TELEKOM „Diskret und geräuschlos“
Der Tag von Bochum, der 22. Januar 2009. Klaus Zumwinkel hatte sich alles aufgeschrieben, für die wichtigste Rede seines Lebens: sein Geständnis. Es ging um jedes Wort, jeden Satz, jede Betonung; es ging um Freiheit oder Gefängnis, alles oder nichts. Er las vom Blatt ab, er gab zu, dass er Steuern hinterzogen hatte, in Liechtenstein, über Jahre, und dann sagte der frühere Post-Chef den Satz, der ihn rettete, nicht richtete, auch in der Presse danach: "Das war der größte Fehler meines Lebens."
Vier Tage später verließ Zumwinkel das Landgericht nicht nur als freier Mann, sondern als befreiter Mensch. Er war "froh, dass es vorbei ist", zog kurz danach an den Gardasee, weit weg von jeder Vergangenheit, es sah tatsächlich so aus, als hätte er jetzt alles hinter sich, mit zwei Jahren Haft auf Bewährung. Und vielleicht glaubte er das sogar selbst.
Was für ein Irrtum.
Am vergangenen Mittwoch ließ die Staatsanwaltschaft Bonn Zumwinkels Residenz, die Burg Tenno am Gardasee, durchsuchen, schleppte zwei Computer heraus. Die Ermittler brachen seine leerstehende Mietvilla in Köln auf, obwohl Zumwinkel dort schon vor Wochen ausgezogen war, sie flöhten sein früheres Vorstandsbüro bei der Post in Bonn, und am gleichen Tag bekam auch Kai-Uwe Ricke Besuch von den Fahndern. Grund der Razzien: der Verdacht, dass der frühere Telekom-Aufsichtsratschef Zumwinkel und der Ex-Vorstandsvorsitzende Ricke stärker in den Skandal um ausgeforschte Aufsichtsräte und Journalisten verwickelt waren, als sie bisher zugegeben haben.
Vor allem für Zumwinkel wird es nun eng: Die Konzernführung um René Obermann wird den Aktionären auf der nächsten Hauptversammlung Ende April empfehlen, ihrem ehemaligen Chefaufseher vorläufig die Entlastung zu verweigern; immer noch prüft der Vorstand, ihn auf Schadensersatz zu verklagen.
Damit nicht genug, aus den Aktenbeständen der Telekom-Buchhaltung ist nun ein Papier aufgetaucht, das an Zumwinkels Unschuld in der Affäre massive Zweifel aufkommen lässt. Und daran, ob er tatsächlich schon den größten Fehler seines Lebens gestanden hat.
Wenn das Memorandum stimmt, haben Zumwinkel und Ricke 2005 nicht nur Informationslecks im Telekom-Aufsichtsrat finden wollen, was ihr gutes Recht war, sondern auch kriminelle Machenschaften gedeckt. Dann war insbesondere Zumwinkel direkt in die Spähattacken auf Aufsichtsräte und Wirtschaftsjournalisten verwickelt, die damals die hauseigenen Ermittler der Abteilung KS 3 besorgten.
Deren Chef Klaus Trzeschan, die Schlüsselfigur des Telekom-Skandals, sitzt heute in U-Haft und schweigt - der Vermerk jedoch aus dem Jahr 2005 stammt von ihm. Trzeschan, einer der loyalsten Zuträger des Aufsichtsratschefs, notiert darin, dass Zumwinkel persönlich angeordnet habe, Geld an einen angeblichen Maulwurf der Telekom im Hamburger Verlag Gruner+Jahr "geräuschlos" zu zahlen.
Ist diese Darstellung nur Teil einer Legende Trzeschans, um zu verdecken, dass er sich, wie ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft, bei Telekom-Operationen bereichert hat? Denn der Maulwurf wurde bis heute nicht gefunden. Oder liegt damit nun das entscheidende Dokument der ganzen Affäre gegen Zumwinkel und Ricke vor?
