Football-Leaks zu Ronaldo Und noch ein paar Milliönchen mehr

Es wird eng für Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo. Wegen seiner Steuertricks muss er jetzt vor einem spanischen Gericht aussagen. Kommt es zum Prozess, droht ihm eine Gefängnisstrafe.
Weltfußballer Ronaldo: Verträge mit einer Briefkastenfirma in der Karibik unterschrieben

Weltfußballer Ronaldo: Verträge mit einer Briefkastenfirma in der Karibik unterschrieben

Foto: Joosep Martinson - FIFA/ FIFA via Getty Images

Fußballer von Real Madrid müssen nicht lange überlegen, wo man am besten wohnt in der Stadt. Im Nordwesten der Metropole befindet sich das Villenresort La Finca. Die Anlage liegt 30 Autominuten vom Trainingsgelände entfernt und besteht aus nahezu baugleichen, bunkerartigen Luxushäusern mit Gartenanlage und Pool. Der Eingang zu dem Areal wird streng bewacht. Es gibt kleine Parks und Teiche. Ganz am Rand verläuft eine Joggingstrecke, hier kommen die Bewohner der Außenwelt am nächsten.

Die Real-Stars Gareth Bale und Toni Kroos wohnen in La Finca. Cristiano Ronaldo gehört bereits seit acht Jahren zur Nachbarschaft. Auch sein Berater Jorge Mendes besitzt hier ein Haus. Sie sind enge Freunde. Die beiden lernten sich kennen, als Ronaldo noch als Nachwuchstalent für Sporting Lissabon spielte.

Mendes hatte damals einen gut laufenden Nachtklub und deshalb Zugang zu vielen Profikickern. Ronaldo suchte einen Ratgeber. Sie schlossen sich zusammen und eroberten in den folgenden Jahren mit dem Fußball die Welt. Der eine schoss die Tore, der andere regelte die Geldströme. Inzwischen wissen beide nicht mehr, wohin mit ihren Millionen. Als Mendes vor zwei Jahren in Porto heiratete, schenkte ihm sein Trauzeuge Ronaldo zur Hochzeit eine griechische Insel.

Aber jetzt könnte ihre Reise zu Ende gehen.

Das Villenresort La Finca liegt in der Gemeinde Pozuelo de Alarcón, wo am 31. Juli um elf Uhr vor Gericht der Steuerfall Ronaldo verhandelt wird. Die Richterin Mónica Gómez Ferrer wird nach einer Anhörung darüber entscheiden, ob dem Stürmer der Prozess gemacht wird. Die spanischen Behörden werfen Ronaldo vor, von 2011 bis 2014 Steuern in Höhe von 14,7 Millionen Euro hinterzogen zu haben. Sollte es zu einem Prozess kommen, droht ihm eine Gefängnisstrafe.

Der Ort, an dem sich die Zukunft Ronaldos entscheidet, steht in absurdem Kontrast zum schillernden Leben des viermaligen Weltfußballers. Das Gerichtsgebäude liegt an einer Schnellstraße, der Raum, in dem die Befragung stattfindet, ist keine 30 Quadratmeter groß, der Vorgeladene und seine Anwälte müssen auf Holzstühlen ohne Polster Platz nehmen.

In Pozuelo de Alarcón steht die Reputation Ronaldos auf dem Spiel - und der Ruf der ganzen Profibranche. Messi und Neymar wurden schon wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Erwischt es jetzt auch den dritten Superstar? Es wäre eine Zäsur. Denn was ist von einem Sport zu halten, dessen größte Idole sich auf Kosten der Gesellschaft bereichern?

Die Steuertricksereien Ronaldos enthüllte der SPIEGEL vorigen Dezember. Klubs und Fußballmedien nahmen den Bericht, der auf Datenmaterial der Enthüllungsplattform Football Leaks basierte, mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. Als sieben Monate später Ronaldo ganz offiziell im Visier der Staatsanwaltschaft war, taten sie dann ganz überrascht und gaben sich fassungslos. Warum er? Kann das möglich sein?

Ja, es kann!

Fußball ist schon lange nicht mehr die schönste Nebensache der Welt. In seiner extremen Ausprägung, im Profibereich, ist dieser Sport zu einem Wirtschaftssektor angewachsen. Allein die Wertschöpfung der Bundesliga liegt bei über acht Milliarden Euro, 53.000 Menschen verdienen durch den Profibetrieb direkt oder indirekt ihr Geld.

