PERSONALIEN Edward Kennedy, Norbert Blum, Otto Freiherr von Fircks, Heinrich Fassbender, Spiro Theodore Agnew, Marcel Modena, Karl Heinz Garberding
Edward Kennedy, 38, US-Senator, genoß wenige Stunden vor Beginn der Trauerfeierlichkeiten für General de Gaulle Pariser Nachtleben. Der letzte der Kennedy-Brüder, wegen des Requiems für den verstorbenen Ex-Staatschef in die französische Hauptstadt gereist, bummelte mit Maria Pia von Savoyen, 36, Tochter des italienischen Ex-Königs Umberto, und zwei Brasilianerinnen bis zum frühen Morgen durch Lokale in der Nähe von Notre-Dame. Wenige Stunden später nahm der Senator, der -- trotz eigener Dementis -- als möglicher Kandidat für das Amt des US-Präsidenten im Jahre 1972 gilt, an dem Gottesdienst für de Gaulle in der Kathedrale Notre-Dame teil.
Norbert Blum, 35, Hauptgeschäftsführer der CDU-Sozialausschüsse, verteidigte die SPD/FDP-Bundesregierung. Bei einer Podiums-Diskussion über den deutsch-sowjetischen Vertrag im Kloster Walberberg bei Bonn hatte Springer-Kolumnist William 5. Schlamm das Abkommen als "Sündenfall dieser Bande in Bonn" bezeichnet, den die CDU "mit allen Waffen bekämpfen" müsse. Blüm reagierte heftig: Er verlangte, Schlamm solle die Äußerung zurücknehmen, andernfalls werde er den Saal verlassen, denn bei Einsatz solcher Vokabeln gäbe es "nur einen Verlierer: die parlamentarische Demokratie". Brandt-Gegner Schlamm entschuldigte sich.
Otto Freiherr von Fircks, 58, CDU-MdB, suchte Einfluß auf das Protokoll einer Bundestagssitzung zu nehmen. Fircks, seit 1954 Landesgeschäftsführer des Bundes der Vertriebenen in Niedersachsen, sah durch eine -- vom amtierenden Parlamentspräsidenten Hermann Schmitt-Vockenhausen nicht zugelassene -- Zusatzfrage des SPD-Abgeordneten Karl-Heinz Hansen das Ansehen der "Deutschen Jugend des Ostens" gefährdet, Hansens Frage an Käte Strobels Parlamentarischen Staatssekretär Heinz Westphal, ob auch solche Jugendorganisationen förderungswürdig seien, die an den "Widerstand"-Aktionen in Würzburg teilgenommen hätten -- Hansen: "Ich meine hier besonders die Deutsche Jugend des Ostens" -, sollte, so begehrte der Freiherr, aus dem Protokoll entfernt werden. Sein Antrag scheiterte am Einspruch des SPD-Kollegen. Hansen: "Für eine solch ungeheuerliche Bereinigung eines Dokuments gebe ich mich nicht her."
Heinrich Fassbender, 71, ehemaliger Vorsitzender der hessischen NPD, fürchtet die Rache alter Freunde. Gleichzeitig mit der Mitteilung über seinen Parteiaustritt warnte er den NPD-Bundesvorsitzenden Adolf von Thadden schriftlich vor einer "Hetzkampagne" wie "in anderen Fällen geschehen", sonst könne er sich "gezwungen sehen, den Inhalt dieses Briefes und anderes Material der Öffentlichkeit zur Kenntnis zu geben". Inhalt des zwei DIN-A 4-Seiten langen Schreibens: Klagen darüber, daß Thadden den "immer stärker werdenden Radikalismus geduldet" und sich damit als "Schwächling" erwiesen habe wie Graf Westarp in der Deutschnationalen Volkspartei während der Weimarer Republik. Einen Tag vor der Hessenwahl, bei der die Nationaldemokraten von 7,9 auf drei Prozent schrumpften. hatte der "noch immer national-konservative" NPD-Mitbegründer bereits "den mit Sicherheit zu erwartenden Scherbenhaufen innerhalb der Partei" vorausgesehen. Fassbender an Thadden: "Die Verantwortung für diesen Scherbenhaufen sollen alle die tragen, die ihn zu verantworten haben. Und dazu muß ich leider auch Sie zählen."