Dann nämlich wäre belegt, dass die illegalen Schnüffelmethoden bei der Telekom kein Alleingang einer durchgedrehten Sicherheitsabteilung waren, sondern dass sie System hatten - und dass dieses System bis ganz nach oben reichte, bis in die Konzernspitze. "Es wird jetzt höchste Zeit, dass wir hier endlich Klarheit bekommen", drängt Ex-Innenminister Gerhart Baum, Anwalt der Arbeitnehmer im Telekom-Aufsichtsrat.
Die Geschichte geht zurück in den Januar 2005. Post-Mann Zumwinkel war Oberkontrolleur der Telekom, sein Ego groß genug, um auch Ricke zu überstrahlen, der immer so wirkte, als trüge er unter dem Sakko eine Bleiweste. Zumwinkel, der Geschmeidige, galt als Einflüsterer der Politik, Kanzler Gerhard Schröder hätte ihn gern als Nachfolger von Telekom-Chef Ron Sommer gesehen, doch Zumwinkel wollte nicht, und Ricke übernahm. Damit waren die Machtverhältnisse geklärt.
Als die Zeitschrift "Capital" im Januar 2005 Interna aus dem Telekom-Aufsichtsrat offenbarte, soll er sich maßlos geärgert und Nachforschungen verlangt haben. Den Auftrag dafür erhielt Trzeschan, der Mann für alles, was heiß, heikel, heimlich war. Obwohl zwischen ihm und Ricke noch zwei Vorgesetzte standen, Personalvorstand Heinz Klinkhammer und Konzern-Sicherheitschef Harald Steininger, soll der Beamte die Anweisung direkt von Ricke und Zumwinkel bekommen haben. So hat es Trzeschan internen Ermittlern der Telekom vor seiner Festnahme erzählt, und soweit es Ricke betrifft, hat der das auch so bestätigt.
Unklar ist aber, wie dieser Auftrag formuliert war: ganz allgemein, wie Ricke behauptet, während sich Zumwinkel dazu nicht äußert. Oder gab es die Order, dass der Zweck die Mittel heiligt, also auch Operationen, auf die sogar Haft im Gesetzbuch steht?
Sicher ist, dass nun aus dem Rosa Riesen ein Großer Bruder wurde, um die Quelle des "Capital"-Redakteurs Reinhard Kowalewsky im Aufsichtsrat zu enttarnen. Die Operation "Rheingold" begann, ihr bekanntester Teil: der illegale Abgleich von Telefondaten. Dazu besorgte sich Trzeschan auf dem kurzen Dienstweg Tausende Verbindungsdaten der Telekom, schickte sie an eine Berliner Sicherheitsfirma und ließ überprüfen, ob Kowalewsky mit einem Aufsichtsratsmitglied der Arbeitnehmerseite geredet hatte, das in Verdacht geraten war, Wilhelm Wegner.
Vor allem diese Hemmungslosigkeit, mit der sich die KS 3 am Datenschatz des Konzerns vergriffen hatte, erschütterte die Republik, als der SPIEGEL den Skandal im Mai 2008 aufdeckte. Wie paranoid musste ein Unternehmen eigentlich sein, das mit so einer Hetzjagd die eigene Lebensgrundlage aufs Spiel setzte, das Vertrauen der Kunden in die Sicherheit ihrer Daten?
Doch es gab daneben noch eine andere Schnüffelaktion, genauso schmuddelig: Bei Gruner+Jahr, dem Verlag, in dem "Capital" erscheint, sollte ein geschmierter Maulwurf für die Telekom herausfinden, wer Kowalewsky mit Insider-Wissen spickte - ein Weitergeben von Redaktionsinterna, strafbar als "Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen".
Das ist die Spitzeloperation, die KS-3-Chef Trzeschan in einem Memo beschrieb. Ebenjener Vermerk, der Zumwinkel und Ricke nun massiv belastet, dessen Wahrheitsgehalt allerdings in Teilen umstritten ist. Am 29. November 2005 notierte der Telekom-Oberrat Trzeschan: "In der Abwicklung des Falles konnte beim Verlagshaus Gruner+Jahr eine Innenquelle gewonnen werden, die bereit war, die gegebenen Informationen durch Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung zu belegen."
