DOSSIER WELTRELIGIONEN Woran die Menschen glauben
Zum Christentum zählen heute weltweit etwa zwei Milliarden Menschen. Der Namensgeber Jesus Christus lebte als jüdischer Wanderprediger vor 2000 Jahren in der römischen Provinz Palästina. Das öffentliche Wirken Jesu - vor allem in Kapernaum am See Genezareth - umfasste höchstens drei Jahre. Die Hinrichtung durch Kreuzigung erfolgte um das Jahr 30.
Durch seine Apostel und deren Nachfolger verbreitete sich das Christentum rasch innerhalb des Römischen Reiches, wo es von Kaiser Konstantin um 380 zur Staatsreligion erklärt wurde. Infolge der weltweiten Kolonisation durch die christlichen Länder, zu der stets die Mission gehörte, wurde das Christentum zur Weltreligion mit den meisten Anhängern. Im Laufe seiner Geschichte hat sich das Christentum in zahlreiche Kirchen und Gemeinschaften aufgespalten.
Die größte Kirche ist die römisch-katholische Kirche. Mit über einer Milliarde Zugehörigen stellt sie weltweit die Hälfte aller Christen. Knapp eine halbe Milliarde bilden Protestanten und Anglikaner, mehr als 150 Millionen gehören zu den christlichorthodoxen Kirchen. Die katholische Kirche ist ihrer Entstehung nach eine Kirche des Abendlandes mit dem Zentrum in Mittel- und Südeuropa. Doch in Europa leben nur noch etwa ein Viertel aller Katholiken. Die Mehrzahl findet sich auf der südlichen Welthalbkugel. In Südamerika und auf den Philippinen stellen Katholiken sogar die Mehrheit der Bevölkerung.
Die Kirchen in der Tradition Martin Luthers werden lutherische Kirchen genannt, die Kirchen in Nachfolge der Schweizer Reformatoren Zwingli und Calvin reformierte Kirchen. Schwerpunkte der Lutheraner sind Deutschland und die skandinavischen Länder. Die reformierten Kirchen sind unter anderem in den Niederlanden, der Schweiz, Schottland, Ungarn, Frankreich und Nordamerika vertreten.
Dem Christentum in der Welt stehen allerdings dramatische Verschiebungen bevor. Die katholische Kirche muss sich darauf einstellen, an Kraft zu verlieren. Sie wird zwar die stärkste Konfession bleiben, doch wächst sie etwas langsamer als die Weltbevölkerung und verliert etwa in Lateinamerika viele Mitglieder an protestantische und unabhängige Freikirchen. Liegt der Anteil der Katholiken derzeit noch bei 17 Prozent der Weltbevölkerung, so dürfte er bis zum Jahr 2035 auf 12 Prozent geschrumpft sein. Insbesondere in Afrika und Asien boomt der Glaube an Jesus Christus. Doch seine neuen Anhänger sammeln sich zunehmend in unabhängigen Gemeinden. In 40 Jahren könnten fast 80 Prozent aller Katholiken in nichtwestlichen Ländern leben.
Seit 1990 haben die beiden großen Volkskirchen, die katholische und die evangelische, mehr als 5,5 Millionen Mitglieder verloren. Der Anteil von Kirchenmitgliedern in der Bevölkerung beträgt in den neuen Bundesländern rund 25 Prozent. In Städten wie Leipzig sind es nur noch 5 Prozent Gläubige. Dennoch gehören beide Kirchen mit insgesamt über 50 Millionen Mitgliedern zu den größten Institutionen der Bundesrepublik. Trotz dieser Zahl hält der Bedeutungsverlust der Kirchen in Politik und Gesellschaft an, und die Entfremdung zwischen Kirchenleitung und Gläubigen nimmt weiter zu. So lehnt die Mehrheit der Katholiken das Verbot vorehelicher Sexualität, jeglicher Empfängnisverhütung, den Zölibat wie den Ausschluss der Frauen vom Priesteramt ab. Skandale um Missbrauch, Mobbing oder Disziplinierungen unliebsamer Pfarrer erschüttern immer wieder die Gemeinden. Insbesondere die katholischen Bischöfe verweigern seit Jahren Reformwünsche, wie sie etwa die Bewegung "Wir sind Kirche" artikuliert. Beide Kirchen leiden unter zunehmender Finanznot und müssen immer mehr sparen, Personal abbauen, Immobilien und sogar - wie in Berlin, Hamburg oder dem Bistum Aachen - Kirchen verkaufen oder abreißen.
