BERNSTEINZIMMER „Das kann man nicht fälschen“
Bremen, Dienstag morgen, 9.55 Uhr. In der Nähe des Hintereingangs der Konditorei in der Sögestraße 42/44 steht ein Funkpeilwagen der Post. Die Scheiben sind tiefschwarz getönt. Ringsum postieren sich auffällig viele Fahrzeuge mit münsterschem Kennzeichen.
Am Vordereingang, in der Fußgängerzone, herrscht auffällig unauffällige Betriebsamkeit. Zwei Männer mit Knopf im Ohr hocken im Straßencafé. Im benachbarten Laden unterhält sich ein Herr anscheinend mit seinem Hemdkragen. Ein anderer blättert seit einer Viertelstunde in der Ramschauslage eines Buchladens in Kinderbüchern: Sie alle sind Zivilfahnder, Teilnehmer an einer der ungewöhnlichsten Polizeiaktionen der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Hier, mitten im bürgerlichsten Bremen, soll in wenigen Minuten ein wertvolles Teil aus dem legendären Bernsteinzimmer des russischen Zarengeschlechts Romanow beschlagnahmt werden.
Der Tatort liegt drei Stockwerke über dem Café. Dort betreibt der Rechtsanwalt und Notar Manhard Kaiser seine Kanzlei. Der angesehene Jurist hat fünf Herrschaften zu Gast, mit denen er um ein 2,5-Millionen-Dollar-Geschäft feilscht. "Ist der Preis noch verhandelbar?" fragt einer der Besucher, der sich als Peter Schultheiß vorgestellt hat. Der Anwalt signalisiert Entgegenkommen.
"Wem wurde das Objekt sonst noch angeboten?"
Der Anwalt weiß es nicht genau.
"Wie heißt Ihr Mandant?"
Der Anwalt: "Ich nenne ihn immer nur Mister X."
Der eloquente Fragesteller würde gern mehr über "Mister X" erfahren. Denn die 0,385 Quadratmeter Kunst, die der Nobody über seinen Anwalt Kaiser auf dem grauen Kunstmarkt zum Verkauf angeboten hat, soll der derzeit einzig greifbare Rest des "achten Weltwunders" sein, als das die Kunstkritik das Bernsteinzimmer preist. Doch Kaiser blockt ab.
Der Notar verläßt den Raum und kommt nach etwa drei Minuten mit einem in zwei Decken gehüllten Gegenstand zurück. Vorsichtig legt er ihn auf den Boden. Kaiser und seine Besucher knien nieder, schlagen die Decken zurück.
Zum Vorschein kommt ein 55 mal 70 Zentimeter großes Bild: die wunderbare Farbkomposition eines Mosaiks aus Marmor und Onyx in einem Goldblechrahmen, der mit Halbedelsteinen besetzt ist. Das Motiv: Zwei Paare vor einer italienischen Gartenlandschaft mit einem voluminösen Torbogen, an dem zwei Hunde spielen.
"Ja, das ist das echte Marmor-Mosaik", sagt Schultheiß.
Auf diesen Satz haben die unauffälligen Männer in der Fußgängerzone seit einer halben Stunde gewartet. Zu acht drängen sie den schmalen Aufgang zur Kanzlei hinauf. Oben werden sie schon von ihrem Chef, dem Leitenden Polizeidirektor Schultheiß aus Potsdam, erwartet.
Dem verdutzten Anwalt erklärt Schultheiß, das Mosaik sei beschlagnahmt. Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittle wegen des Verdachts der Hehlerei oder des Betruges - je nachdem, ob das Bild nun echt oder gefälscht ist.
Vier Beamte tragen das Kunstwerk in einer weißen, versiegelten Kiste zu einem dunklen Ford Mondeo Kombi und schaffen es nach Potsdam. Dort wird das Bild erst einmal in der Asservatenkammer der Polizei abgestellt.
Wann und vor allem wem der Inhalt irgendwann einmal ausgehändigt wird, bleibt vorerst offen. Denn die Polizei hat zwar das Corpus delicti, ob sich sein Besitzer oder der Notar Kaiser indes überhaupt strafbar gemacht haben, ist bis dato völlig unklar.
