BERUFLICHES DIETRICH BAHNER, ANTONIUS KORANTIS, EUGENE IONESCO, ELEANOR NIEDWICK
DIETRICH BAHNER, 56, bayrischer FDP-Landesvorsitzender, der stets gegen "zügellosen Reformeifer, überstürztes Handeln und ideologische Aufwiegelei" polemisiert, ist dem starken liberalen Flügel im Münchner FDP-Kreisverband (700 Mitglieder) nicht einmal mehr als Landtagskandidat gut genug. Als der Schuh-Fabrikant im Stimmkreis Starnberg eine Kandidatur anstrebte, meldeten seine Münchner Parteifreunde "erhebliche Bedenken dagegen an, "daß der Herr Landesvorsitzende ohne vorherige Beratungen des Bezirksparteitages oder zumindest des Bezirkshauptausschusses eine Kandidatur in Oberbayern übernimmt". Außerdem warnten die Münchner in ihrem Beschluß, "daß einerseits das Amt des Landesvorsitzenden die Kandidatur auf irgendeinem Platz der Wahlkreisliste nicht angezeigt erscheinen läßt, andererseits jedoch eine Delegiertenmehrheit für einen der vorderen Listenplätze für Herrn Bahner möglicherweise nicht vorhanden sein wird". Bahner beharrte trotzdem erfolgreich auf seiner Direkt-Kandidatur in Starnberg.
ANTONIUS KORANTIS, 47, griechischer Generalkonsul, ist von seiner Regierung aus Frankfurt abberufen worden. Der Repräsentant der Athener Junta hatte seit seinem Amtsantritt am 5. Dezember 1968 wiederholt Proteste der SPD und FDP sowie der hessen-nassauischen Landeskirche verursacht. Grund: Er hatte in der Bundesrepublik lebenden Griechen, die angeblich gegen das Obristenregime demonstriert hatten, die Pässe entzogen und annulliert, um sie zur Rückkehr in ihre Heimat zu zwingen. Als Kirchenpräsident Helmut Hild den Konsul im Juli vergangenen Jahres brieflich aufforderte, alle Maßnahmen zu unterlassen, durch die das Grundrecht der persönlichen Freiheit eingeschränkt werde, erwiderte Korantis: "Ihre Meinung ist uns völlig gleichgültig. Griechenland ist kein afrikanischer Staat und kann von niemandem Lehren für Demokratie und Patriotismus annehmen." Nach einer Anfrage der FDP im hessischen Landtag Ende Januar dieses Jahres schickte Hessens Innenminister Johannes Strelitz schließlich "eine Materialsammlung über die Vorfälle um Korantis" ans Auswärtige Amt nach Bonn. Am vergangenen Dienstag verließ der Beamte die Main-Metropole. Nach Auskunft seines kommissarischen Nachfolgers Konstantinos Ivrakis, 30, soll der Generalkonsul "zehn Tage nach Ostern zum Botschafter befördert werden".
EUGENE IONESCO, 57, Dramatiker ("Der König stirbt"), will in seinem ersten, im Auftrag des WDR-Fernsehens (III. Programm) geschriebenen Original-Fernsehspiel "La Vase" ("Der Schlamm") als Schauspieler debütieren. Das Stück des kürzlich in den Kreis der "Unsterblichen" der Académie Francaise gewählten Autors, das den "allmählichen Verfall und die Loslösung eines alternden Mannes von seiner Umwelt schildert" und "deutlich autobiographische Züge trägt" (WDR), wird noch in diesem Frühjahr unter der Regie von Michel Mitrani in Frankreich produziert und soll im Winterprogramm 1970/71 gesendet werden. Ionesco, der das "Schlamm" -Manuskript zum größten Teil handgeschrieben beim Sender ablieferte. über seine schauspielerischen Fähigkeiten: Er probiere alle Rollen seiner Stücke beim Schreiben selbst vor dem Spiegel aus, "und ich muß sagen, daß ich mir selbst immer mehr gefallen habe als die Schauspieler, die sie später spielten".
ELEANOR NIEDWICK, 25, Schwester des US-Ordens "Töchter der Weisheit", fährt seit drei Wochen als bewaffnete Polizistin in der Bundeshauptstadt Washington Streife. Die Nonne, die bei der Ausbildung als eine der besten weiblichen Pistolenschützen abgeschnitten hatte, war zuvor im Büro des Sittendezernats im Hauptquartier beschäftigt gewesen, "und das hat mir die Augen geöffnet". Ihre jetzige Aufgabe, für die Eleanor Niedwick ein Jahresgehalt von 8000 Dollar (29 297 Mark) bezieht -- einen Teil davon führt sie an ihren Orden ab -, begründet die Polizei-Schwester damit, daß "die Kirche überallhin gehört, nicht nur ... in Schulen und Krankenhäuser".