Das Judentum ist die kleinste der Weltreligionen. Heute gibt es weltweit rund 13 Millionen Juden, davon rund 5,3 Millionen im Staat Israel. Die Juden selbst bezeichnen sich als Israeliten oder "Bne Israel" (Söhne Israels). Der Überlieferung nach trat Gott durch seinen Bund mit Abraham, Isaak und Jakob in eine besondere Beziehung zu den Israeliten. Sie betrachten Gott als ihren alleinigen, obersten König und Gesetzgeber und sich als sein auserwähltes Volk. Gott übergab auf dem Berg Sinai durch Mose dem Volk seine Wegweisung, die Tora. Das Gesetz besteht inklusive der Zehn Gebote aus 613 Ver- und Geboten für das tägliche Leben.
Jude ist, wer eine jüdische Mutter hat oder nach dem jüdischen Religionsgesetz zum Judentum übergetreten ist. Mit seinem Übertritt wird der sogenannte Proselyt ein mit gleichen Rechten und Pflichten ausgestattetes Mitglied des Bundesvolkes. Die meisten Juden leben heute in der Diaspora (Zerstreuung, Fremde). In Folge der Eroberung des jüdischen Staates und Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch die Babylonier im Jahr 586 v. Chr. und durch die Römer im Jahr 70 n. Chr. begaben sich die Juden ins Exil.
Die Zerstörung des Tempels und Eroberung Judäas gilt als ein großes Unglück des jüdischen Volkes. Zur Erinnerung daran wurde ein Fast- und Trauertag am 9. August eingerichtet. Der Schwerpunkt jüdischen Lebens außerhalb Israels liegt in den USA mit rund 5,3 Millionen Juden. Weitere Zentren gibt es in Westeuropa, Südamerika und Russland. Eine Missionierung anderer wird nicht betrieben. Die Zahl der Juden in den europäischen Ländern ist in Folge des nationalsozialistischen Völkermordes (rund sechs Millionen Ermordete) klein. 1933 lebten im Deutschen Reich rund 570 000 Juden, mindestens 165 000 von ihnen wurden ermordet. 1955 wurden nur noch etwa 15 900 Juden gezählt, heute leben wieder rund 108 000 jüdische Gemeindemitglieder in der Bundesrepublik, vor allem durch Zuzug von Juden aus Osteuropa.
In Asien sind die großen Religionen Hinduismus, Buddhismus, Daoismus und die Moralphilosophie Konfuzianismus entstanden. Dazu kam in Japan der Shintoismus, Zen-Buddhismus und in abgelegenen Gebieten Naturreligionen mit schamanistischer Ausprägung. Buddhismus und Jainismus kennen weder einen persönlichen Gott noch einen Schöpfer. Da der Hinduismus nicht missionarisch war, beschränkt er sich größtenteils auf die Bewohner des indischen Subkontinents. Die Ausübung der Religion verlangt nicht unbedingt einen Priester oder einen Guru. Er schließt den Glauben und die Auslieferung an einen persönlichen Gott oder Göttin sowie bedingungsloses Vertrauen in den allumfassenden Geist ein.