Die Suche nach dem legendären Bernsteinzimmer beschäftigt seit Jahren Polizisten, Privatdetektive, Kunstsammler, Journalisten und Abenteurer. Fest steht nur, daß das "kostbarste Juwel des Barock und Rokoko" (ZEIT) in den Wirren bei Kriegsende abhanden gekommen ist.
1716 hatte Preußens Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. das Bernsteinzimmer dem russischen Zaren Peter I. zum Geschenk gemacht. 1755 wurde es im Katharinenpalais in Zarskoje Selo bei St. Petersburg aufgebaut. Die Zarenfamilie beauftragte ihren italienischen Hofarchitekten, das Zimmer weiter auszugestalten. Unter anderem kamen vier florentinische Marmor-Mosaiken hinzu, welche die menschlichen Sinne darstellten.
1941 schafften die Nazis das in Kisten verpackte Bernsteinzimmer als Kriegsbeute nach Königsberg. Dort verliert sich 1944 seine Spur. Der damalige Direktor des Katharinenpalais, Alexander Kutschumow, behauptete später, er habe im Königsberger Schloß verkohlte Reste des Bernsteinzimmers gesehen und in den Trümmern drei der vier florentinischen Mosaiken ertastet - eine Version, die von vielen Experten bezweifelt wird.
Das vierte Mosaik befindet sich seit Dienstag vor Pfingsten offenbar im Besitz der Potsdamer Polizei. Zur Herkunft des von ihm angebotenen Bildes erzählte Anwalt Kaiser dem Polizeidirektor Schultheiß folgende Geschichte: Der Vater seines Mandanten "Mister X" habe als Wehrmachtsoffizier den Kunsttransport von Zarskoje Selo nach Königsberg begleitet. Unterwegs hätten Sowjets den Konvoi beschossen, daraufhin sei er aufgelöst worden. "Vater X" habe die relativ handliche Pretiose unauffällig an sich gebracht und als Kriegstrophäe mit nach Deutschland genommen. Der Diebstahl sei heute verjährt, meint der Anwalt.
* In Zarskoje Selo, auf halber Höhe links und in der Mitte zwei der vier Marmor-Mosaiken.
Als der Vater 1978 gestorben sei, habe "Mister X" das verstaubte Stück auf dem elterlichen Dachboden entdeckt und übers Sofa gehängt - und es sich im Laufe von zehn Jahren auf seiner Chaiselongue "gutgläubig ersessen", meint der Anwalt.
Die Ermittler hegen nicht nur an der juristischen Auslegung Kaisers erhebliche Zweifel, sie haben den Verdacht, daß der ganze "Mister X" ein Phantom ist. Für Polizist Schultheiß ("Bisher mein größter Fall") gibt es da zu viele juristisch abgesicherte Zufälle.
Doch woher auch immer das in Bremen beschlagnahmte Mosaik stammt, die erste, noch in Kaisers Kanzlei vorgenommene Expertise eines Fachmanns ergab, daß das Werk sehr wohl echt sein könnte. Schultheiß, der in Bremen im Auftrag des eigentlichen Scheinkäufers, des Berliner Geschäftsmanns Peter Weber, auftrat, hatte den Direktor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Burkhardt Göres, zur Erstbegutachtung mitgenommen. Göres nach der Aktion: "Ich halte es nach erster Besichtigung für das echte Mosaik. So etwas kann man nicht fälschen."
Ob der Augenschein Bestand hat, sollen in den nächsten Wochen renommierte Kunsthistoriker und Naturwissenschaftler in detektivischer Kleinarbeit klären.
Unter ihnen - im Auftrag des SPIEGEL - Boris Igdalow vom Katharinenmuseum in Zarskoje Selo (heute Puschkin). In dem Museum nahe St. Petersburg wird derzeit unter Leitung von Igdalow das Bernsteinzimmer rekonstruiert. Die Neufassung soll bis zum Jahre 2003 aufgebaut werden.
Igdalow traf bereits am Mittwoch in Potsdam ein. Der Sachverständige, dessen Urteil in der Fachwelt viel zählt, begutachtete am Mittwoch nachmittag erstmals das florentinische Marmor-Mosaik. Seine Einschätzung: "Vom rein visuellen Eindruck kann man zu der Schlußfolgerung kommen, daß dieses Mosaik aus dem Interieur des Bernsteinzimmers stammt." Es bestehe "kein Zweifel" daran, daß "dieses Mosaik einen historischen Wert besitzt - 18. Jahrhundert, Italien, florentinische Werkstatt - und in jedem Fall ein bedeutendes Werk der Menschheit ist".
