Erklärungsnöte Filzverdacht im WDR

Private Immobiliengeschäfte zweier langjähriger leitender Mitarbeiter des WDR sorgen für Irritationen. Dass es zu "Interessenskollissionen" hätte kommen können, will der WDR nicht sehen - schließlich seien die per Vertrag ausgeschlossen worden.

Umfangreiche private Immobiliengeschäfte von zwei ihrer langjährigen leitenden Mitarbeiter bringen den WDR in Erklärungsnöte.

Zum 1. Juni ernannte die Kölner Anstalt Reinhard Bialke zum Geschäftsführer ihrer Tochterfirma WDR Gebäudemanagement GmbH (GMG), die sich auch um die Verpachtung von WDR-Immobilien kümmert. Zugleich ist Bialke privat zu 50 Prozent an der Immobilienfirma BB Projektentwicklungs- und Vermarktungsgesellschaft (gegründet 1994) und an der bb Vermögensberatung (gegründet 1987) mit Sitz in Bonn beteiligt.

Unterlagen zufolge verfügt die Vermögensberatung über einen Haus- und Grundbesitz im Wert von 42,5 Millionen Euro, darunter neben 500 Wohneinheiten auch etwa 25 Gewerbeeinheiten. Pikant ist auch die Personalie, die sich hinter dem zweiten "B" im Firmennamen versteckt: Hans Buchholz, der nach fast 25 Jahren Tätigkeit für den WDR, wo er zuletzt als Hauptabteilungsleiter Verwaltung auch lange für "Haus- und Liegenschaftsangelegenheiten" der Anstalt zuständig war, im Jahr 2001 als Geschäftsführer zur Gebühreneinzugszentrale (GEZ) wechselte.

Seine Verbindungen zu den Immobilienangelegenheiten des WDR blieben dennoch eng: Buchholz' Ehefrau Sabine ist Geschäftsbereichsleiterin bei der GMG. Seine Tochter aus erster Ehe wiederum ist Geschäftsführerin der Privatfirma BB. Auch Bialkes Tochter arbeitet als Angestellte für das kleine private Immobilienimperium.

Der WDR kann in den ausgedehnten privatwirtschaftlichen Aktivitäten seines GMG-Geschäftsführers und des langjährigen WDR-Liegenschaftsbetrauten keine Interessenkollision erkennen. "Wir haben von der Beteiligung von Herrn Bialke an der Firma vor seiner Berufung zum GMG-Geschäftsführer gewusst", sagt der stellvertretende Intendant und Verwaltungsdirektor Norbert Seidel. Es habe seiner Kenntnis nach bis heute zu keinem Zeitpunkt Geschäftsbeziehungen zwischen dem WDR oder einer seiner Töchter und den Buchholz/Bialke-Firmen gegeben.

Im Übrigen sei in Bialkes Geschäftsführervertrag fixiert, dass "jede Möglichkeit einer Interessenkollision unterbleiben" müsse, insbesondere, wenn der hauptamtliche WDR-Manager Bialke für seine Privatfirmen "nach außen handelnd" auftrete.

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