Von allen asiatischen Religionen hat der Buddhismus es vielleicht am besten verstanden, weltweites Interesse zu wecken. Zu seinen nachhaltigsten Stärken gehört die Fähigkeit, sich wandelnden Bedingungen sowie einer Vielfalt von Kulturen anzupassen. Ein wachsendes Interesse an der asiatischen Kultur und ihren geistigen Werten führte überall im Westen zur Herausbildung einer Vielzahl von Gesellschaften, die sich mit der buddhistischen Lehre und ihrer Anwendung beschäftigen. Stärkerer Widerstand wurde dem Buddhismus in den kommunistischen Staaten Asiens entgegengesetzt. Seit dem Einmarsch der Chinesen in Tibet 1950/51 und der darauffolgenden Flucht des Dalai Lama (1959), versucht China den buddhistischen Einfluss dort zu unterbinden oder zumindest zurückzudrängen. In China blieb der Buddhismus zwar bestehen, unterliegt aber einer strengen Regelung und Kontrolle durch den Staat. Viele Klöster in Tibet wurden geschlossen, und die Einwanderung chinesischer Siedler wird offiziell unterstützt, das Brauchtum der Tibeter wird unterdrückt.
Verbreitung des Buddhismus in Deutschland
Die Anwesenheit buddhistischer Mönche in Deutschland wie in Europa überrascht heute nur noch wenige. Musste man Mitte der siebziger Jahre noch nach buddhistischen Einrichtungen suchen, so kann man heute in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München zwischen etwa 600 buddhistischen Gruppen auswählen. Die Buddhisten in Deutschland haben sich unter dem Dachverband der Deutschen Buddhistischen Union (DBU) mit Sitz in München zusammengeschlossen. Wie in Deutschland, wo sich die Zahl buddhistischer Kreise, Gruppen und Institutionen innerhalb von zwei Jahrzehnten vervielfachte, ist auch in anderen europäischen Ländern ein reger Zuwachs an buddhistischen Gläubigen festzustellen. Aktuelle Schätzungen gehen von etwa 130 000 deutschen Buddhisten aus.
Hinduismus
Die Anfänge lassen sich bis ins 3. Jtsd. v. Chr. zurückverfolgen. Um 1500 v. Chr. drangen aus Persien nomadische Arier-Völker in Nordwest-Indien ein, die durch den Kontakt mit den Vorstellungen der dortigen Bewohner eine spirituelle Entwicklung in Gang setzten, aus der Glaubensrichtungen entstanden, die heute unter dem Namen Hinduismus zusammengefasst werden. Als mythologisch gewachsene Religion hat sie weder einen Gründer noch einen unveränderlichen Kanon. Trotz der Vielfalt anerkennen die meisten Hindus die Autorität der heiligen alten Schriften, der vier Veden, und die Einteilung der Gesellschaft in vier großen Kategorien, in die man hineingeboren wird: Priester (Brahmanen), Krieger, Bauern und Handwerker. Außerhalb dieser stehen die "Unberührbaren" (Dalits), die oft gezwungen sind, die "unreinen Tätigkeiten" auszuüben. Höchstes Ziel der Hindus ist die Befreiung (Moksha) vom Kreislauf der Wiedergeburten durch Vereinigung mit Gott oder Erkenntnis der Letzten Wirklichkeit - der Identifizierung der eigenen Seele (Atman) mit der Weltseele (Brahman).
Gläubige weltweit: circa eine Milliarde.
Buddhismus
Eine Erlösungsreligion, entstanden um 528 v. Chr. in Nord-Indien. Gegründet von Siddharta Gautama (563 bis 483 v. Chr.), der später von seinen Anhängern Buddha (der Erleuchtete) genannt wurde.
Kern der Lehre sind die "Vier Edlen Wahrheiten":
* Alles ist Leiden (z. B. Geburt, Tod)
* Wahrheit von der Ursache des Leidens (Gier, Hass, Verblendung)
* Wahrheit von der Aufhebung des Leidens (erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden)
* Wahrheit vom Weg zur Aufhebung des Leidens
Zur Erlösung vom Leiden (Nirwana) führt der "Achtfache Pfad":
* Erkenntnis der vier Wahrheiten
* Nichtschädigung von Lebewesen
* Vermeiden der Lüge
* sittliches Handeln
* friedlicher Lebenserwerb
* positive Anstrengung
* Achtsamkeit auf Körper und Denken
* innere Konzentration
Ein Wesen befindet sich im Kreislauf der Wiedergeburten, solange es nicht Nirwana erreicht. Buddha hat keine Schriften hinterlassen. Im 1. Jh. v. Chr. wurde die erste Textsammlung in Sri Lanka niedergelegt (Pali-Kanon).