"Abwicklung des Falls" bedeutete demnach die Durchführung der Geheimoperation, und als "in die Abwicklung eingebunden" listet der Bericht sieben Personen auf: neben Trzeschan selbst je einen Mitarbeiter der Konzernsicherheit, der Finanzbuchhaltung, der Revision und des Controllings auch "VV Herr Ricke" und "VAR Herr Dr. Zumwinkel". Außerdem steht hinter Zumwinkel noch ein weiterer Name: der eines Rechtsanwalts, an den er heute verweist, wenn sich interne Telekom-Ermittler nach seiner Rolle in der damaligen Spitzelaffäre erkundigen wollen.
Ausdrücklich wies Trzeschan im November 2005 darauf hin, dass der ganze Vorgang unter höchster Geheimhaltung stehen müsse: "Wegen der besonderen Brisanz dieses Ermittlungsauftrags war der Kreis der involvierten Personen extrem klein zu halten." Selbst der Leiter der Konzernsicherheit Steininger wurde offenbar nicht eingebunden. Die Anordnung zum Mundhalten sei direkt von Ricke und Zumwinkel gekommen; im Papier heißt es: "Dies entsprach sowohl der Vorgabe des VV als auch der Weisung des VAR."
Traut man Trzeschans Memo, erhärtete der Maulwurf den Verdacht gegen Aufsichtsrat Wegner. Dieser bestreitet bis heute, vertrauliche Informationen an "Capital" durchgesteckt zu haben, aber fest steht, dass Zumwinkel und Ricke ihn am 30. Oktober 2005 in die Mangel nahmen. Sie seien im Bilde, dass Wegner "Capital"-Mann Kowalewsky mit Telekom-Geheimnissen füttere. Bei "Capital", so eröffneten sie Wegner, habe es eine Hausdurchsuchung der Staatsanwaltschaft gegeben, aus einem ganz anderen Grund, daher wisse man Bescheid, ein Zufallsfund.
Wahrscheinlich hatte so eine Razzia nie stattgefunden, es handelte sich nur um eine Legende. Offenbar, um den Telekom-Maulwurf bei Gruner+Jahr zu schützen - vielleicht auch die Telefondatenauswertung, die auch auf Wegner zielte. Tatsächlich, so Trzeschans Vermerk, war die vermeintliche Razzia nicht die Grundlage für das Gespräch mit Wegner. Vielmehr jene von Trzeschan genannte eidesstattliche Versicherung des Verlagsspitzels, dass es Wegner war, der geplaudert haben soll.
Für den Fall aber, dass es hart auf hart käme und die Telekom diese Versicherung vorlegen müsste, etwa in einem Arbeitsgerichtsprozess, soll Trzeschan zufolge noch eine Spezialvereinbarung bestanden haben. In dem Vermerk ist von einer "Ausgleichszahlung in Höhe von 180 000 Euro" an den Maulwurf die Rede, schließlich sei der den Job im Hamburger Verlag dann los und damit "existentiell vernichtet". Zwar kam es nicht so weit, weder zum Prozess gegen Wegner noch zum Outing der Telekom-Quelle. Die angesprochene Zahlung gab es laut Vermerk aber trotzdem. Und darin soll nun Zumwinkel unmittelbar verwickelt gewesen sein.
"Auf Weisung von Herrn Dr. Zumwinkel ist die Abwicklung der Ausgleichszahlung genauso diskret und 'geräuschlos' abzuwickeln wie der gesamte Ermittlungskomplex", heißt es, und weiter: "Nachverfolgbare Spuren, z. B. durch Nachvollziehen von Zahlungsströmen, sind zu legendieren."
Zumwinkel wollte sich zu den Fragen des SPIEGEL nicht äußern, bei früherer Gelegenheit hatte er gesagt, er habe sich in der ganzen Sache nichts vorzuwerfen. Ricke ließ ausrichten, er habe es weder "für möglich gehalten, erfahren, geduldet oder gar initiiert", dass bei der Suche nach undichten Quellen "illegale Methoden angewendet wurden". Trzeschan-Anwalt Hans-Jörg Odenthal äußert sich nicht zu dem Fall.
