Epidemiologe wirft Bundesinstitut Verharmlosung der Krebsgefahr durch das Pestizid Glyphosat vor

Verharmlost das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die Krebsgefahr durch das weltweit eingesetzte Herbizid Glyphosat? Diesen Vorwurf erhebt der Bremer Epidemiologe Eberhard Greiser. Der Medizinstatistiker wirft dem Amt "massive Manipulationen" bei der Ausarbeitung eines Reports vor, von dem die für den Herbst geplante Verlängerung der Glyphosat-Zulassung in der EU um weitere zehn Jahre abhängt. "Bei vielen Beurteilungen epidemiologischer Studien durch das BfR finden sich Falschdarstellungen", sagt Greiser. Als Beispiel nennt er eine schwedische Studie, die bei Glyphosat ausgesetzten Menschen ein erhöhtes Lymphdrüsenkrebs-Risiko fand. Das BfR habe die Studie unter anderem wegen angeblich fehlender Daten zu den Umständen der Pestizidbelastung nicht berücksichtigt, obwohl diese Daten für die Originalarbeit erhoben wurden. Auch kritisiert Greiser, dass wichtige Publikationen zum Krebsrisiko von Glyphosat gar nicht erst bewertet wurden. Das BfR weist die Vorwürfe zurück. Der Report sei umfassend begutachtet worden. Glyphosat sei "nach Prüfung aller vorliegenden Studien" nicht krebserzeugend. Das BfR-Urteil ist folgenreich, weil das Amt in der EU für die wissenschaftliche Einschätzung der Chemikalie zuständig ist.

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