Gläubige weltweit: circa 450 Millionen.
Shintoismus/Japan
Der Ursprung ist animistisch. Da Götter (Kami) z. B. bestimmten Bergen, Bäumen, Steinen oder der Sonne innewohnen, werden diese verehrt. Es gibt keinen Gründer oder offizielle heilige Schriften. Der Kami-Kult entwickelte sich vom 6. bis 8. Jh. zur Stärkung der japanischen Identität mit dem Mythos der Sonnengöttin Amaterasu (Hauptschrein in Ise) als Vorfahrin der Kaiser Japans. Der Shinto-Glaube ist eine von sozialen Riten betonte Religion mit persönlichen Fürbitten in alltäglichen Dingen. Weil Shinto kein Dogma hat, gibt es ein Nebeneinander mit anderen Religionen.
Gläubige in Japan: circa 107 Millionen.
Sikhismus
Sikhismus wurde von Guru Nanak (1469 bis 1539) in Nordwest-Indien gegründet. Er lehrte, dass es nur einen einzigen Gott gibt, der unsterblich und allgegenwärtig ist. Seine Lehre wurde von neun nachfolgenden Gurus fortgeführt. Die Sikhs (Schüler) glauben wie die Hindus an Wiedergeburt bis zur Vereinigung mit Gott. Der Unterschied besteht in der Betonung menschlichen Handelns als Ausweg aus dem Kreislauf. Durch Gottes Gnade können Menschen Befreiung erlangen. Die heilige Schrift der Sikhs ist der Guru Granth Sahib.
Gläubige weltweit: circa 24 Millionen.
Jainismus
Mitte des 1. Jtsd.s v. Chr. wurde die Autorität der Hindu-Priester unter anderem von Mahavira (etwa 599 bis 527 v. Chr.), dem Gründer des Jainismus, in Frage gestellt. Seine Anhänger lehnen die Veden, die Idee eines Schöpfergottes und das Kastenwesen ab. Sie verehren 24 Lehrer. Durch Glauben, Erkenntnis, richtiges Verhalten und vor allem absolute Gewaltlosigkeit (Ahimsa) kann jeder von der Wiedergeburt befreit werden. Die Jainas sind Vegetarier. Mönche tragen u. a. ein Tuch vor dem Mund, um keinem Lebewesen in der Luft zu schaden.
Gläubige in Indien: circa 4,4 Millionen.
Daoismus
Daoismus ist eine Volksreligion und Philosophie und kann als Chinas authentische Religion bezeichnet werden. Sie wurde im 6. Jh. v. Chr. von Laozi gegründet. Ihm wird der klassische Text Daode jing zugeschrieben. Der Daoismus kennt keinen Gott. "Dao" bedeutet der Weg oder auch die kosmische Ordnung der polaren Kräfte Yin (weiblich) und Yang (männlich). Der Weg wird als ein dem Menschen rein rational nicht zugängliches universelles Prinzip verstanden. Als Philosophie stellt er eine Antithese zum Konfuzianismus dar. Als Ideal gilt eine Welt ohne Zwang, die durch "Wuwei" (Nicht-Handeln), d. h. das Unterlassen aller un- nötigen Eingriffe in das Geschehen, geprägt ist. Nur diejenigen, die wissen, dass sie unwissend sind, können durch die Vereinigung mit der Natur intuitiv die Wahrheit erfassen, die allem Seienden zugrunde liegt. In der Volksreligion spielen Geister- und Dämonenbeschwörung sowie Meditationstechniken, durch die ein langes Leben und sogar Unsterblichkeit erlangt werden sollen, eine Rolle.