Nur eine Seite kann recht haben, Trzeschan oder seine früheren Vorgesetzten, und wenn es Trzeschan ist, wenn der Vermerk stimmt, dann muss sich Zumwinkel keine Gedanken mehr über den "neuen Lebensabschnitt" machen, auf den er sich nach dem Urteil von Bochum so freute. Dann wird er wieder genug damit zu tun haben, aus seiner Vergangenheit einigermaßen heil herauszukommen. Umso mehr geht es jetzt darum, wer dieser Klaus Trzeschan ist und wie zuverlässig das, was er damals aufschrieb.
Da sind die Zweifel: Seit Dezember vergangenen Jahres sitzt der Fernmeldetechniker in Duisburg in Haft. Nicht wegen der Datenspähaktion, des Verstoßes gegen das Fernmeldegeheimnis. Den hat er längst zugegeben, und deshalb wäre er auch nicht hinter Gittern.
Doch es gibt den schwerwiegenden Verdacht, Trzeschan könnte damals den Maulwurf bei Gruner+Jahr oder andere Geheimoperationen nur erfunden haben, um sich das Geld des Konzerns dafür selbst einzustecken. Insgesamt 355 000 Euro, darunter die 180 000 für die eidesstattliche Versicherung.
Der Deutschen Telekom AG käme es heute vermutlich ganz recht, wenn sich die ganze klebrige Affäre auf diese Weise wegwaschen ließe: ein Einzeltäter, eine persönliche Bereicherung, natürlich auch Fehler im System, die es Trzeschan leichtgemacht hätten, aber alles längst korrigiert. Und vor allem: nichts, was in die Spitze des Konzerns reicht und durchs ganze Haus. Wenn es aber Top-Manager treffen muss, weil sich der Skandal so leicht nicht bereinigen lässt, dann die alten, die den Konzern schon verlassen haben.
Entsprechend massiv geht der Konzern nun gegen Trzeschan vor, und nicht nur gegen ihn, auch gegen dessen Familie. Am 18. Februar bekam seine Frau ein Schreiben der Telekom-Anwälte Holthausen & Partner, sie solle umgehend alle "inländischen und ausländischen Konten, Depots und Schließfächer" nennen, die sie oder ihr Mann besäßen, auch alle Häuser und Grundstücke. Vorsorglich kündigte der Konzern Schadensersatzansprüche an wegen der angeblichen "gewerbsmäßigen Untreue" von Klaus Trzeschan. Und weiter: "Das oben genannte strafrechtlich relevante Verhalten Ihres Ehemannes war Ihnen bekannt", heißt es rüde - dabei ist nicht mal bekannt, ob Trzeschan überhaupt in die eigene Tasche gewirtschaftet hat.
Glaubt man den Fahndern um Oberstaatsanwalt Friedrich Apostel und den internen Ermittlern bei der Telekom, dann hat Frau Trzeschan aus den 180 000 Euro für den angeblichen Maulwurf bei Gruner+Jahr einen Oldtimer bekommen, einen Austin-Healey 3000 für 30 000 Euro. Als Beleg gilt offenbar, dass die Telekom das Geld am 7. Dezember 2005 - wie üblich bei ihren Geheimoperationen - auf Trzeschans Privatkonto bei der Deutschen Bank in Gelsenkirchen-Buer überwies und das Auto schon einen Monat später, am 6. Januar 2006, zugelassen wurde.
Und bei noch einer Undercover-Aktion floss Geld, das angeblich versickerte: Die Telekom wollte alte Telefonkarten vom Markt aufkaufen, die sich illegal aufladen ließen. Trzeschan forderte dafür Geld an, 175 000 Euro; es gibt keine Belege, dass die Karten, wie geplant, jemals in einem Schredderbetrieb in Goslar ankamen.
Was also, wenn es nie einen Maulwurf gab? Wäre deshalb gleich der ganze Vermerk unglaubwürdig? Wohl kaum: Denn das Geld für die Spionageattacke auf Gruner+Jahr, so viel steht fest, überwies der Konzern am 7. Dezember 2005 an Trzeschan; die Telekom-Manager waren also zumindest willens, solche Informationen von einem Spitzel zu kaufen. Und: Im gleichen Monat wurde das Aufgabenprofil der KS 3 geändert. Seitdem durfte der Aufsichtsratschef Zumwinkel den Ermittlern direkt Aufträge erteilen.
