Giuseppe Giorgio Englert: „Vagans animula“; Morton Feldman: „Intersection 3“; Gerd Zacher: „Re": John Cage: „Voriatlons III“. Gerd Zacher, Orgel und Blasinstrumente; Juan Allende-Blin, Orgel und Schlagzeug. Deutsche Grammophon 139 442 SLPM; 25 Mark.
"Interpreten sind Kompositionsanwälte", sagt der Hamburger Organist und zukünftige Kirchenmusik-Professor in Essen Gerd Zacher, 41. Er selbst ist ein Kronanwalt moderner Orgelmusik. Um phantasievolle und sachgerechte Lösungen schwieriger Aufführungsprobleme nie verlegen, traktiert er sein Instrument stets so, als hätte er es gerade erfunden:
Weil der amerikanische Komponist John Cage für seine "Variations III" nur "irgendwelche Tätigkeiten irgendeiner Anzahl von Personen" fordert, unterteilt Zacher das Instrument und zelebriert an der oberen Hälfte, was ihm einfällt -- unten stimmt Juan Allende-Blin mit Pauken und Sirenen ein.
Weil der Cage-Schuler Morton Feldman zur dreiminütigen Anschlagstudie "Intersection 3" anmerkte, die Töne seien "in Auflösung begriffen", drosselte der Interpret den Winddruck im Gebläse so stark, daß gelegentlich nur die Klappergeräusche der Holzgestänge hörbar sind.
Und in der Eigenkomposition "R&' modelliert Zacher minutenlang nur an einem einzigen Orgelpunkt (dem Ton d).
Einmal allerdings, in der pompösen Einleitung zu Englerts "Vagans animula", darf auf Zachers jüngster Dreistern-Platte die Orgel brausen: Doch sie darf es nur, um -- wie Kagel sagt -- "die falsche Majestät des Instruments" zu entlarven.
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