Konfuzianismus
Konfuzianismus von Konfuzius (551 bis 479 v. Chr.) begründete Moral- und Staatsphilosophie. Er vertrat in einer Zeit der Vielstaaterei und Kriege ein idealisiertes Altertum als Leitbild, in dem Herrscher das Reich an den Würdigsten anstatt an ihre Nachkommen gaben. Der edle Mensch "junzi" - wörtlich Herrschersohn - bezeichnet nicht eine soziale Kategorie, sondern einen Idealtyp, den sittlich Edlen, der zum Regieren berufen ist. Durch sein moralisches Handeln ist der Edle in Staat und Gesellschaft ein Vorbild für sein Volk. Haupttugenden sind Rechtschaffenheit, Mitgefühl, Sittlichkeit, Weisheit und Aufrichtigkeit. Diese Eigenschaften sind nicht angeboren, sondern durch ständige Übung zu gewinnen. Von der Befolgung der sittlichen Regeln hängt das Wohl des Einzelnen, aber auch das der Familie und der Gesellschaft ab. Die Primärquelle für Konfuzius Lehre ist die Zitatensammlung "Lunyu".
Etwa 1,3 Milliarden Menschen bekennen sich derzeit zum Islam. Er ist nach dem Christentum die zweitgrößte und zudem am stärksten expandierende Weltreligion. Seit einigen Jahren gewinnt der Islam vor allem in Afrika und in den mittelasiatischen Staaten der früheren Sowjetunion an Einfluss. Islam bedeutet die völlige Hingabe an den Willen Gottes; derjenige, der diese Hingabe zeigt, ist Muslim. Die zum Teil benutzte Bezeichnung "Mohammedaner" nach dem Namen des Religionsgründers lehnen die Muslime ab, da sie nach ihrer Auffassung eine unrichtige Parallele zur Selbstbezeichnung der Christen oder Buddhisten ist. Seinen Ursprung hat der Islam in den Offenbarungen, die der um das Jahr 570 nach Christus in Mekka geborene und 632 in Medina gestorbene Prophet Mohammed vom Engel Gabriel empfangen haben soll. Wer öffentlich bekennt: "Ich bezeuge, dass es keine Gottheit außer Gott gibt und dass Mohammed der Gesandte Gottes ist", hat den Islam angenommen. Das Glaubensfundament ist der Koran mit seinen 114 Kapiteln (Suren). Wie die Christen glauben Muslime an ein Weiterleben nach dem Tod, an ein Paradies und an eine Hölle. Zu den "Fünf Säulen des Islam" gehören das Bekenntnis zu Allah als dem einzigen Gott und zu Mohammed, seinem Propheten. Ferner das tägliche mehrmalige Gebet, das Almosengeben, das Fasten im Monat Ramadan und das Pilgern nach Mekka wenigstens einmal im Leben. Für den Alltag am wichtigsten ist das Pflichtgebet (die "Salat"). Es wird fünfmal am Tag verrichtet und ist für alle erwachsenen Muslime verbindlich. Für die Verrichtung der Salat genügt ein "reiner" Platz. Eine kleine Gebetsmatte sorgt für die Sauberkeit des Ortes. Das gemeinschaftliche Gebet findet in der Moschee (arabisch: Masdschid, "Ort, wo man sich niederwirft") statt. Zum Gebet aufgerufen wird vom Minarett aus. Typisch für den Islam ist die enge Verknüpfung von Politik, Religion und Alltag. Der Koran ist weltliche und religiöse Richtschnur zugleich, die "Umma" die religiöse und politische Gemeinschaft. Seit etwa 30 Jahren machen verschiedene Bewegungen des politischen Islam, auch Fundamentalismus genannt, weltweit von sich reden. Ihr gemeinsames Ziel ist die Durchsetzung der Einheit von Politik und Religion auf der Grundlage des islamischen Rechts ("Scharia"). Sie richten sich vor allem gegen den westlichen Einfluss in der islamischen Welt, gegen westliche Leitideen wie die Trennung von Staat und Kirche, den Individualismus sowie gegen den angeblich "hedonistischen" Lebensstil in den Industrieländern.