraktiv leer watet Moore, der dritte Bond- Darsteller, wie ein Dressman durch das Fleming-Unterholz der bösen Verwicklungen. Und auch seine Frauen (die weiße Jane Seymour und die schwarze Gloria Hendry) scheinen eher in eine bläßliche Love-Story als in die höhnisch simplifizierte Bond- Mythologie zu passen.
Daß nach Chinesen, Russen, Deutschen jetzt die Schwarzen Amerikas die Bösewichter abzugeben haben, die man im Dutzend billiger abmurkst oder gar zu Luftballons aufpustet und platzen läßt, belegt weniger den Rassismus der Fleming-Vorlage:Es ist im Film auch eine nur scheppernd komische Antwort auf die Ideal- und Kraftgestalten der Black Movies.
"Leben und sterben lassen" zeigt, daß sich das James-Bond-Karussell nun auch im Leerlauf erfolgreich weiterdreht.