Eine Unterhaltungsindustrie, die solche Summen bewegt, müsste besser kontrolliert werden. Dies geschieht aber nicht. So ist ein Sumpf entstanden, in dem windige Berater unbehelligt ihre Geschäfte machen können.

Die Spieler profitieren von diesem System, ihre Gehälter steigen und steigen. Cristiano Ronaldo war in den vergangenen Jahren der größte Profiteur. Er ist einer der bestverdienenden Sportler der Welt, kassiert bei Real Madrid rund 40 Millionen Euro im Jahr. In seiner Garage in La Finca stehen mehrere Luxusautos. Er hat einen Privatjet.

Aber das alles war ihm offenbar nicht genug. Anders jedenfalls ist es kaum zu erklären, warum sich Ronaldo vor Jahren auf ein Steuersparmodell einließ, um noch ein paar Milliönchen mehr für sich zu haben.

Das Konstrukt funktionierte so: Die Firmen MIM und Polaris in Irland sammelten die Einnahmen aus Werbung und Bildrechten ein, an Polaris waren Mendes und Ronaldo beteiligt. Das Geld wanderte weiter an eine Briefkastenfirma auf den britischen Jungferninseln mit einem Konto in der Schweiz. Am Ende der Tour zahlte Ronaldo auf eine Gesamtsumme von rund 150 Millionen Euro nur sechs Millionen Euro Steuern. Die Staatsanwaltschaft in Madrid bewertet die Geldrutsche als "wissentlichen und bewussten Verstoß des Beschuldigten gegen seine steuerlichen Verpflichtungen in Spanien".

Durch seine Anwälte ließ Ronaldo erklären, er habe nicht absichtlich Steuern hinterzogen. Sollte das Verfahren gegen ihn zugelassen werden, dann wird es im Prozess auch um die Frage gehen: Wer hat sich das Offshore-Konstrukt ausgedacht? Und was hat Ronaldo gewusst?

Ronaldo lädt gern Freunde und Familie zu sich nach La Finca ein. Es wird gefeiert, im Garten Fußball gespielt. Jorge Mendes, sein Agent, kommt auch manchmal vorbei. Er ist ein lausiger Kicker, aber meist hängt er sowieso am Telefon. Mendes ist ein Workaholic, er hat immer mehrere Handys zur Hand, die er mitunter gleichzeitig bedient. Seine Agentur Gestifute vertritt über ein Dutzend Weltklassespieler, und mittlerweile inszeniert sich der Berater selbst wie ein Star.

Vor vier Wochen musste Mendes vor dem Gericht in Pozuelo de Alarcón im Verfahren gegen den Profi Radamel Falcao aussagen. Er ließ sich von einem Chauffeur in einer schwarzen Limousine vorfahren, wie ein Staatsmann. Jorge Mendes ist ein impulsiver Typ. Aber als die Richterin ihn mit Fragen löcherte, wurde er auf seinem Sitz immer unruhiger.

Seine Berateragentur Gestifute sitzt im Ulysses House, der teuersten Bürolage in Dublin. Im selben Stockwerk sind die Unternehmen Polaris und MIM registriert, die eine zentrale Rolle im Offshore-Geflecht spielen. Einer der Geschäftsführer von Polaris und Gestifute ist Mendes' Neffe Luis Correia; ein weiterer, der Ire Andy Quinn, vertritt alle drei Firmen im Ulysses House. Mendes kassierte als Anteilseigner bislang sechs Millionen Euro Dividende von Polaris.

In den vergangenen Monaten mussten im Gericht in Pozuelo de Alarcón etliche Mendes-Spieler erscheinen. Der kolumbianische Stürmer Radamel Falcao wurde vernommen, inzwischen hat er 8,2 Millionen Euro an den spanischen Fiskus überwiesen. Der Portugiese Pepe zahlte 1,8 Millionen Euro, Ángel Di María 1,3 Millionen, Fabio Coentrão 1,3 Millionen, Ricardo Carvalho 500.000. Die Prüfungen der Steuerbehörden gegen weitere Spieler laufen noch.

