Briefe Kampf ist überall
Nr. 13/2013, Das ewige Trauma - Der Krieg und die Deutschen
"Das ewige Trauma" ist eher ein Drama, in dem man es fortgesetzt inszeniert und Nachkriegsgenerationen stigmatisiert. Berücksichtigt man dabei noch die rechtsradikalen Umtriebe und Gesinnungen der Gegenwart, sind es bedenkliche, zeitferne Ausflüchte in die Vergangenheit.
Joachim Eger, Frankfurt am Main
Deutschlands militärisches Engagement kann und darf zu keiner Zeit und zu keinem Zweck in eine allgemeine Normalität übergehen. Dies hat nichts mit übertriebenem Pazifismus oder gar mangelnder Solidarität mit unseren Bündnispartnern zu tun, sondern mit dem tiefen Bewusstsein für unsere historische Verantwortung und der traumatischen Verarbeitung der Erfahrungen zweier Weltkriege.
Stephan Erven, Merzenich (NRW)
In der Schlussphase des Kalten Krieges, noch vor der Perestroika in der Sowjetunion, erneuerten Kohl und Honecker eine Formel, die nicht vergessen werden sollte: Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen. Genau das habe ich bei dem Film empfunden. Und das werde ich auch meinen Enkeln weitergeben. Dazu braucht es keine "Dämonen", die "aus dem Dunkel der abstrakten Geschichte wie Untote" hervortreten. Dazu braucht es klaren Verstand, jedoch kein SPIEGEL-Geschwätz vom "ewigen Trauma".
Eberhard Aurich, Berlin
Ob Stalingrad oder Kundus, wir dürfen keinesfalls vergessen, aber lassen wir die Toten ruhen und kümmern uns umso mehr um eine Kriegsvermeidungsstrategie. Nur da können noch wirksam Weichen gestellt werden, vom Waffengeschäft über Schützenvereine bis zum Unwort Vergeltungsschlag. Vor allem mit dem Eintreten für die EU könnte jeder sein Streben nach Frieden unter Beweis stellen.
Walter Ludwig, Rehau (Bayern)
"Kampf ist überall - ohne Kampf kein Leben, und wollen wir weiterleben, so müssen wir auf weitere Kämpfe gefasst sein." Dieser Bismarck-Spruch wurde von meiner Mutter auf Pergament geschrieben und hing im Wohnzimmer. Man kann ihn auf alles anwenden.
Friedrich Glaser, Hamburg
Es ist sehr wichtig und erfreulich, dass man sich in Deutschland wieder mit der Problematik des Zweiten Weltkriegs auseinandersetzt. Diese Diskussionen werden jetzt in einer veränderten Gesellschaft geführt, denn Menschen aus Zentral- und Osteuropa sind mittlerweile zu einem großen und unabdingbaren Teil Deutschlands geworden. Sie haben ihre eigenen Erfahrungen, Erinnerungen und Wahrnehmungen aus dieser Zeit. Darum müssen solche Diskussionen möglichst aufrichtig und mit der maximalen Rücksicht auf die historische Wahrheit geführt werden.
Pawlo Klimkin, Berlin
Botschafter der Ukraine in Deutschland
Sie kritisieren an den Deutschen, was ich eigentlich sehr mag: ihren Pazifismus, das freundliche Desinteresse an der Bundeswehr und die Überzeugung, dass es schon einen sehr guten Grund braucht, um einen Menschen zu töten. Stattdessen fordern Sie Auslandseinsätze als Mittel der Machtpolitik, einen Platz des Militärs in der Mitte der Gesellschaft sowie militärische Monumente und Rituale. Ihre Begründung ist, dass man sich von den grässlichen Beispielen unserer Vergangenheit nicht abschrecken lassen dürfe. Wieso nicht? Ich muss mich doch sehr wundern.
Martin Lehmann, Berlin
Wie können Menschen, die ein solches Schicksal zu tragen haben, überhaupt ihr Leben meistern und selbst Kinder erziehen? Diese Generation meinte es nur dann zu können, wenn alle Ereignisse verdrängt werden. Daher kommt der Spruch: "Es muss doch mal Schluss sein!" Ich weiß, es ist noch lange nicht vorbei!
Evelin Schönhut-Keil, Niedernhausen (Hessen)
Das Trauma bewahrte uns doch bisher ganz gut vor einer unheilvollen Selbstüberschätzung. Die Kriegsschuld hat uns international in die Situation einer moralischen Diaspora entlassen. Es war schon häufig so, dass Völker und Religionen erst in einer solchen besonderen Situation zu Höchstleistungen in der Lage sind.
Klaas Ockenga, Haßloch (Rhld.-Pf.)
Zu dem Gespräch möchte ich sagen: Eigentlich bin ich eine mutige Frau, habe Zivilcourage und muss leider auch erkennen, dass ich ein Feigling bin. Je älter ich werde, desto mehr Verständnis habe ich für Leute, die auch nicht immer adäquat reagieren können. Ob es mir gefällt oder nicht, alles andere ist eine Lebenslüge.
Inge Reers, Lilienthal (Nieders.)
Warum krampft man mit der Schuld der Deutschen, der Wehrmacht, des einzelnen Wehrmachtsoldaten für die Gräueltaten dermaßen herum, dass der Eindruck entstehen könnte, man wolle schuldig sein getreu dem Motto: Wir lassen uns doch unsere Schuld nicht nehmen! Warum nicht anerkennen, dass es sich um eine Verstrickung aller handelte?
Henning Behrens, Hamburg