

Individualität braucht nicht viel Platz. Das zeigen die Fotos aus dem Studentenwohnheim Karlshof in Darmstadt: Ein paar mitgebrachte Gegenstände, ein Poster an der Wand oder ein Bücherbord - und schon verwandelt sich das karge Zimmer in einen Raum mit Charakter. Bei dem einen geht es chaotisch zu, beim anderen ist alles aufgeräumt.
"Ich will zeigen, dass jeder Mensch anders ist und den Dingen seinen persönlichen Stempel aufdrückt", sagt Fotografin Louisa Galow. Menschen stünden eigentlich immer im Mittelpunkt ihrer Bilder. Auch dann, wenn - wie auf den Wohnheimbildern - niemand zu sehen ist.
Die Räume sind ähnlich, teils mit dem gleichen Grundriss - selbst die Möbel sind oft identisch. Und doch gleicht kein Raum dem anderen, denn die Zimmer spiegeln die Persönlichkeit ihrer Bewohner.
Zum Wohnheimprojekt kam Louisa, die in Darmstadt "Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Fotografie" studierte, über einen Kurs an der Hochschule. Die Aufgabe: Lebenswelten internationaler Studierender in Darmstadt zu dokumentieren. Der Karlshof war dafür wie geschaffen: Insgesamt 963 Zimmer gibt es in den Gebäuden des Wohnheims im Alfred-Messel-Weg.
"Ich bin von Tür zu Tür gegangen, habe geklopft und gefragt, ob ich die Bilder machen darf", berichtet Louisa. Erstaunt war sie darüber, wie viele mitgemacht haben und die Fotografin in ihr Schlafzimmer ließen. "Dabei ist das doch das Privateste, was es so gibt."
Ausgabe 1/2018
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Wer die Räume bewohnt, verrät Louisa nicht. Der Betrachter soll sich selbst ein Bild davon machen. "Ich finde es schade, dass Menschen so schnell bewertet und in Schubladen gesteckt werden - bloß wegen eines Namens oder ihrer Herkunft."
Ihren Themen nähert sie sich deshalb möglichst wertfrei. Für ein anderes Projekt fotografierte sie etwa Frauen, die vorübergehend Zuflucht in einer Einrichtung für wohnungslose Frauen fanden, oder begleitete ein älteres Ehepaar, bei dem der Mann an Demenz erkrankt war, in seinem Alltag.
Ihr Studium hat die 24-Jährige vergangenen Sommer beendet und arbeitet jetzt als freie Fotografin und Grafikerin in Darmstadt. Für sie ein Traumjob: "Ich wusste schon früh, dass ich eine Arbeit haben wollte, die kreativ und abwechslungsreich ist."
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Die Fotografin Louisa Galow besuchte Studenten in einem Wohnheim in Darmstadt und fotografierte ihre Zimmer. Die Bilder verraten, wie studentisches Leben heute aussieht - und wie sich Persönlichkeit auf wenigen Quadratmetern ausdrückt.
Mit Lavalampe und Weltkarte: Dieser Student scheint von der nächsten Reise zu träumen.
Dieser Bewohner beschränkt sich auf das Wesentliche: Bett, Mehrfach-Steckdose und eine orangefarbene Tasche für die Semesterliteratur. Die Fotografin staunte, wie sich die Räume unterschieden. Jeder Raum hatte einen eigenen Charakter.
Die Neigung zu Ordnung oder Unordnung ist offenbar unterschiedlich ausgeprägt. Dieser Bewohner des Karlsheims pflegt in seinen vier Wänden einen eher lässigen Ordnungsstil...
... während hier offenbar Wert auf Akkuratesse und geometrische Akzente gelegt wird.
Orientalisches Flair: Die Fotografin Louisa Galow klopfte im Wohnheim an den Türen und war überrascht, wie bereitwillig die Studenten die Türen zu ihren persönlichen Rückzugsorten öffneten.
Schnell in den Hörsaal: Offenbar hat hier ein Student sein Zimmer fluchtartig verlassen... Galow verrät bewusst keine Namen, sie findet es schade, wie schnell wir Menschen in Schubladen stecken.
Alles da: Gitarre, Basketball und Alkohol für die nächste Party im Wohnheim.
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