Egal also, ob bei Gruner+Jahr ein Telekom-Maulwurf wühlte oder nicht: Viel spricht dafür, dass Trzeschans Vermerk über Zumwinkel und Ricke in den entscheidenden Punkten der Wahrheit entspricht. Schließlich hat Trzeschan, ganz Beamter, den Beleg in der Buchhaltung eingereicht, um die Kosten begründen zu können. Das Risiko, mit einer frei erfundenen Darstellung aufzufliegen, wäre groß gewesen, die Konsequenz: der Rauswurf nach mehr als 40 Dienstjahren. Das Gleiche, wenn die Telekom die eidesstattliche Versicherung, die der Maulwurf geliefert haben sollte, in einem Prozess gegen Wegner vorgelegt und dieser Maulwurf sich dann als Phantom herausgestellt hätte: wieder Rauswurf, Verlust der Pension.
Außerdem gab es 2007 ein Disziplinarverfahren gegen Trzeschan wegen der Bespitzelung von Wegner, das nur mit einem einfachen Verweis endete - von Untreue keine Rede. Zumwinkel soll sich damals persönlich eingeschaltet haben, heißt es heute in der Telekom-Spitze. Hätte Trzeschan aber die ganze Operation um einen Maulwurf erfunden, inklusive der Behauptung, das Ganze sei eng mit Zumwinkel abgestimmt gewesen, hätte der das spätestens jetzt merken und melden müssen.
Eines aber lässt sich am wenigsten erklären, wenn an dem Trzeschan-Vermerk nichts dran wäre: dass die darin angesprochene eidesstattliche Versicherung 2005 Thema mehrerer Runden bei der Telekom war. Bis hoch zum Vorstandschef Ricke.
In den aktuellen Untersuchungsberichten der Telekom finden sich dezidierte Schilderungen eines Treffens im September 2005. Damals wollte Personalvorstand Klinkhammer wissen, ob die undichte Stelle im Aufsichtsrat schon gefunden war; er zitierte Trzeschan und dessen Vorgesetzten Steininger zum Rapport.
Doch Trzeschan wand sich, sprach von der eidesstattlichen Versicherung, die er aber nur Ricke und Zumwinkel zeigen dürfe. Sofort rief Klinkhammer empört bei Ricke an, "Kai, wir haben ein Problem", es gehe um eine eidesstattliche Versicherung, und Trzeschan wolle nicht darüber reden. Ricke wusste, worum es ging, er wies Trzeschan an, die Versicherung zu zeigen, und der KS-3-Mann, so die übereinstimmenden Aussagen von Klinkhammer und Steininger, zog los, das Dokument aus einem "Panzerschrank" zu holen. Merkwürdig nur: Weder Steininger, Klinkhammer noch Ricke wollen das Papier jemals durchgelesen haben.
Trzeschan dagegen behauptet, dass nicht nur seine beiden Vorgesetzten draufgeschaut hätten. Auch Ricke und Zumwinkel habe er die Versicherung des Maulwurfs vorgelegt. Andere hochkarätige Telekom-Mitarbeiter haben inzwischen ausgesagt, das Papier gesehen zu haben.
Zwar ist die eidesstattliche Versicherung bis heute nicht in den Telekom-Akten aufgetaucht; vielleicht war es ja auch erst mal nur ein Entwurf, heißt es im Konzern, und auch das muss nicht stimmen. Doch in Kürze könnte sich das alles aufklären: Trzeschans Anwalt Odenthal hat eine Haftbeschwerde eingereicht. Gleichzeitig stellte er den Antrag, dass dazu Zumwinkel befragt wird, auch Ricke - und ein Detektiv aus Hamburg. Der, so hatte es Trzeschan behauptet, habe den Informanten bei Gruner+Jahr für die Telekom umgedreht und dafür Geld erhalten. Bestätigt das der Privatermittler, wird Zumwinkel demnächst erneut von freier Rede auf mühsames Vorlesen umschalten müssen. Dann nämlich zählt wieder jedes Wort von ihm, jeder Satz, jede Betonung.
JÜRGEN DAHLKAMP, FRANK DOHMEN