Eine Fälschung schloß Igdalow spontan aus, möglich sei allenfalls, daß es sich bei dem Mosaik nicht um das später im Bernsteinzimmer aufgehängte Bild handle, sondern um ein identisches Stück aus derselben Florentiner Werkstatt, das dann - aus welchen Gründen auch immer - nicht verwendet worden sei.
Produkte dieser Werkstatt hängen beispielsweise auch in der Wiener Hofburg, wo Igdalow sie untersucht hat. Er selbst hatte mit Mitarbeitern eine Kopie des jetzt aufgetauchten Mosaiks angefertigt und dafür unter anderem russischen Onyx verwendet, während die Meister aus Florenz Onyx aus Pakistan eingesetzt hatten. An diesen und anderen Materialproben wird sich zweifelsfrei erkennen lassen, ob es sich um ein Werk aus der italienischen Werkstatt handelt.
Bei der Betrachtung des Fundstücks entfuhr es dem St. Petersburger Rekonstrukteur: "Hier ist der Himmel ja violett, bei meiner Replik ist er blau."
Als Vorlage für den Neubau des Bernsteinzimmers dienen Schwarzweißfotos aus dem Schloß Zarskoje Selo, mit denen sich klären läßt, ob das Potsdamer Asservat aus dem Bernsteinzimmer stammt: Unregelmäßigkeiten in der natürlichen Maserung der Steine und handwerkliche Bearbeitung sind auf den Fotografien erkennbar, sie müßten sich auf dem Fundstück wiederfinden lassen.
Igdalow wünscht sich, daß das Mosaik wieder "dort hängen wird, wo es herstammt und auch hingehört": im Katharinenpalais in Zarskoje Selo.
Daß das Mosaik eines Tages wieder in Zaskoje Selo zu besichtigen ist, wäre auch ganz im Sinne der Geschäftsleute, die den Bremer Polizeieinsatz ausgelöst haben: des Berliner Projektentwicklers Peter Weber ("Für uns ist die Wiederbeschaffung von Kunstwerken eine neue Produktlinie") und seiner Geschäftspartner Axel Hilpert und Hans-Otto Teschner.
Hilpert und Teschner haben Erfahrung im Kunsthandel: Hilpert war in der DDR Chefeinkäufer für den Bereich Kunst und Antiquitäten (K&A) im Koko-Imperium des Alexander Schalck-Golodkowski und hat heute Kontakte nach Kuba und China, Teschner war bei der Stasi-Spionageabwehr für K&A zuständig.
Hilpert und Weber lernten sich Anfang der neunziger Jahre kennen und arbeiten seither an gemeinsamen Projekten. Bisheriger Höhepunkt dieser Kooperation ist das "Unternehmen Bernsteinzimmer" - ein ebenso abenteuerliches wie skurriles Unterfangen.
Das Trio Hilpert/Teschner/Weber mußte sich monatelang durch ein Wirrwarr von Vermittlern, Mitwissern und Leuten, die jemanden kannten, der einen anderen kannte, der wohl etwas Genaues wisse, kämpfen, bis sie auf den Anwalt Manhard Kaiser in der Bremer Sögestraße 42/44 stießen.
Hilpert und Teschner haben am 29. November 1996 nach eigenen Angaben erstmals von der Existenz des Mosaiks erfahren. Mit einem Immobilienmakler aus Buxtehude, mit dem Teschner befreundet ist, trafen sich die beiden an diesem Abend in der Berliner Kantstraße beim Chinesen zum Hummeressen. Der Besuch aus Niedersachsen redete viel. Zunächst über einen Hamburger Geschäftsmann, der ein Selbstbildnis von Adolf Hitler verkaufen wolle.
Teschner: "Als der dann erzählte, daß auf dem grauen Kunstmarkt auch ein Mosaik aus dem legendären Bernsteinzimmer zu beschaffen sei, ist Axel fast die Gabel aus der Hand gefallen." Er habe an eine Räuberpistole geglaubt, sagt Axel Hilpert: "Ich dachte, die wollen die zweiten Hitler-Tagebücher anbieten."
