VERKEHR Teure Schneise
Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) will die umstrittene ICE-Neubaustrecke zwischen dem oberfränkischen Ebensfeld und der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt offenbar weitgehend vom Steuerzahler bezahlen lassen. Nach einer "Informationsunterlage" des Verkehrsministeriums (BMV) rechnet die Deutsche Bahn AG mit Gesamtinvestitionen von 4,044 Milliarden Mark allein für das 109 Kilometer lange Teilstück der geplanten Hochgeschwindigkeitsstrecke Nürnberg-Berlin. "Zuwendungsfähig aus Bundesmitteln", so das BMV-Papier, seien voraussichtlich 3,721 Milliarden Mark. 90,2 Prozent davon sollen als "Baukostenzuschuß", die restlichen 9,8 Prozent durch ein zinsloses Darlehen finanziert werden. Die Finanzierungsvereinbarung solle "noch in diesem Jahr" abgeschlossen werden.
Der hohe Bundeszuschuß trägt offenbar dem Umstand Rechnung, daß die Strecke "keinen unternehmerischen Sinn" macht, wie es in einer internen Stellungnahme der Bahn heißt. Verkehrs- und Umweltexperten bezweifeln den Nutzen des Prestigeprojekts, für das eine Schneise durch den Thüringer Wald geschlagen werden muß. Alternativvorschläge zum Ausbau vorhandener Strecken konnten sich nicht durchsetzen. "Da wird der Bahn aus politischen Gründen eine unwirtschaftliche Strecke aufs Auge gedrückt", urteilt der Bahnexperte der Grünen, Albert Schmidt.
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Kartenausriß - Bahntrasse von Ebensfeld nach Erfurt
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Kartenausriß - Bahntrasse von Ebensfeld nach Erfurt
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