SCHALLPLATTEN NEU IN DEUTSCHLAND Vorarbeiter führt
Witold Lutoslawski: „Paroles Tissßées“; „Zweite Symphonie. Louis Devos (Tenor), Nationalphilharmonie Warschau Dirigent: Witold Lutoslawski. Muza Polski Nogrania SKL 0453; 21 Mark.
Seine Kompositionen, so will es Witold Lutoslawski, 57, sollen "die naive Freude am Musizieren erwecken und den Spielern Vergnügen bereiten", und deshalb hat sich der Warschauer Tonsetzer "eine Art aleatorischen Kontrapunkt" ausgedacht:
Seit seinen "Jeux vénitiens" (1961) gibt er den Musikern gern einige Passagen in seinen Werken "zur rhythmischen und ausdrucksmäßigen Gestaltung" frei -- stets aber so, "daß es keine Wendung des Interpreten geben kann, die den Komponisten selber völlig überrascht".
Die Methode hat sich bewährt: Im ersten, "Hésitant" ("Unschlüssig") überschriebenen Satz seiner Zweiten Symphonie (1966/67) erzeugen die Spieler mit extemporierten statischen Klangfeldern, mit schleppend vorgetragenen Melodiefloskeln und Motivpartikeln -- bald Geigenpizzicato, bald sirrender Harfenklang -- den Eindruck von Abwägen und Zaudern.
Der zweite Satz steigert sich dann aus einem ungebundenen Anfang über Glissandi, Clusters und ein furioses Streichercrescendo zu einer minuziös durchgestalteten Klangfarben-Polyphonie.
"Als Dirigent", sagt Lutoslawski, "bin ich eher wie ein Vorarbeiter, der den Musikern erklärt, was sie tun sollen, und sie dann machen läßt." Doch das -- soviel wird auch bei schlechter Produktions- und Preßtechnik deutlich -- gilt keineswegs immer. Zumindest in den "Paroles Tissées", diesen subtilen Wort-Musik-Gespinsten nach Versen des Franzosen Jean-Francois Chabrun, hat der Komponist die Musikanten bei der Aufnahme in jedem Takt seiner Mikrostrukturen geführt.
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