FORMEL V Käfer von Porsche
Heinz Nordhoff verfrachtet seit langem Volkswagen aus Deutschland nach den USA, Ferry Porsche verfrachtet neuerdings Volkswagen aus den USA nach Deutschland.
Bis heute verkaufte VW-Chef Nordhoff den Amerikanern 1,4 Millionen Volkswagen des 1,2-Liter-Modells Käfer. Porsche-Chef Porsche, dessen Vater einst den Käfer entwarf, holte bis heute zehn Käfer aus Amerika zurück. Möglichst viele sollen folgen und in Deutschland verkauft werden.
Porsches Käfer werden allerdings pro Stück 10 000 Mark kosten, mithin rund doppelt soviel wie Nordhoffs Originale. Dafür erzielen sie auch - im Gegensatz zum 115 Stundenkilometer schnellen Wolfsburger Käfer - rund 150 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit.
Es sind für Deutschland neuartige Klein-Rennwagen mit superleichten, einsitzigen Kunststoff-Karosserien. Mit ihnen will der sportfreudige Automobil-Serienhersteller dem deutschen rennsportlichen Nachwuchs Entwicklungshilfe leisten.
Der merkwürdig anmutende Rückimport Wolfsburger Produkte durch Porsche geht auf Ideen amerikanischer Bastler zurück. Schon Ende der fünfziger Jahre bosselten sich junge Sportfreunde aus alten niedersächsischen Fünfsitzern einsitzige Flitzer zusammen und fuhren um die Wette. Die Privatrennen der Amateurkonstrukteure gediehen unter Aufsicht des US-Automobilsportverbandes zu regelrechten Wettbewerben für Renn-Volkswagen. Für diese Rennen, die seit drei Jahren abgehalten werden und großen Anklang beim Publikum finden, wurde sogar eine eigene Bauformel festgelegt. Sie heißt "Formel V" (für Volkswagen) und soll gleiche technische Voraussetzungen für alle Teilnehmer gewährleisten. Laut Vorschrift der Formel müssen die Bewerber serienmäßige 1,2-Liter-VW-Motoren verwenden, dürfen jedoch
- den Luftfilter des Vergasers durch
einen Trichter ersetzen,
- Auspuffanlagen ohne Schalldämpfer
installieren und
- den Durchmesser der Schwungscheibe um 30 Millimeter verringern. Die Karosserieform ist freigestellt, sofern ein Mindest-Wagengewicht von 360 Kilogramm (Gewicht des Original -Käfers: 740 Kilogramm) eingehalten wird. Am Fahrwerk dürfen die Formel -V-Männer nur den Radstand geringfügig verkürzen; sie können die Hinterradaufhängung nach Belieben wählen, müssen jedoch im übrigen originale VW-Teile verwenden.
Amerikas Nachwuchs-Rennfahrer brauchen seit langem nicht mehr selber zu tüfteln, sondern können ihren Bedarf an VW-Rennwagen bei den US -Firmen "Beach Racing Cars" und "Form Car" decken, die ihnen komplette Baukastensätze liefern.
Mit diesen Firmen hat Porsche Verträge geschlossen, die der Stuttgarter Großvater-Firma des Volkswagens den europäischen Alleinvertrieb der schnellen Enkel sichern sollen. Porsches Hofpoet, Ex-Rennfahrer Richard von Frankenberg, hat einen der ersten in Stuttgart montierten VW-Monopostos bereits getestet. Er befand, "das schönste Spielzeug, mit dem ich jemals hantiert habe", sei wenigstens in der Straßenlage "einem großen Porsche öder Ferrari GT ebenbürtig".
Das VW-Werk verfolgte die Entwicklung mit Wohlwollen und wertete sie geschmeichelt als "Beweis für die hohe Fertigungsqualität aller VW-Teile, die höchsten Ansprüchen angemessen ist".
Um die neue Rennformel auch auf deutschen und europäischen Pisten einzubürgern, will Porsche den beiden großen Automobilisten-Vereinigungen, dem "Automobilclub von Deutschland" (AvD) und dem "Allgemeinen Deutschen Automobil-Club" (ADAC), schon bald je fünf Volks-Rennwagen zur Verfügung stellen. Porsche übernimmt dabei die technische Betreuung und den Transport der Wagen, hat sich dafür jedoch auch zunächst Veto- und Mitspracherechtin der Fahrerauswahl vorbehalten. Das bedeutet echten Sport mit gleichen Chancen, denn bisher konnte (in den Tourenwagenrennen der Nachwuchsfahrer) jeder, der Geld hatte, sein Auto so herrichten, daß er seinem ärmeren Konkurrenten davonfuhr", begrüßte AvD-Sprecher Uwe Wittenberg das Porsche-Angebot. "Auch der ADAC", so erklärte ADAC-Pressechef Willi Wieczorek, "verspricht sich von dieser Idee eine Belebung des Sportgeschehens." Der AvD hat schon ein Rennen für die Formel V angesetzt: Beim Bergrennen in Eberbach am 16. Mai soll die neue Klasse der Nordhoff -Einsitzer ihre deutsche Premiere haben. Dem besten V-Rennfahrer des Jahres winkt ein Pokal. Im nächsten Jahr soll bereits ein Deutscher Meister der VW -Einsitzer ermittelt werden.
Für Porsche als Initiator der neuen Renn-Welle ist indes schon ein deutscher Marktkonkurrent aus dem eigenen Hause aufgetreten: Porsche-Karosserieklempner Heinz Fuchs aus Leonberg stellte in Heimarbeit den ersten reindeutschen VW-Rennwagen der Formel V fertig und hat zwei weitere im Bau. Er unterbietet die Preise seines Chefs. Fuchs-Volkswagen sind 600 Mark billiger.
Amerikanischer "Form Car"-VW
Ein Spielzeug ...
Amerikanischer "Beach Racing Car"-VW
... aus dem Baukasten ...
Deutscher VW-Rennwagen
... für höchste Ansprüche
VW-Rückimporteur Porsche
Schnelle Enkel ...
VW-Bastler Fuchs
... zum doppelten Preis