Spielerberater Mendes vor dem Gericht in Pozuelo de Alarcón: Holzstühle ohne Polster

Spielerberater Mendes vor dem Gericht in Pozuelo de Alarcón: Holzstühle ohne Polster

Foto: Europa Press/ Getty Images

Auch im Fall James Rodríguez, den Real Madrid in der vorigen Woche an den FC Bayern ausgeliehen hat, ermitteln die Finanzbehörden. Wie bei den anderen Mendes-Spielern liefen seine Werbeeinnahmen über die Firmen Polaris und MIM. Auch bei Rodríguez taucht eine Firma auf den britischen Jungferninseln auf: die Kenalton Assets. Ende 2014 wanderten zwölf Millionen Euro auf sein Konto bei der St. Galler Kantonalbank.

Gut möglich, dass die Bayern dem Neuzugang bald ein paar Tage frei geben müssen für Gerichtstermine. Rodríguez äußerte sich auf Anfrage des SPIEGEL nicht zum Verfahren.

Bei seiner Anhörung im Gericht von Pozuelo de Alarcón beteuerte Mendes, nichts mit den Firmenkonstrukten seiner Klienten zu tun zu haben. Er kenne sich mit solchen Dingen gar nicht aus. Er kümmere sich nur um die Abwicklung von Transfers.

Kaum vorstellbar, dass die Richterin ihm das abnimmt. Der portugiesische Nationalspieler Carvalho erklärte, er habe bei seinen Bildrechtedeals immer auf den Rat von Mendes und seinem Anwalt Carlos Osório de Castro gehört. Der Jurist bestreitet das. Auch Falcao machte in seiner Aussage Angaben zu dem Spielerberater. Viele Mendes-Klienten arbeiten mit den identischen Personen oder Firmen zusammen: mit dem Juristen Osório de Castro. Mit Miguel Marques, einem Banker beim portugiesischen Zweig der St. Galler Kantonalbank. Mit den Vermarktungsagenturen Polaris und MIM. Sogar bei der Aufarbeitung ihrer Steuerprobleme setzen fast alle Stars auf dieselben Kanzleien. Alles Zufall?

Mendes' Anwälte wissen offenbar um den Ernst seiner Lage. In den Dokumenten von Football Leaks findet sich eine Notiz mit der Überschrift "Treffen Gestifute". In dem Vermerk heißt es: "Kampagne Steuerbehörden versus Jorge. Risiko der Bewertung als Cooperador Necesario. Straftat." Im spanischen Strafrecht gibt es den Weg, denjenigen, durch dessen Hilfe eine Straftat ermöglicht wird, als "Cooperador Necesario" anzuklagen. In Deutschland wäre dies vergleichbar mit der Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Sollte das Gericht in Pozuelo de Alarcón hinter den Steuertricksereien der Spieler ein System Mendes erkennen, könnte dies dem Agenten zum Verhängnis werden und auch ihm und seinen Getreuen ein Prozess drohen.

Im Büro von Aleksander Ceferin in Nyon am Genfer See fallen keine Namen, nicht der von Ronaldo, nicht der des Spielerberaters Mendes. Aber man merkt es dem Präsidenten der Uefa an: Er ist wütend. Ceferin sagt: "Es ist doch wirklich nicht nötig, Steuern zu hinterziehen, wenn man so viel Geld verdient."

Ceferin, ein Slowene und seit September 2016 im Amt, blickt gebannt auf die Gerichtstermine in Pozuelo de Alarcón. Er ist selbst Jurist und glaubt, dass Fußballer generell nicht über ihre Finanzen Bescheid wüssten. "Natürlich sind sie juristisch gesehen verantwortlich für ihre Steuererklärung. Aber ich glaube nicht, dass sie wussten, was da geschieht. Die haben Leute um sich herum, die sich um ihre Bücher kümmern, die sagen: ,Mach dir keine Sorgen, wir kümmern uns um alles!' Wir reden hier über Männer, die jeden Tag nur Fußball im Kopf haben. Ich kenne diese Spieler doch, die wollen dies und das, aber sich sicher nicht um Steuern kümmern."

Trainer Mourinho: "Alle Strukturen liquidieren"

Trainer Mourinho: "Alle Strukturen liquidieren"

Foto: action press

Vielleicht kennt Ceferin Ronaldo nicht gut genug.

In den Football-Leaks-Dokumenten, die der SPIEGEL einsehen konnte, finden sich Verträge mit der Briefkastenfirma auf den British Virgin Islands, sie sind von Ronaldo unterschrieben. Kann jemand, der solche Dokumente signiert, tatsächlich behaupten, er sei ahnungslos gewesen?

