Flughafen BER: 666 Millionen Euro fehlen in der Bilanz

Die finanziellen Belastungen für die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg durch ihren Hauptstadt-Airport BER sind weit höher als in der Unternehmensbilanz ausgewiesen. Allein im Geschäftsjahr 2012 hatte die Gesellschaft zu erwartende Kosten in Höhe von 666 Millionen Euro nicht erfasst: Weder die 444 Millionen Euro, die für den Schallschutz der Anwohner am BER vorgesehen waren, noch bereits gestellte, aber nicht beglichene Rechnungen und Nachträge der Baufirmen in Höhe von 222 Millionen Euro tauchen in der Bilanz auf. Im Geschäftsbericht werden sie lediglich im Kleingedruckten erwähnt, versteckt in den Erläuterungen zu "außerbilanziellen Geschäften". Der Chemnitzer Finanzwissenschaftler Friedrich Thießen kritisiert diese Praxis als "Bilanzkosmetik, die offenbar die wahren Belastungen verschleiern soll". Thießen hat die Geschäftsberichte verschiedener Flughafengesellschaften, darunter der Frankfurter Fraport, mit denen der Berliner verglichen. Eine ähnliche "Intransparenz" wie beim BER habe er nirgendwo feststellen können. Ein Sprecher der Flughafengesellschaft weist den Vorwurf der Bilanzkosmetik zurück: "Wir haben rechtlich sauber gearbeitet, und die Wirtschaftsprüfer haben uns das auch bestätigt." Der Bundesrechnungshof hatte kürzlich Flughafenchef Hartmut Mehdorn ermahnt, "belastbare" Finanzdaten vorzulegen. Bis heute ist nicht einmal der komplette Geschäftsbericht für das Jahr 2013 verabschiedet. Nach aktuellem Stand wird der Großflughafen insgesamt 5,4 Milliarden Euro kosten. Allein die Ausgaben für den Lärmschutz bezifferte Mehdorn im April vor dem Berliner Abgeordnetenhaus auf rund 730 Millionen Euro. Auch die unbeglichenen Forderungen der Baufirmen am BER sollen sich inzwischen laut Insidern auf 400 Millionen Euro nahezu verdoppelt haben. Allein diese Summe aus den Kosten für Schallschutz und offene Rechnungen würde die letzte Finanzspritze von 1,2 Milliarden fast aufzehren.

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