Lizenz zum Helfen
Was ist ein Heilpraktiker?
Arzt ist er jedenfalls nicht. Ein Heilpraktiker verfügt lediglich über die "Erlaubnis zur berufsmäßigen Ausübung der Heilkunde". Er oder sie ist älter als 25 und hat mindestens einen Hauptschulabschluss. Eine Genehmigung des zuständigen Gesundheitsamts für seine Arbeit hat der Heilpraktiker durch eine schriftliche und mündliche Prüfung erworben. Rund 35 000 arbeiten in Deutschland. Organisiert sind sie in zwölf Verbänden. 1992 haben sich die Verbände eine Berufsordnung für Heilpraktiker (BOH) gegeben. Diese gilt jedoch nur für die Mitglieder.
Bei Ärzten ist die Ausbildung bundeseinheitlich vorgeschrieben. Sie müssen zwölf Semester lang studieren, praktische Erfahrungen sammeln und zwei Ärztliche Prüfungen ablegen. Die Ausbildung zum Heilpraktiker ist dagegen nicht staatlich geregelt. Deshalb bleibt es jedem selbst überlassen, wie er sich auf den Beruf vorbereitet. In manchen privaten Schulen kann man den für die Prüfung beim Gesundheitsamt erforderlichen Stoff binnen weniger Monate büffeln. Ein angehender Heilpraktiker wird nicht über die Verfahren geprüft, die er später anwendet - er braucht diese also gar nicht gelernt zu haben. Er muss lediglich Kenntnisse in Anatomie und Physiologie nachweisen und zeigen, dass er akute Notfälle erkennt und richtig reagiert. Außerdem geht es etwa um Hygiene. Mit dem Test soll vor allem sichergestellt werden, dass durch den Kandidaten keine Gefahr für die Volksgesundheit ausgeht.
Es gibt aber auch Schulen, die eine umfangreichere Einführung ins Fach bieten. Rund drei Jahre dauert beispielsweise die Ausbildung an einer der acht Ausbildungsstätten, die zum Fachverband Deutscher Heilpraktiker gehören. Dieser hat sich selbst einen Regelkatalog zur Ausbildung auferlegt. Schon während der Ausbildung finden praktische Übungen statt, die Schüler behandeln unter Anleitung eigene Patienten.
Trotz der unter Umständen dürftigen Ausbildung sind dem Heilpraktiker gesetzlich nur wenige Grenzen gesetzt: Er darf keine verschreibungspflichtigen Medikamente verordnen, Kinder auf die Welt bringen oder Menschen mit bestimmten Infektionskrankheiten behandeln. Notfälle muss er umgehend an Mediziner eines Krankenhauses überweisen.
Wer kontrolliert
die Praxis?
Die Prüfung zum Heilpraktiker wird von einem Amtsarzt geleitet. Eröffnet ein Heilpraktiker eine neue Praxis, wird diese durch das Gesundheitsamt inspiziert. Ansonsten gilt: Heilpraktiker zählt zu den freien Berufen - es findet keine weitere Kontrolle statt, auch regelmäßige Fortbildungen sind keine Pflicht. Einzig das Finanzamt kann misstrauisch werden, sollte jemand seine Einkünfte nicht richtig abrechnen.
Verantwortungsbewusste Heilpraktiker können ohne Probleme belegen, dass sie eine ausführliche Ausbildung gemacht haben. Ein Heilpraktiker sollte seine Patienten umfassend aufklären, ihnen keine Therapien aufdrängen und ihnen ausreichend Zeit lassen, sich für eine Behandlung zu entscheiden. Wenn er regelmäßig Fortbildungen besucht - umso besser.
einen Heilpraktiker von einem Heiler?
Ein Heiler muss keine Ausbildung haben und ist auch nirgends registriert. "Heiler" dürfen sich Menschen nennen, die meinen, über besondere Kräfte zu verfügen und beispielsweise behaupten, durch das Auflegen ihrer Hände heilen zu können. Allerdings dürfen sie einen Kranken nicht davon abhalten, in ernsten Fällen eine schulmedizinische Behandlung vorzuziehen. Nicola Kuhrt