Mitte Januar bekam das Mittlertrio in Webers Villa im Berliner Grunewald Besuch von drei Herren aus Norddeutschland. Der Makler aus Buxtehude hatte zwei Hamburger Geschäftsleute im Schlepptau.
Die Hamburger entrollten zunächst zwei Meter Hitler in Öl. Da sie weder die Echtheit noch die Besitzverhältnisse des Schinkens belegen konnten, wurde man nicht handelseinig.
Dann packte der Mann aus Buxtehude ein weiteres Mitbringsel aus: ein Video vom Marmor-Mosaik aus dem Bernsteinzimmer - fünf Minuten Marmor im Sonnenschein, im Hintergrund Vogelgezwitscher.
Teschner verbrachte die nächsten Tage damit, mehr über das Kunstwerk und über den Ort zu erfahren, an dem die Vögel gezwitschert hatten. Bislang wußte er nur, daß ein Notar in Norddeutschland im Auftrag seines Mandanten "Mister X" das Bild anbiete. Keine Namen, keine Orte.
Die spärlichen Informationen stammten von dem Teschner-Freund aus Buxtehude. Dieser hatte sie von einem Bekannten. Der wiederum kannte die Frau eines russischen Kunsthändlers in Bremen, mit der er Teschner zusammenbrachte. Der Bremer Kunsthändler, so erfuhr Teschner, habe das Mosaik begutachtet und für wahrscheinlich echt befunden, es aber abgelehnt, sich an irgendwelchen Transaktionen zu beteiligen, aus Angst vor der Russenmafia.
Die Gattin des Russen war nicht so ängstlich. Bei Verkauf des Mosaiks, so Teschner, sei seines Wissens eine halbe Million Mark als Vermittlungsgebühr reserviert gewesen.
Doch wie und wo bietet man ein so wertvolles und historisch bedeutsames Kunstwerk an, wenn man Angst vor mächtigen Gaunern hat?
Notar und Vermittlerin verfielen auf die Idee, das Mosaik irgendwie an die öffentliche Hand zu geben. Sie scheiterten bereits mit einer diskreten Voranfrage bei der niedersächsichen Landesregierung: zu heikel, hieß es.
Bei einem Versuch, das Mosaik über einen befreundeten Unternehmensberater in Berlin anzubieten, war zuvor schon nichts herausgekommen - außer dem Phantasiepreis von 2,5 Millionen Dollar, den Notar Kaiser im nachhinein als eine "abenteuerliche Testsumme" deklariert wissen will.
Eine andere Idee, von der auch Teschner erfahren hatte, bestätigte Kaiser: Er wollte das Mosaik dem Coca-Cola-Konzern zum Kauf anbieten. Dem Advokaten schwebte vor, daß der Brausehersteller das Bild erwirbt und es dem Kreml schenkt, um so die russischen Oberen für Coca-Cola zu erwärmen. Doch über den bloßen Gedanken gedieh auch dieser Plan nicht hinaus.
Und so streute die resolute Frau des vorsichtigen Kunsthändlers die Offerte schließlich so lange unter Bekannten, bis sie - via Buxtehude - bei Weber und Partner angekommen war. Die schalteten Ende Februar die Polizei ein.
"Es war uns sofort bewußt, daß dieses bedeutende Kunstwerk nicht bei einem durchgeknallten japanischen Kunstsammler im Keller verschwinden darf", begründet Geschäftsmann Weber seine Motive.
Hilpert und Weber ließen auch in Bonn sondieren. Ein Hamburger Geschäftsfreund informierte den Chef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Schäuble. Dieser schaltete Kanzleramtsminister Friedrich Bohl ein. Der zog das Innenministerium hinzu.
Dort wußte man schon Bescheid: Die Beamten aus Potsdam hatten auf dem kurzen Dienstweg Innenminister Manfred Kanther die Nachricht vom ominösen Mosaik überbracht. In Bonn wurde eine Sondernummer geschaltet: das "Bernsteintelefon".
Hilpert hatte sich überlegt, daß die Bundesregierung das Mosaik an Jelzin übergeben könnte, wenn dieser am 17. April in Baden-Baden den Deutschen Medienpreis entgegennehme. Bonn fand Gefallen an der Idee, Jelzin in der Diskussion um die Beutekunst in Rußland den Rücken zu stärken. Die Sache war den Bonnern dann doch zu brisant. Jelzin flog mit Preis, aber ohne Mosaik nach Moskau zurück.
