17.09.2007
SAUDI-ARABIENRebellischer Prinz
Öffentliche Kritik an den konservativen Verhältnissen im Königreich ist im Allgemeinen gefährlich - es sei denn, man scheut die drakonischen Strafen nicht oder ist selber Mitglied des Königshauses. Nun hat Prinz Talal Ibn Abd al-Asis, 76, ein Halbbruder des saudi-arabischen Königs Abdullah, 83, einen solchen Vorstoß gewagt und die
Gründung einer weltlichen Partei angekündigt. Um die Gesellschaft aus dem "gefährlichen Tiefschlaf" zu reißen, so Talal, müsse das Monopol "selbstgefälliger Machthaber in hohen Positionen" gebrochen werden. Die Tiraden des Prinzen richten sich allerdings weniger gegen den König, der selbst als reformorientiert gilt, sondern gegen Innenminister Naïf Ibn Abd al-Asis und dessen reaktionäre Anhängerschaft. Talal hatte bereits in der Vergangenheit das Fahrverbot für Frauen und die allzu enge Auslegung islamischer Schriften verurteilt und damit den Hass der Religionsgelehrten auf sich gezogen. Parteien und Gewerkschaften sind in Saudi-Arabien verboten, als Verfassungsgrundlage dient allein das strengausgelegte Scharia-Recht; politische Posten werden meist innerhalb der Herrscherfamilie aufgeteilt. Dass König Abdullah die lokale Presse angewiesen hat, den Entschluss seines Halbbruders "nicht negativ" zu kommentieren, werten Beobachter allerdings als hoffnungsvolles Zeichen. "Er will seine Reformen verwirklicht sehen, solange er noch lebt", so ein Berater des Monarchen.
DER SPIEGEL 38/2007
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