GESTORBEN Maria Gräfin von Maltzan
88. Einer der von ihr Geretteten schrieb später an die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel: "Ich schätze, daß ihr und ihrem Einsatz allein 60 Menschen ihr Leben verdanken." In enger Verbundenheit mit der schwedischen Kirche in Berlin hatte die Gräfin während der NS-Zeit vielen untergetauchten Juden zur Flucht verholfen, manche auch in ihrer kleinen Ladenwohnung in Berlin-Wilmersdorf versteckt. Der Film "Versteckt", den Hollywood aus ihrer Geschichte drehte, mißfiel der Gräfin allerdings. In der geschmeidigen, eleganten Frau, die Jacqueline Bisset verkörperte, konnte sich die Zigarillos paffende Berliner Kodderschnauze mit dem Spitznamen "Maruska" nicht wiederentdecken. Berühmt wurde die Gräfin eher durch ihre eigenen, 1986 erschienenen Memoiren mit dem Titel "Schlage die Trommel und fürchte dich nicht". In den letzten Jahrzehnten arbeitete sie als Tierärztin in Kreuzberg, beliebt besonders bei Punkern, deren Hunde sie oft umsonst behandelte, gefürchtet von Politikern, weil sie in Talkshows kein Blatt vor den Mund nahm. Ihre Sympathie gehörte den sozial Schwachen. Das Fürchten lernte die Gräfin trotz tiefer Lebenskrisen nicht: "Ich habe nie eine Schrecksekunde gehabt, und diese Sekunde war immer mein Plus." Maria Gräfin von Maltzan starb am vergangenen Mittwoch in Berlin.