Nachdem seine Steueraffäre öffentlich geworden war, veröffentlichte Ronaldo ein Video auf Instagram. Man sieht, wie er auf seinem Anwesen in La Finca rumläuft und dies und das in die Kamera schwatzt. Irgendwelche Kumpel feuern ihn aus dem Hintergrund an. Dann sagt Ronaldo, er habe eine Botschaft an alle, die gegen ihn arbeiten würden, an seine "haters". Sie sollten ruhig weitermachen, das sporne ihn nur an. Dann springt er in seinen Pool.

Die Lockerheit war gespielt. Wegen der Football-Leaks-Enthüllungen herrscht seit Monaten Aufregung in La Finca.

Vorigen Winter berichtete der SPIEGEL über die Offshore-Aktivitäten des Trainers José Mourinho. Der neurotische Startrainer von Manchester United ist auch ein langjähriger Mendes-Klient. Nach der Veröffentlichung schrieb der Anwalt Carlos Osório de Castro an die Londoner PR-Agentur Mourinhos den Satz: "Das Haus brennt."

Mourinho hat auch mal in La Finca gewohnt. Während seiner Zeit als Trainer bei Real Madrid von 2010 bis 2013 hatte er eine Villa für monatlich 20.000 Euro gemietet. Auch Mourinho hatte sich ein ähnliches Steuermodell wie die anderen Mendes-Kunden für seine Werbeeinnahmen zimmern lassen. Das Geld - allein in den Jahren 2011 und 2012 rund sechs Millionen Euro - floss von den Irlandfirmen MIM und Polaris an eine Briefkastenfirma in der Karibik, an die der Trainer seine Vermarktungsrechte abgetreten hatte.

Seit Juli 2014 wurde Mourinho von den spanischen Steuerbehörden geprüft, die Konstruktion flog auf, ein Jahr später musste der Startrainer 1,15 Millionen Euro Strafe zahlen. Ein glimpflicher Ausgang, der Fall schien damit für Mourinho erledigt. Doch dann veröffentlichten der SPIEGEL und seine Partner des Recherchenetzwerks European Investigative Collaborations Details zu seiner Karibikfirma, hinter der ein Trust in Neuseeland stand. Zehn Tage danach meldete sich die neuseeländische Finanzbehörde Inland Revenue bei dem Trust in Auckland und forderte Unterlagen an.

Real-Fan Boal: "Wir sind die Besten"

Real-Fan Boal: "Wir sind die Besten"

Foto: Tim Röhn / DER SPIEGEL

Im Mourinho-Lager brach Hektik aus. Ein Jurist schrieb per Mail, er gehe "sicher" davon aus, dass nun auch die britischen Finanzbehörden Mourinhos Steuerdokumente prüfen würden. Deshalb riet man davon ab, Unterlagen nach England zu schaffen. Mourinho, der seit Sommer 2016 in Diensten von Manchester United steht, reichte es. Sein Banker teilte dem Anwalt des Startrainers mit: "Um in Zukunft ähnliche Überraschungen oder Medienthemen zu verhindern", habe der Coach "entschieden, alle Strukturen, die ihm gehören, zu liquidieren".

Für die Ermittlungen der spanischen Steuerbehörden kommt diese Einsicht zu spät. Sie haben sich Mourinhos irisch-karibisch-neuseeländisches Firmengeflecht ein zweites Mal vorgeknöpft und werfen ihm nun vor, in den Jahren 2011 und 2012 insgesamt mehr als sieben Millionen Euro Werbegelder nicht versteuert zu haben. Den Verlust für den Fiskus beziffern sie auf 3,3 Millionen Euro. Der Fall kann nun auch strafrechtlich relevant werden, die Staatsanwaltschaft Madrid hat ihn übernommen, Abteilung Wirtschaftskriminalität. Mourinho behauptet, er sei sich keiner Schuld bewusst.

Das Stadion von Real Madrid liegt im Zentrum der Stadt, umgeben von Bürotürmen. Das Bernabéu ist eine Kathedrale des Fußballkommerzes. Kaum ein anderer Klub in Europa gibt so viel Geld für Spieler und Trainer aus.