In Gefahr geriet der Deal Anfang März durch eine andere Makelei von Hilpert und Teschner. Die beiden hatten mitgeholfen, das 1996 aus dem Potsdamer Schloß Charlottenhof gestohlene Gemälde "Ansicht eines Hafens" von Caspar David Friedrich wiederzubeschaffen. Auch den Friedrich hatte Teschner aufgrund eines Tips aus Buxtehude auf dem grauen Kunstmarkt entdeckt (SPIEGEL 11/1997).
Teschner war dabei, als das kostbare Gemälde in einer Potsdamer Garage geborgen wurde. Doch im Zusammenhang mit der Aktion tauchte sein Name bundesweit in den Medien auf, und er hatte Mühe, seine mißtrauisch gewordenen Verhandlungspartner zu überzeugen, daß er nicht im Staatsauftrag unterwegs sei.
Währenddessen untersuchten Techniker des Landeskriminalamts Brandenburg schon Materialproben von Leim und Gestein des Mosaiks, die Teschner in Bremen für einen angeblichen Kaufinteressenten angefordert hatte. Die Tests brachten nicht viel. Der Leim, so die Erkenntnis der LKA-Experten, werde seit Jahrhunderten verwendet und lasse sich nicht datieren.
Mehr Erfolg hatte Teschners Mann in Buxtehude: Er stieß auf eine erste Spur von "Mister X".
In Bremen hatte ihm die Frau des russischen Kunsthändlers auf der Straße einen Mann "so um die Sechzig" gezeigt: Der sei der unbekannte Mandant. Seine Tochter lebe in den USA, seine Frau sei schwer krank. Die Familie aus einfachen Verhältnissen benötige dringend Geld.
Der Buxtehuder verfolgte "Mister X" zum Flugplatz Bremen. Dort verschwand er hinter einer Tür der Flugsicherung. Seither fehlt von dem mysteriösen Unbekannten jede Spur.
Ende April kam Teschner einen entscheidenden Schritt voran. Er präsentierte der Frau des russischen Kunstexperten die Weber-Firma WWA offiziell als potentiellen Käufer. WWA schickte ein entsprechendes Schreiben nach Bremen.
Seit Anfang Mai wurde über die konkreten Kauf- und Übergabemodalitäten verhandelt. Erst wollten die Verkäufer einen Koffer voller Bargeld, ließen sich dann aber von Teschner breitschlagen, einen Scheck über 2,5 Millionen Dollar zu akzeptieren. Doch den konnte die Polizei nicht aus eigenen Mitteln decken. Deshalb schlug Teschner als Übergabetag den 8. Mai vor, da an Christi Himmelfahrt die Verkäufer den getürkten Scheck nicht überprüfen konnten. Aus dem gleichem Grunde behagte denen der Termin nicht.
Am 10. Mai, einem Samstag, lernte Teschner den Anwalt Manhard Kaiser persönlich kennen. Was denn der Herr Weber mit dem Mosaik machen werde, wollte Kaiser wissen. Teschner: "Vielleicht will er es an Fidel Castro übergeben, der Herr Weber hat ja geschäftlich auf Kuba zu tun. Dann könnte Castro das Bild an Jelzin geben, so daß Rußland für Kuba wieder den Erdölhahn aufdreht."
Kaiser war beeindruckt. Er erklärte sich bereit, am Dienstag vor Pfingsten einem Vertreter von Webers Firma WWA sowie zwei Experten das Bild zu zeigen. Erst nach der Prüfung müsse jemand mit dem Scheck kommen.
Am Montag telefonierte WWA-Chef Weber selbst mit der Verkäuferseite. Er benannte seine beiden Experten und seinen persönlichen Bevollmächtigten - Peter Schultheiß. Der Polizeidirektor wurde von Weber mit einer schriftlichen Vollmacht und einem Stapel WWA-Visitenkarten ausgestattet.
Schultheiß und Teschner verständigten sich anschließend per Funktelefon: Treffpunkt Bremen, Dienstag 9.55 Uhr vor dem Eingang Sögestraße 42/44.