Hausmitteilung Betr.: Titel
In wenigen Wochen wird in Leipzig ein Denkmal für einen umstrittenen Deutschen enthüllt werden - für Richard Wagner, dessen Geburtstag sich im Mai zum 200. Mal jährt. Das Denkmal, geschaffen von dem Bildhauer Stephan Balkenhol, zeigt einen jungen Wagner vor seinem mächtigen Schatten. Es ist der Versuch, dem Wirken und der Wirkung Wagners gerecht zu werden. Darf man Wagners Musik unbeschwert genießen? Darf man sich von ihr überwältigen lassen? Darf man den Antisemiten Wagner von seinem Werk trennen? Oder darf man all das nicht? Mit diesen Fragen beschäftigte sich Titelautor und SPIEGEL-Redakteur Dirk Kurbjuweit in den vergangenen Monaten. Um Antworten zu finden, besuchte er Menschen, deren Leben von Wagner geprägt ist, so auch Nike Wagner, die Urenkelin des Komponisten. Ihre Antwort auf die Fragen lautete: "Es muss erlaubt sein, das Werk vom Charakter seines Schöpfers zu trennen" (Seite 112).
Mit dem Menschen Wagner und seiner Wirkung beschäftigt sich auch eine Dokumentation von SPIEGEL-TV-Autor Michael Kloft, die diesem Heft als DVD beiliegt. Neben Spielfilm- und Opernausschnitten kommen Experten zu Wort, etwa der Wagner-Dirigent Christian Thielemann, er verteidigt den Komponisten ebenfalls: "C-Dur kann nicht politisch sein."