Spiro Theodore Agnew, 52 (l.), US-Vizepräsident, ließ sich von Parteianhängern umschmeicheln. Bei einem Wohltätigkeitsessen zugunsten des republikanischen Wahlfonds in Washington (Preis pro Gedeck: 150 Dollar) pries Amerikas populärer Comic-strip-Zeichner Alfred Caplin (Pseudonym: Al Capp), 61 (M.), den Nixon-Helfer als einen Mann, der als erster erkannt habe, daß radikale Demonstranten genausowenig repräsentativ für die meisten Studenten seien' "wie die ·Mafia die Hochschule der Kardinäle ist". Justizminister-Gattin Martha Mitchell, 51 (r.), charakterisierte Amerikas Sprecher der schweigenden Mehrheit gar als "unvergleichlichen Prinzen eines positiven Patriotismus" und als "den wunderbarsten Mann, den (der Agnew-Geburtsstaat> Maryland je aufgezogen hat". In seiner Dankesrede wischte Agnew jegliche Kritik am Wahlkampf der Republikaner beiseite, für den seine Parteifreunde mit 18,6 Millionen Dollar zwar fünfmal so viele Wahlspenden gesammelt hatten wie die Demokraten, der ihnen jedoch den Verlust von elf Gouverneursämtern sowie neun Sitzen im Repräsentantenhaus eingebracht hatte. Die Republikaner gewannen nur einen Senatssitz. Mitesser Agnew: Die Kritik an der Stimmenwerbung lasse sich in einem Wort zusammenfassen -- "Gewäsch". Józef Winiewicz, 65, polnischer Vize-Außenminister, erzählte der Bonner Verhandlungsdelegation auf der Fahrt nach Krakau Anekdoten. Winiewicz berichtete, seine alte Köchin aus Posen habe kürzlich beklagt, daß es mit seiner Karriere abwärts gehe. Er sei in seiner diplomatischen Laufbahn zunächst immer nur aufgestiegen, so zum Konsul und sogar zum Direktor, jetzt aber sei er nur noch Unterstaatssekretär (Amtsjargon im Warschauer Außenministerium), und daran seien "nur die Kommunisten schuld". Der Pole zu seinen westdeutschen Gästen: "Sie müssen wissen, meine Köchin ist gut katholisch."
Marcel Modena, 38, Pazifik-Überquerar, stillte beim ersten Landgang seinen Heißhunger auf Süßigkeiten mit einer Erdbeertorte. Der Franzose war gemeinsam mit dem Spanier Vital Alzar, dem Chilenen Gabriel Salas und dem Kanadier Norman Terrenault in 161 Tagen mit dem Floß "La Balsa" von Ekuador nach Australien gesegelt und hatte während des 7000-Meilen-Trips hauptsächlich von Fischen und Regenwasser leben müssen. Modena und seine Gefährten wollten mit ihrer Kreuzfahrt beweisen, daß eine Überquerung des Pazifiks schon vor 2000 Jahren möglich war.
Karl Heinz Garberding, 33, Biologielehrer aus Großenheidorn bei Hannover, wurde für Lockrufe und Liebesgesänge ausgezeichnet. Der Naturfreund gewann beim Wettbewerb "Bird Song for Europe", der von der britischen Rundfunkgesellschaft BBC als Gegenstück zur Schlager-Konkurrenz "A Song for Europe" veranstaltet wird, den zweiten Preis mit einer Tonbandaufnahme von einem Froschblaskonzert. Der Lurchen-Spezialist hatte der BBC außerdem "Warnrufe der Grauammer" und "das Trommeln der Wolfsspinne auf dürrem Laub' angeboten. Die Briten-Jury entschied sich jedoch für die unkenden Frösche, weil -- so Garberding -- "das Tonband ein besonders stereophones Klangbild enthielt".