Als die Steueraffäre Ronaldo im Juni hochkochte, riefen Mitarbeiter von Real in Zeitungsredaktionen an und baten darum, keine Bilder des Stürmers im Vereinstrikot mehr zu zeigen. Im Fanshop wird dem Rekordstürmer indes wie eh und je gehuldigt. Sein Trikot hängt gleich im Eingangsbereich. An der Kasse, wo Tickets für die Stadiontour verkauft werden, lacht Ronaldo von einem Plakat herunter. Daneben steht ein Real-Maskottchen im Ronaldo-Dress.

José Luis Pardo Boal hat seit 22 Jahren kein Real-Heimspiel verpasst, er ist einer der Chefs des Fanklubs "La Coma", gegründet 1973, einer der ältesten überhaupt. Der 51-Jährige arbeitet als Parkwächter in einer Tiefgarage im Zentrum Madrids. Er bezahlt die Dauerkarten für sich, seinen Sohn, seine Tochter und seine Nichte. "4000 Euro im Jahr!", sagt er.

Die Steueräffare? "Wir interessieren uns für Ronaldo als Spieler, der Rest ist uns egal. Wenn er einen Fehler gemacht hat, wird er eine Strafe bezahlen. Punkt", sagt José. Er glaubt, dass die Berichterstattung über Ronaldos Steuervergehen damit zu tun hat, dass außerhalb Madrids alle neidisch seien auf Real. "Wir sind die Besten, deswegen sucht man immer etwas Schlechtes." Jüngst wurde im Internet eine Petition ins Leben gerufen, in der die Regierung dazu aufgefordert wird, Ronaldo die Steuerschuld zu erlassen, damit er nicht zu einem anderen Verein ins Ausland wechselt. Das klingt irre. Aber es haben bereits über 2200 Menschen unterschrieben.

Die Liebe der Fans zu ihren Idolen ist manchmal grenzenlos. Die ironische Wendung im Fall Ronaldo besteht darin, dass ihm den ganzen Steuerärger ein Mann eingebrockt hat, der eigentlich zu seinen größten Anhängern zählt.

Anzeige

Football Leaks: Die schmutzigen Geschäfte im Profifußball - Ein SPIEGEL-Buch

Preis: 8,90 €
Für 8,90 € kaufen

Preisabfragezeitpunkt

09.06.2023 06.58 Uhr

Keine Gewähr

Produktbesprechungen erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Über die sogenannten Affiliate-Links oben erhalten wir beim Kauf in der Regel eine Provision vom Händler. Mehr Informationen dazu hier

Der Initiator der Enthüllungsplattform Football Leaks sitzt in einem Park in einer osteuropäischen Stadt. Kurze Hose, T-Shirt, Flipflops. Er nennt sich John. Er stammt wie Ronaldo aus Portugal. Er sagt: "Ich liebe den Fußball. Und ich hasse es, was ihm diese raffgierigen Typen antun. Das muss beendet werden."

Der SPIEGEL hat seit fast zwei Jahren Kontakt zu dem Whistleblower, der mit seinen Dokumenten das Beben in La Finca ausgelöst hat. Ronaldo, Mourinho, Mendes. "Durch uns haben die Behörden angefangen, genauer auf die Korruption, den Steuerbetrug und die Geldwäsche im Fußball zu gucken", sagt John. Er kündigt weitere Enthüllungen an.

Vom US-Sportportal ESPN wurde John in die Top 20 der einflussreichsten Figuren im Weltfußball berufen. Viele Klubmanager und Spielerberater aber hassen ihn. Die einen sagen, er sei ein Krimineller, andere wünschen ihn einfach nur zum Teufel, damit endlich wieder Ruhe ist, Normalität einkehrt und alle wieder ungestört ihre schmutzigen Deals machen können.

Alexander Ceferin, der Uefa-Präsident, gehört zu den wenigen Fußballmächtigen, die John und Football Leaks und den SPIEGEL nicht verdammen. "Die Dimension der Enthüllungen hat mich überrascht. Für die Reputation unseres Sports ist das gar nicht gut", sagt Ceferin, "aber es ist gut, dass diese Dinge ans Licht kommen. Denn deswegen werden sie nicht mehr oder nur noch selten passieren."

Er schlägt vor, dass Fußballer bei ihren Steuererklärungen und Finanzgeschäften künftig nur noch auf staatlich registrierte Steuerberater zugreifen sollten. "Es muss ein System aufgebaut werden, das den Spielern hilft", sagt Ceferin.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten